Am Beispiel der Judenvernichtung im Dritten Reich wird deutlich, dass das Karma- und Reinkarnations- Verständnis eine rassistische Theorie ist. «Jude» zu sein, ist praktisch gleichbedeutend damit, «schlechtes Karma» zu haben. «Jude zu sein» ist nicht im geringsten damit gleichzusetzen, «schlechtes Karma» zu haben, wenngleich eine Vielzahl von Lebewesen zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Verkörperung als Jude eine Rückwirkung aus vergangenem Tun zugefallen ist, die sich historisch betrachtet als «Holocaust» präsentiert. Das Karmaverständnis bezieht sich auf den verkörperten Atma und nicht auf den Körper mit seinen unterschiedlichen und zeitweiligen Bezeichnungen wie Schwarzer, Weisser, Mann, Frau, Russe, Deutscher, Atheist, Christ, Hindu, Jude, arm, reich usw. Karma beurteilt auch nicht, ob etwas - gemäss ständig wechselnden gesellschaftlichen Normen - sogenannt «gut» oder «schlecht» ist, es wertet nicht nach zeitweiligen moralischen oder ethischen Bekenntnissen. Es gibt einfach jedem genau das zurück, was er selbst durch sein eigenes Handeln verursacht hat, unabhängig von Rassen- oder Religionszugehörigkeit, ob Atheist oder Theist usw.
Somit betrifft es jedes Lebewesen gleichermassen und wirkt sich entsprechend im Verlaufe der Wiedergeburten aus.
Unabhängig davon, welchen Körper jemand hat und egal unter welchem «Ismus» er lebt, ist Karma immer individuell an das handelnde und wünschende Lebewesen gekoppelt und bezieht sich nie auf äusserliche Bezeichnungen von Land, Volk, Rasse, Geschlecht etc.
Dass die Massenermordung der Juden nicht als Beleg dienen kann, dem Karmaverständnis rassistische Tendenzen vorzuwerfen, geht auch daraus hervor, dass gerade bei zwei jüdischen Nobelpreisträgern der jüngeren Zeit (Nelly Sachs und Isaac B. Singer), der Wiedergeburts- und damit verbundene Karmagedanke als Aufarbeitung des jüdischen Schicksals im Dritten Reich auftaucht.
«Karma» ist immer individuell und es obliegt dem Willen Gottes, zu bestimmten Zeiten eine grosse Zahl von Seelen an einem Ort zusammenzuführen, so dass sich ihr individuelles Karma gemeinsam erfüllen kann und gleichzeitig - bedingt durch die Grösse des Ereignisses - bei vielen anderen Seelen, welche ein solches Ereignis nur beobachten oder durch die Geschichte erzählt bekommen, ein individueller Lernprozess ausgelöst werden kann.
Siehe hierzu auch eine jüdische Meinung:
Leserbrief vom 6.6.98 in der BaZ oder
die Homepage von Yonassan Gershom.
Im privaten Raum mag das ja noch einigermassen verständlich klingen, aber sobald grössere Prozesse ins Spiel kommen, sieht man die klaffenden Lücken dieser Theorie. Beispiel Judenvernichtung: Das richtete sich nun gegen ein ganzes Volk. Um Himmels Willen: nein!
Karma richtet sich niemals gegen ein Volk oder gegen eine Rasse.
Das Nazi-Bestreben der Judenvernichtung war natürlich gegen ein Volk - oder besser - gegen eine Glaubensgemeinschaft gerichtet. Die Täter waren Menschen (wie Hitler und seine Vasallen), die aufgrund ihres rassistischen Gedankenmülls ein ganz bestimmtes (Glaubens-)Volk vernichten wollten.
Aber was das Karma betrifft, kennt dieses weder «Judenvernichtung», noch richtet es sich gegen «ein Volk» oder gegen eine «Glaubensgemeinschaft». Karma richtet sich weder gegen Juden, noch Indianer, noch überhaupt gegen jemandem, dem es schlecht geht - ja, es richtet sich nicht einmal gegen Mörder. Das Wort gegen in Bezug zu Karma ist ganz und gar fehl am Platz.
Es ist egal ob ich oder ein Mörder oder ein Gottesgläubiger irgendeiner Glaubenszugehörigkeit handelt: Ist einer von uns Ursache von Vikarma (siehe ganz oben), fällt Vikarma auf ihn zurück. Es ist nicht das Karma, das für Handlungen straft oder belohnt, es sind die Handlungen selbst, die strafen oder belohnen - individuell, persönlich, denn hinter der Handlung, die eine karmische Reaktion in Gang setzt, steht ja immer eine individuelle, selbstverantwortliche Person.
Siehe auch obige Links!
War die Judenvernichtung gemäss dem Karmaverständnis der Plan Gottes und die Nazis nur Erfüllungsgehilfen? Die Nazis waren in dem Sinne Erfüllungsgehilfen, als sich durch sie das Karma ausgewirkt hat, das von Gott (als innerer Lenker) nur «zugeführt», jedoch nicht «verursacht» worden war.
Die Handlungsweise der Nazis beruhte auf ihren persönlichen individuellen Wünschen, die von Gott erkannt und so gelenkt wurden, dass sie sich in karmisch gerechter Weise auswirkten. Gott ist daher nicht der Verursacher des Leides, sondern der in allen Lebewesen und allen Dingen weilende unsichtbare innere Lenker (in Sanskrit «Antaryami» oder «Paramatma» genannt), der bewirkt, dass sich alles entsprechend dem universalen Prinzip der Gerechtigkeit innerhalb des individuellen "Karma-Konto-Standes" auswirken kann. Daher bleibt die individuelle Freiheit und Verantwortlichkeit für das Handeln der Täter bestehen.
Ein wirklicher Gehilfe würde keine Reaktionen für sein Tun erhalten. Im vedischen Karma-Verständnis gibt es jedoch keine solchen Erfüllungsgehilfen und auch kein entsprechendes philosophisches Konzept, dass solche Verbrecher von ihrer Schuld freisprechen würde. Jedes verkörperte Lebewesen - sei es ein sadistischer Nazi oder sonst was - ist immer voll und ganz für sein eigenes grausames Tun verantwortlich und wird daher auch entsprechend diesem Tun irgendwann die Früchte in Form ähnlichen Leides ernten müssen (nicht ähnlicher Umstände; die können sehr stark varieren).
Jemand, der einem anderen etwas antut, hat den inneren Wunsch, dies zu tun, etwas zu besitzen oder zu erlangen, und die Bereitschaft, dafür zu tun, was er dann letztlich auch tut. Gott nimmt keinen Einfluss auf den Wunsch und die Bereitschaft des Lebewesens. Er nimmt nur darauf Einfluss, dass sich Wunsch und Bereitschaft im richtigen Moment, in der richtigen Situation, bei den richtigen Mit-Lebewesen auswirken können.
In diesem Sinne ist jedes Lebewesen Werkzeug oder Erfüllungsgehilfe, obwohl es gleichzeitig jederzeit volle Willensfreiheit hat (und zu jedem Zeitpunkt die eigene innere Haltung und die damit zusammenhängende Handlungsweise ändern kann) und demensprechend auch die Verantwortung für seine Handlungen übernehmen muss.
Stellt das Karmaverständnis den Massenmord an Juden als unvermeidlich dar? Auf die spezifischen Atmas, die in diesem Moment als Juden verkörpert waren, musste das früher verursachte Leid zurückfallen. So gesehen, war es unvermeidlich. Jedoch nicht in dem Sinne, dass dies in einer bestimmten Form zu geschehen hatte (beispielsweise Folter und KZs mit deren Tötungsmethoden).
Der 2. Weltkrieg ist zwar beendet, doch hat das individuelle Leiden und gewaltsame Sterben nicht aufgehört. Kriege wie in Ex-Yugoslawien, Afghanistan, Irak und vielen anderen Orten zeigen: das Elend des Krieges geht weiter und es gibt ohne Unterbruch immer tausende von Seelen, die darunter leiden müssen. Doch auch ohne solche auffallenden Ereignisse, geht das Leiden weiter, individuell und meist völlig unbemerkt von der Masse der Menschen und ihren Medien. Sei es in Form von Psychoterror am Arbeitsplatz oder innerhalb der Familie, seien es Verkehrsunfälle oder andere (Natur-)Katastrophen, seien es Krankheiten oder einfach nur das Leid des Alterns.
Ebenso erhält jeder seine angenehmen Reaktionen, die sich auf ebenso unterschiedliche Weise manifestieren können.
Wie kannst du dich als anti-Nazi bezeichnen? Ich verabscheue KZs, Folterungen, Herrenrassenwahn, Rassismus etc. Es ist ja gerade die Karma- und Reinkarnationslehre der Veden (wie ich sie selbst vertrete), welche die Bruder- und Schwesternschaft aller Seelen lehrt und welche die unterschiedlichen Körperformen nur als zeitweilige Kleidungsstücke betrachtet.
In dieser Lehre gibt es nicht den kleinsten Raum, nicht die geringste Möglichkeit für nationalistischen oder rassistischen Gedankendreck. Zentraler Punkt dieser Lehre ist das Verständnis: "Ich bin nicht der Körper, ich bin das ewige transzendentale Selbst (Atma)".
Siehe dazu auch folgende Links:
http://www.bhakti-yoga.ch/Buch/ddadb/GunaAtmausw.html
http://www.bhakti-yoga.ch/AnsArg/DerMensch.html
http://www.bhakti-yoga.ch/Buch/DerSinndesLebens.html
Nur auf der falschen Grundlage der Identifikation mit dem zeitweiligen Körper, ist es möglich, dass Nationalismus, Rassismus usw. Fuss fassen können. Daher ist das Atman-Verständnis der vedischen Karma- und Reinkarnationslehre ein ganz natürlicher Gegner von allen menschenverachtenden Ismen, welche immer auf der Identifikation mit dem Körper beruhen.
Wenn der Judenmord, also die Absicht, alle Juden zu vernichten, auch ganz einfach in die Karmalehre eingefügt wird, heisst das doch, dass die Juden als Gesamtheit in ihren früheren Leben irgendwelche Übeltaten vollführt haben müssen. Das will mir aber in dieser Pauschalität nicht in den Kopf. Solche Pauschalität ginge mir auch nicht in den Kopf und widerspricht ja auch den geschichtlichen Tatsachen.
Die Absicht, alle Juden zu ermorden, wird nicht in die Karma-Lehre eingefügt. Aber durch die Karma-Lehre erhalten wir eine philosophische Erklärung, welche nicht Gott indirekt als Übeltäter bezeichnet.
Karma ist etwas ganz persönliches, individuelles, das nichts mit Rassen-, Religions- oder Geschlechterzugehörigkeit usw. zu tun hat.
Karmische Reaktionen sind immer individuell und nicht spezifisch jüdisch. Das Karma-Gesetz ist weder gegen Juden, Hindus, Christen, Moslems, Schwarze, Weisse, Rote, Gelbe, Frauen, Männer usw., genausewenig wie die Schwerkraft gegen irgendjemanden wäre, nur weil ein Stein, den er hochgeworfen hat, auf seinen Kopf fällt. Das Karma-Gesetz bevorzugt auch niemanden, nur weil durch dieses Gesetz auch alle angenehmen Dinge des Lebens, all das, was wir als Glück oder Genuss bezeichnen, den verursachenden Seelen zukommt.
Karma kennt also weder Zuneigung, noch Abneigung, - es ist vollkommen wertfrei.
Auch während des Holocaust gab es auf der ganzen Welt viele wohlhabende Menschen, die dem jüdischen Glauben angehörten, und von den Greueltaten Hitlers und seiner Schergen nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Doch unabhängig von solch grossen geschichtsträchtigen Ereignissen, geniessen oder erleiden alle Lebewesen - überall und zu jeder Zeit - die Folgen ihres eigenen Tuns. Dies entspricht dem eigentlichen Verständnis des Karma-Gesetzes.
Es mag vorkommen, dass von höherer Seite her, bestimmte Seelen mit ähnlichem Karma so zusammengeführt werden, dass ein Ereignis wie der Holocaust stattfinden kann, um die Menschen etwas aufzurütteln, um sie auf festgefahrene Ungerechtigkeiten unausweichlich hinzuweisen. Das hat aber nie etwas mit der Rasse oder der Religionszugehörigkeit zu tun.
Es scheint, dass solche unübersehbaren Ereignisse schon immer die Menschheit aufzurütteln versuchten. Man denke an die Greueltaten Roms gegenüber den Christen, des christlichen Europas gegenüber der indianischen Urbevölkerung Süd-, Nord- und Zentralamerikas, wo auch x-Millionen hingeschlachtet wurden, man denke an Hiroshima und Nagasaki, Vietnam, Bosnien, Jemen usw usw.
Manchmal leiden die Menschen ganz privat, ausserhalb der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und manchmal trifft es so viele auf einmal, dass die ganze Menschheit erschüttert und aufgerüttelt wird.
Doch das Karma muss man - egal in welcher Form es sichtbar wird - immer als etwas individuelles sehen, das sich nicht an die zeitweiligen Manifestationen des Körpers binden lässt.
Die Aussage, Karma sei eine Lebensschule, und deshalb gebe es nichts schlechtes, was aus einem guten Grund heraus geschehe, ist blanker Zynismus, in Anbetracht beispielsweise eines Aidskranken, eines Taubstummen, eines Kindes, das von seinem Vater missbraucht wird und eines jeden anderen, der tagtäglich unter seiner Behinderung (den Lebensumständen.etc.) zu leiden hat. Karma wird zwar als ausgleichendes Prinzip einer Lebensschule verstanden, ohne aber gleichzeitig zu behaupten, Aids sei toll und vergewaltigende Väter gehörten zum guten Ton einer Gesellschaft (sie gehören meines Erachtens lebenslang ins Gefängnis oder in eine geschlossene Anstalt).
Doch das Leid ist weder Strafe Gottes, noch ein freiwillig gewähltes Schicksal, sondern ist eine Reaktion, die mit unserem eigenen vergangenen Tun und somit mit unserer Entwicklung zu tun hat.
Ein leidvoller Umstand wird im vedischen Karmaverständnis nicht einfach als isolierter Punkt, sondern als Punkt in einer Linie verstanden. Daraus leitet sich die Einstellung zur Situation ab: Auseinandersetzung mit der Situation und nicht Schuldzuweisung an Gott, den Zufall oder die böse Umwelt etc.
Das Leid, das mir widerfährt, hat also in irgendeiner Form mit mir persönlich zu tun, ist etwas, das mir «zu-fällt» (weil es von mir verursacht wurde) und mit meiner Entwicklung der Sinnfindung - in einer Linie meiner persönlichen Handlungen und Wünsche - zusammenhängt.
Aus diesem Verständnis heraus kann man sich darin üben, jede Situation als Teil (Folge und Fortsetzung) des eigenen Weges durch die materielle Welt zu sehen und nicht als willkürliches, sinnloses oder zufälliges Ereignis.
Welchen Nutzen soll die sogenannte Lebensschule beispielsweise für ein vierjähriges Kind haben, das in Somalia an Durchfall verreckt? Jede Erfahrung hat einen Einfluss auf die Person, unabhängig davon, ob diese Erfahrung noch in derselben Verkörperung eine Fortsetzung findet, oder erst in einer nächsten Geburt. So wie viele Erfahrungen dieses Lebens - an die man sich konkret gar nicht mehr erinnern kann - dazu beitrugen, zu der Persönlichkeit zu werden, die man in der Gegenwart ist, genauso ist es mit Erfahrungen, welche das Lebewesen von einem Körper zum anderen mitnimmt.
In diesem Beispiel ist erst dann keine Lernmöglichkeit und kein Sinn mehr zu erkennen, wenn es getrennt von der Reinkarnation betrachtet wird, wenn man das Selbst mit dem Körper gleichsetzt.