Alkoholismus

Naja, das is halt die Schilderung von einem Hardcore-Säufer, Marke Quartalo Fatalo, ich vermute mit Alpha - Gamma - Epsylon Qualitäten und zeigt halt eine Möglichkeit von vielen, wo man landen kann. Mir ist, als hätt ich mich in 2 längeren Phasen regelrecht aus dem Körper gesoffen und heut schweb ich nur noch irgendwie neben mir und neben der alltäglichen Wirklichkeit herum. Ja, aus dem Körper hab ich mich gesoffen. So fühlt es sich an, auch heute, wo ich nichts trinke.

Die erste Phase von Jugend an, wo ich als Lehrling mit dem Fleischer im Kühlhaus den gekühlten Vodka gesoffen hab um auch ein Mann zu sein, bis ca. zum 26 LJ., dieses Zeitloch hätt ich noch abfangen können. Die folgenden Jahre der Abstinenz muss ich auch dazu rechnen, weil sich da ja im Kopf auch noch viel um die Sucht und die Distanzierung vom Alkohol gedreht hat - aber gut, das war eben die Entspannungsphase. Wäre eine gute Gelegenheit gewesen, noch was zu retten, aus der restlichen Lebenszeit zumindest was zu machen und das Leben umzugestalten. Und das hab ich auch versucht.

Da hab ich mich auch mit riesigen Rückständen in der Entwicklung meiner Persönlichkeit vertraut machen müssen, weil wie viele, die in jungen Jahren zu saufen beginnen, bin ich stecken geblieben und hab mich, mittlerweie 30 geworden, auf dem geistigen Niveau eines Entwicklungsgestörten 14 jährigen Naiven wieder gefunden, der in der Zwischenzeit nur Erfahrungen mit seiner kriminellen Seite in dunklen Gassen und der Polizei gesammelt hat ... in einer Zeit, wo andere, normale Leute vielleicht Familien gründen oder sonst wie versuchen, ihr Leben ein wenig kultivierter zu gestalen. Da gab es also jede Menge persönlicher Defizite aufzuarbeiten und das war nicht ganz leicht.

Ja, weil damals, wie ich nüchtern geworden bin is mir auch zum ersten mal so wirklich klar geworden, dass es innerhalb der Zeit das ewige Leben nicht gibt. Soweit ich informiert bin, sind noch fast alle, die mal geboren wurden, auch gestorben. Traurig aber wahr, wie mir scheint. Also wär es sicher nicht schlecht, die Zeit die einem zur Verfügung steht auch gut zu verbringen. Und meine jugendlichen Extrem-Erfahrungen mit Alk waren bis dahin "nicht gut". Aber noch hatte ich Hoffnung und Zuversicht. Und einen guten Engel an meiner Seite.

Aber den Absturz dann - nach dieser längerer Zeit der Abstinenz und schönen, klärenden Gedanken ... wo es dann innerhalb von 2 Jahren so rasant und tief runtergegangen ist wie zuvor in 10 oder 12 Jahren ...nein, den Absturz kann ich mir nicht verzeihen. Nicht mehr innerhalb des Zeitsystem. Die Vitalkräfte sind ziemlich aufgebraucht. Der Hauptgrund, warum ich mich nicht gänzlich wegbeame, von der Zeitachse, bin weniger ich selber als ein gewisses, ohnehin recht schwaches Restverantwortungsgefühl für die Restfamilie, die alte Mutter und die 2 oder 3 guten Freunde, die mir noch geblieben sind.

Mir ginge es gut, wären die Anforderungen der Zeit nicht so streng. Zeit ist Geld und Geld ist Gott ... der Mensch als funktionierende Arbeitsmaschine ... ständiges Wachstum, Fortschritt bis zur Extase, nur wohin ... worum gehts ... beim Fortschritt? Da steckt wieder positives wie negatives drinnen, in dem Wort allein. Die Weiterentwicklung eines Zustandes, hab ich grad gelesen? Welches Zustandes? Der Stillstand wird als etwas verdammenswertes betrachtet. Dabei ist es m.E. aber unumgänglich, mal anzuhalten, wenn ich seh, der Kurs ist nicht ganz richtig. Dann dreh ich mich eine Weile im Kreis herum, schau auf den Kompass und kann vielleicht in eine neue, eine bessere Richtung voran schreiten, aber wenn ich ewig nur hör: "Fortschritt!" "Wachstum!" "Fortschritt!" "Wachstum!" "Fortschritt!" "Wachstum!" kann ich nur noch an ein Krebsgeschwür denken und an mein Fortschreiten von dieser gehetzten Welt da. Kein Wunder, wenn ich mir da einen Tumor aufreiss, wenn ichs nicht schaff, innerlich Abstand zu gewinnen.

Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Das ist eben die irdisch/weltliche Macht. Da muss ich mich abfinden damit.

Was mich ja so anzipft ist der Umstand, dass immer in kranken Einzelwesen rumgesucht und geforscht wird. Grad so, als wär die Umwelt, also das System eigentlich, voll gesund, mit Herz und Hirn durchdacht gemacht und der Kranke müsse da nur richtig angepasst werden.

Das stimmt so nicht - haben auch schon klügere Menschen als ich festgestellt, Akademiker und Gelehrte - weil in Wirklichkeit is der Mensch nicht getrennt von seiner Umwelt zu denken. Isoliert und frei schwebend, als MACHER und Herrscher über die Erde. Und wenn sich einer fühlt, als wär er in Alcatraz gelandet, dann kanns schon mal vorkommen, dass er vielleicht Fluchtgedanken entwickelt und nach einem Ausweg .....


.... SUCHT.
 
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Was mich ja so anzipft ist der Umstand, dass immer in kranken Einzelwesen rumgesucht und geforscht wird. Grad so, als wär die Umwelt, also das System eigentlich, voll gesund, mit Herz und Hirn durchdacht gemacht und der Kranke müsse da nur richtig angepasst werden.

Das stimmt so nicht - haben auch schon klügere Menschen als ich festgestellt, Akademiker und Gelehrte - weil in Wirklichkeit is der Mensch nicht getrennt von seiner Umwelt zu denken. Isoliert und frei schwebend, als MACHER und Herrscher über die Erde. Und wenn sich einer fühlt, als wär er in Alcatraz gelandet, dann kanns schon mal vorkommen, dass er vielleicht Fluchtgedanken entwickelt und nach einem Ausweg .....


.... SUCHT.
Danke. Nur den Ausweg, den gibts nicht auf die Art... denn außerhalb des Seins, da ist nix, Kaputtsky, drum findet man den Ausweg wahrscheinlich nur nach innen. Da wärs ja dann aber ein In-Weg.

Wenn das jetzt offtopic sein sollte, bedaure ich es ganz moderat. Mir scheints zum Thema zu gehören, gell, ganz verantwortlich. Und mich interessiert in einem solchen Thema ehrliches Reden aus dem Leben mehr als irgendwelche unheimlich gescheiten Theorien. (Weil die meistens eh nicht funktionieren.)
 
Danke. Nur den Ausweg, den gibts nicht auf die Art... denn außerhalb des Seins, da ist nix, Kaputtsky, drum findet man den Ausweg wahrscheinlich nur nach innen. Da wärs ja dann aber ein In-Weg.

Ja, das ist ja dann letztendlich auch geworden, in meinem Fall. Das kann ich schon sagen. Nicht ganz glücklich gelungen, hätte man souveräner lösen können, wäre man bereits etwas Vernünftiger zur Welt gekommen, aber ich bin zufrieden und ahne, die Richtung stimmt .... zumindest mit mir überein.

Allerdings darf man sich nicht zu sehr auf die Außen und Umwelt beziehen, bei der Betrachtung von Krankheit und Sucht, weil da wird einem dann wieder häufig Schuldprojektion unterstellt.

Aber so is das nicht, weil ich sag heut: Gar niemand ist schuld. Die Welt ist wie sie ist - Licht und Liebe für die Welt an dieser Stelle :) - und ich habs einfach zu spät gesehen. Und dank dem Himmel, dass ich überhaupt noch was sehen darf.
 
Was ich erlebt habe: es hat eine lösende Wirkung auf den Abhängigen, wenn die Mutter zunächst die Verachtung anerkennt und sie dann ich Achtung (und zeitweilig auch verbunden mit der Übernahme der Verantwortung dafür) verwandelt. Dabei reicht es für den Betroffenen, dass dies im Rahmen einer Aufstellung geschieht. Es wäre wenig hilfreich, wenn man einem Süchtigen sagte: "Du kannst ja nix für Deine Entscheidungen, die Mama ist ja schuld." Für den Süchtigen selbst ist es unabdingbar, die Anmaßung gegenüber der Mutter und dem Vater, die hinter seinem Verhaltensmuster steckt, zu erkennen und die Eltern wieder mit Achtung ansehen zu können - beide. Daher ist es das Wichtigste, dass der Begleiter ebenfalls den Eltern mit Achtung gegenüber steht (vor allem gegenüber dem verachteten Vater des Betroffenen!)


Hallo A 1526,

ich glaube eher, dass die Väter der Alkoholiker auch Alkoholiker waren (dies wurde in einer wissenschaftlichen Studie ebenfalls belegt). Das die Mütter somit den ebenfalls abhängigen Vätern keine Achtung entgegenbrachten, ist wohl nachzuvollziehen, denn ihr Mann war somit zu einem weiteren Kind für sie geworden oder vielleicht noch eine schlimmere Last. Das Vorbild, das der Vater seinen Kindern geliefert hatte, liegt klar auf der Hand: Vater war schwach und Mutter war stark.
Worin liegt denn jetzt aber die "Erlösung" des Alkoholikers, wenn ihr seine Mutter als die Achse des Bösen hinstellt? Warum soll es ihm helfen, wenn ausgerechnet sie, die vielleicht die ganze Familie über Wasser gehalten hatte, klein gemacht wird, in dem ihr ihn sagen lasst: "Schau, du kannst ja nix dafür (Alkoholiker zu sein), denn die Mutti war ja Schuld." Aber "Schuld" hatte doch der Vatti, da er ja das schreckliche Vorbild war!

Die Art, wie Frauen bei den Familienstellern ganz oft "die Schuld" zugewiesen bekommen, kann ich leider nicht nachvollziehen. Genauso wie ich nicht nachvollziehen kann, dass 4 Millionen Frauen als Hexe auf dem Scheiterhaufen (durch Männer!) in Zeiten der Inqisition verbrannt wurden. Auch heute noch lese und höre ich sehr viel Frauenhass in vielen Aussagen, die wirklich erschreckend sind. Die Minderwertigkeit der Frau ist m.E. ein fester Bestandteil beim Familienstellen. Hellinger z.B. hat eine Mond-Pluto Opposition, d.h. er hatte vielleicht eine dogmatische Mutter oder eine Mutter, die ihre Macht missbrauchte oder manipulierte. Daher rührt sicher seine Missachtung der Frauen, denke ich mir mal.........

Na ja, es gibt ja schon viele Familiensteller die dieses ebenfalls erkannt, ihre Schlüsse daraus gezogen haben und glücklicherweise differenzierter agieren......





LG
Urajup
 
Die Welt ist wie sie ist - Licht und Liebe für die Welt an dieser Stelle :) - und ich habs einfach zu spät gesehen.
Jetzt sag ich dir was. Und ich weiß ganz genau, was ich da sage. Es ist bis zum letzten Herzschlag einer Existenz nicht zu spät, etwas zu sehen - und die Hauptsache ist, DASS du etwas siehst. Mehr braucht es gar nicht, Kaputtsky. Du hast etwas gesehen. Darauf kommt es an. Niemand verurteilt dich - niemand HAT dich zu verurteilen - bitte verurteil dich nicht selbst, es ist nicht nötig. :liebe1:
Kinny
 
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Jetzt sag ich dir was. Und ich weiß ganz genau, was ich da sage. Es ist bis zum letzten Herzschlag einer Existenz nicht zu spät, etwas zu sehen - und die Hauptsache ist, DASS du etwas siehst. Mehr braucht es gar nicht, Kaputtsky. Du hast etwas gesehen. Darauf kommt es an. Niemand verurteilt dich - niemand HAT dich zu verurteilen - bitte verurteil dich nicht selbst, es ist nicht nötig. :liebe1:
Kinny

Nein Kinny, ich verurteil mich nicht ...nicht mehr... nicht, solang ich hier an diesem Fenster zwischen Ewigkeit und Zeit sitzen darf. Hier gehts mir gut. Erst wenn ich mich ins Zeitgetriebe ziehen lass, was ja doch auch immer wieder passiert, wenn ich mich hetzen lass und diesen seltsamen Blick auf die Ewigkeit verlier - der für viele möglicherweise nur eine deliröse Hirngeburt eines versoffenen Hirns sein mag, eine Wahnvorstellung... :dontknow: was aber nicht mein Problem ist - dann beginnt wieder das Messen, Wägen und Vergleichen und das krampfhafte Suchen nach dem Selbstwert. Und zur Verfügung stehen mir dann nur die Erfahrungen meiner LebensZEIT und die sind nun mal nicht sehr anregend und fruchtbar zum Weitergehen.

Aber ich versteh recht gut, dass ichs sehr einfach habe hier, wo ich gelandet bin. Ich hab kein sonderliches Image mehr zu wahren, keine aufregende Erfolgskurve mehr zu halten oder zu verbessern und im Moment die Zeit für meinen "sogenannten" Stillstand, den ich einfach brauch. Eine kleine "künstlerische Freiheit" sozusagen, für die ich sehr dankbar bin. Dafür hab ich kein Geld. :-(

Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Das is aber keine Empfehlung .... das sucht man sich nicht "bewusst" aus, so eine..... Karriere und ein bisserl Kultur darf schon sein.

Grüße aus dem psychischen Schweinestall

Willi Eberle :liebe1:

p.s. ich hab ja wieder 2 A4 Seiten geschrieben zu meiner Erfahrung mit Schuldprojektion auf Vater und Mutter, natürlich gabs da eine Phase wo ich durch musste, aber das spar ich mir jetzt mal. Ich qatsch eh schon wieder zuviel rum. Das is mein Merkur. Ich hab mich ausgesöhnt mit den beiden. :)
 
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