Alkoholismus. Ab wann besteht akuter Handlungsbedarf des Umfelds?!?

Neutrino

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Ich hatte zuerst überlegt, das Thema unter PsyscheundPersönlichkeit, dann unter Allgemeines .... aufzumachen, habe mich aber letztlich für Unteruns entschieden.

Jetzt kürzlich ist eine Freundin wieder sturzbesoffen auf einer Party aufmarschiert, Kindergeburtstag (zb. wohlgemerkt!)... und es ging vielfach nur noch darum irgendeiner Eskalation entgegen zu wirken. Der Kindergeburtstag war wunderschön, keine Frage.... mittlerweile wird sie eh von allen nur noch "hingenommen {.... bis.... verschaukelt, ausgelacht... von den Kindern, die das gar nicht mehr ernst nehmen wollen/können.... zB.}, irgnoriert" in diesem Zustand. Nur...

WAS sind die nächsten Schritte, wenn so etwas regelmässig und vermehrt auftritt, die Person schon kaum noch "relevant" ansprechbar ist... und dieses Ganze auch noch mit sowas wie einer Persönlichkeitsstörung einhergeht, wir aber alle sowas wie "Intimfreunde" sind. Intimfreunde bezeichne ich als sowas wie erweiterte Familienqualität,..... man kennt sich schon über Jahrzehnte und Erfahrungswerte werden auf sehr viel ehrlicherer Weise ausgetauscht, als noch mit Familienmitgliedern.... So in der Art. Wird wohl jeder kennen, zB. dass er/sie dem besten Freund oder Freundin ganz anderes einschänkt als Familienmitgliedern. Was eine gewisse Toleranz ermöglicht, .... die sich dann aber auch bei Zeiten kontraindiziert gestaltet, spätestens, wenns um Süchte, und dann auch noch eine so komplizierte Sucht wie Alkohol dreht. Sich auf dieser Ebene "verbünden" ist dann aber allerwirklichstens nicht mehr möglich, .... einfach.... gar nicht mehr.

Dabei sind die Kinder überraschenderweise insgesamt *wohlauf*..... gehen regelmässig zur Schule und können in allem mithalten.

Ich mache mir ernsthafte Sorgen um meine Freundin, allerdings prallen alle Ansprachen an ihr ab. Was sollen wir (ihre wirklich näheren "Intimfreunde") nun tun, wie damit umgehen?
 
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1 - Du ziehst sie aus dem Verkehr
2 - Du handelst mainstream
3 - Du beginnst kontrovers zu denken

Kannst du dich für Weg 3 durchringen, besteht ne Chance, ansonsten der übliche Abkanzelungs Modus. So wie du schreibst, bist du ja bereits (Alkohol = Sucht -> prägniert) inhaltiert.......

Bist du FÜR deine Freundin, musst du auch FÜR deine Freundin denken. (Alles, was abprallt, ist "gegen" sie gedacht)

Schritt 1: Lerne ihren Alkohol kennen (Dieser Schritt ist bereits schwer)
 
Weisst du warum deine Freundin zur Flache greift ? Hat sie schwerwiegende Probleme oder ähnliches ?

Ich war in einer Beziehung mit einem Alkoholiker . Und kann nur aus eigener Erfahrung sagen solanger dieser Mensch sich nicht Helfen lassen möchte hast du absolut keine Chance ihm vom Alk weg zu bringen Ich habe lange versucht zu helfen damit umzugehen - aber als er mir dann mich immer mehr Betrog , beklaute usw.... konnte ich nicht mehr . Wie lange Trinkt deine Freundin denn schon ?
 
Wenn Versuche im Einzelgespräch nichts geholfen haben und die betroffene Person die Augen vor dem Problem verschliesst, wäre beim Sucht-Thema eine Gruppen-Intervention angebracht. Dazu gibt es ein paar Regeln.
  • Es darf nicht bei der betroffenen Person zu Hause stattfinden. Denn auf eigenem Boden fühlt sie sich sonst attackiert und macht von Anfang an dicht.
  • Es sollen mehrere Menschen daran teilnehmen. Dann kann sich der Betroffene weniger gut verschliessen und ist allgemein eher bereit, über dort Gesprochenes nachzudenken.
  • Es dürfen - und das ist extrem wichtig - nur Menschen dabei sein, die zur geliebten Familie gehören oder sonst dem Betroffenen sehr nahe stehen. Sobald zu fremde Personen dabei sind, wird auch dicht gemacht. Man verliert Vertrauen und Beziehungen können kaputt gehen.
  • Idealerweise überlegen sich die Leute, die mitmachen vor der Intervention ein paar Alternativen, die der Betroffene gehen könnte.
  • sehr gut wäre, wenn unter den Teilnehmern jemand wäre, der früher dasselbe Problem hatte. Das öffnet oft.

ABER DAS WICHTIGSTE:
Bevor ich das alles starte würde ich unbedingt eine Fachperson zum Thema ausfindig machen und persönlich für ein ausführliches Gespräch treffen. Es wäre wirklich tragisch, wenn man etwas Gutes tun will und damit versehentlich Chancen zerstört, weil man nicht ausreichend informiert war. Zwar ist die Intervention wie oben beschrieben meist die beste Alternative, wenn sich der Betroffene vor dem Problem verschliesst. Aber eben nicht immer. Wirklichen Durchblick hat hier nur jemand vom Fach.

Ganz viel Glück wünsche ich!
Elli
 
Ich würde mich zuallererst um das Wohlergehne der Kinder dieser Frau sorgen. Weil wenn sie auch tagsüber alkoholisiert ist ist sie DEFINITIV nicht in der Lage sich um Kinder zu kümmern und Kinder von Alkis sind regelmässig Fälle die im Erwachsenenalter jahrelang Therapie benötigen.

Davon abgesehen hat ein erwachsener Mensch das Recht sich die Birne rauszusaufen wenn sie das so möchte. Ihr müsst allerdings ihr suchtbedingtes Verhalten in eurer Anwesenheit nicht dulden. Stichwort Abgrenzung.
 
Alkoholismus ist eine Krankheit. Und fast immer sogar eine Folgekrankheit. Das heisst, es bestehen schon vorher Probleme, die nicht gelöst werden können. Darum werden sie dann in Alkohol ertränkt. Bis die Leute merken, dass das nicht funktioniert, ist es meist zu spät.

Natürlich muss man sich auch um die Kinder kümmern. Das ist ja wohl klar und sollte nicht extra erwähnt werden müssen. Aber das Alkoholproblem wird so nicht gelöst. Vielleicht sogar verschlimmert. Und wenn diese Frau ihre Kinder liebt, ist es wichtig, die Kinder nicht von dieser Liebe abzutrennen. Denn eine lieblose Kindheit richtet nicht weniger Schaden an als ein süchtiger Elternteil. Sehr oft sogar mehr. Und auf jeden Fall kann eine brutale Trennung, z.B. seitens einer Behörde, mehr Schaden anrichten als eine zusammen ausgestandene Krankheit.
Schäden haben die Kinder sowieso bereits, wenn der Alkoholismus der Mutter schon so fortgeschritten ist, dass sie besoffen auf Kinderpartys auftaucht. Dann kann es für die Kinder nur noch darum gehen, den Schaden jetzt möglichst einzugrenzen.
Die Kinder von einer liebenden (!) Mutter zu trennen wär absolut das letzte, was ich raten würde. Die Folgen von Suchteltern kann man später ausheilen, wenn es nicht in Gewalt oder anderen schlimmen Sachen ausgeartet ist. Fehlende Liebe kann man nie wieder ausheilen. Denn nur durch das Vorbild, dass man als Kind von jemandem geliebt wird, lernt man auch sich selbst zu lieben. Die ehrliche Liebe eines Elternteils heilt mehr und fängt mehr Schaden auf als es der weltbeste Therapeut könnte.

Ich würde also sagen, es kommt darauf an, wie alt die Kinder sind. Je nachdem würde ich ihnen alles in für sie verständlicher Weise erklären und sie selbst entscheiden lassen. Das ist nämlich einer der Punkte, an denen unsere Gesellschaft krankt. Dass Kinder wie unfertige Persönlichkeiten behandelt werden anstatt als die empfindungs- und denkfähigen Menschen, die sie sind. Öfter als man glauben würde, können sie selbst schon beste Entscheidungen für sich treffen.

Das Ganze ist unmöglich auf Distanz zu entscheiden. Daher eben meine hervorgehobene Empfehlung vorher, sich an eine fachkundige, erfahrene Person zu wenden!
 
Alkoholismus ist eine Krankheit. Und fast immer sogar eine Folgekrankheit. Das heisst, es bestehen schon vorher Probleme, die nicht gelöst werden können. Darum werden sie dann in Alkohol ertränkt. Bis die Leute merken, dass das nicht funktioniert, ist es meist zu spät.

Wer den Widerspruch in diesen Zeilen nicht sieht,
muss sich nicht wundern, dass nicht allen geholfen werden kann.....
 
Genau das ist der Punkt bei Suchtkrankheiten. All die Widersprüche.

Nein. Der Hauptpunkt ist schon mal Alkoholkonsum/Alkoholismus als Sucht zu bezeichnen. Das ist eine 08/15 Schublade.

10 Mythen über Alkohol

Es ist sehr leicht, schnell die Suchtkrankheit loszulassen, und sich dann wundern zu müssen, dass Menschen kaputt operiert werden und es nur bei wenigen gelingt, eine Art Heilung zu erzielen, nämlich bei jenen, die wirklich krank waren.

Alkohol ist ein "waches Narkotikum", das einer bereits "vorhandenen Suchtkrankheit" verhelfen kann, schneller und intensiver fortzuschreiten.

Dadurch, dass Alkoholkonsum selbst zur Krankheit hochpostuliert wurde, konnte das Ziel erreicht werden, einen Stempel aufzudrücken, mit dem im Eintopfverfahren Kasse gemacht werden konnte.
 
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@JacquesDeMolay
Nirgendwo habe ich gesagt, Alkoholismus sei eine Suchtkrankeit. Das hast nur du so zusammengefügt, weil ich im gleichen Post von Sucht und Krankheit sprach. Vermutlich bist du aus deinen ganz eigenen Gründen darauf sensibilisiert.

Aber hier geht es nicht darum, die Details eines Krankheitsverlaufs mit seinen korrekten Bezeichnungen zu benennen, sondern darum, der Threaderstellerin Vorschläge zukommen zu lassen, wie sie ihre Freundin unterstützen kann. Es wäre also wesentilch hilfreicher, wenn du DAZU etwas sagen könntest.
 
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