Alice Schwarzer legt nach: "Die große Verschleierung"

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mdelajo

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Als ein wichtiges Buch zur aktuellen Integrationsdebatte begrüßt Iris Radisch Alice Schwarzers neues Buch "Die große Verschleierung", das für die Kritikerin den Vorzug hat, die auf Abwege abgeglittene Integrationsdebatte wieder in die Bahn zu bringen und zu einem Streit um Frauenrechte zuzuspitzen. Eine besondere Qualität des Buches sei, so Radisch, dass es die Etappen der Diskussion von 1979 bis heute im Spiegel auch Emma-Artikeln nachzeichne, und dadurch allgemeine Traditionslinien der Islamisierung im Iran oder Afghanistan sichtbar würden, in deren Licht die Debatte zunehmend auch in Deutschland geführt werde. Gleichzeitig werde dezidiert gegen das Menschenbild Stellung bezogen, für das der Schleier stehe und der nichts weniger bedeute, als dass eine unverschleierte Frau eine Frau ohne Würde sei. Dass Schleier oder Kopftuch Frauenrechte beschneiden, und deswegen nicht tolerierbar sind. Als Zeichen gegen die zunehmende Akzeptanz der Verschleierung, die Schwarzer und die Kritikern als Vorposten der Gewalt gegen Frauen betrachten, unterschreibt die Kritikerin auch Alice Schwarzers Forderung nach einem Kopftuchverbot für Schülerinnen an deutschen Schulen.


http://www.perlentaucher.de/buch/34943.html


FOCUS Online: Frau Schwarzer, was unterscheidet Ihr Buch von dem Thilo Sarrazins?

Alice Schwarzer: Ich habe das 460-Seiten-Buch von Herrn Sarrazin noch nicht gelesen, aber vieles drumrum. Ich denke, im Gegensatz zu Sarrazin geht es mir nicht um „die“ Muslime und um „den“ Islam, sondern um die Islamisten. Also diese Minderheit, die den Islam politisch missbraucht. Und deren erste Opfer übrigens nicht wir sind, sondern die Mehrheit der nicht-fundamentalistischen Menschen im muslimischen Kulturkreis.

FOCUS Online: In einigen Punkten gibt es Gemeinsamkeiten. Wie Sarrazin kritisieren Sie die Verharmlosung von Parallelgesellschaften, junge Muslime, die den Islam radikal auslegen, die Gewaltbereitschaft unter jungen türkischen Männern, Frauen-Unterdrückung durch das Kopftuch.

Schwarzer: Ja, diese ganze Entwicklung kritisiere ich auch. Aber nicht mit der Intention der Abwehr, sondern mit der Hoffnung einer wahren Integration.

FOCUS Online: Sind Sie islamophob? Oder gar rassistisch?

Schwarzer: Nein. Ich vermute, auch Sarrazin hätte sich diesen Vorwurf nicht zugezogen, wenn er nicht gleichzeitig diese verschwurbelten Theorien über Gene und vererbbare Intelligenz verbreitet hätte. Ich stelle fest, dass diese Art von dumpfem Biologismus bezogen auf Türken helle Empörung hervorruft – jedoch bezogen auf Frauen, die ja angeblich anders denken und fühlen und einparken, kaum jemanden stört.

FOCUS Online: Sie warnen vor der „Verschleierung der islamistischen Gefahr“ durch Kulturrelativisten in deutschen Medien und der Politik. Ist das Ihrer Ansicht nach gerade wieder geschehen?

Schwarzer: Gerade beim Fernsehen werden bis heute als „Gegenpart“ zu kritischen Nicht-Muslimen fast immer geschulte, dauerlächelnde Funktionärinnen und Funktionäre der Islam-Verbände eingeladen. Doch die sind häufig islamistisch. Einige wie Milli Görüs werden zu recht vom Verfassungsschutz beobachtet. Damit gibt man immer wieder der radikalen Minderheit eine Stimme, statt der aufgeklärten Mehrheit unter den Muslimen. Zu den Aufgeklärten zählen nach meiner Meinung nach zum Beispiel der zweite Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschlands, Ali Ertan Toprak, die türkische Rechtsanwältin von nebenan – oder auch einfach ein Gläubiger aus der Nachbarschafts-Moschee.

FOCUS Online: Als weiteres Beispiel typisch deutscher Reaktionen nennen Sie den Sturm der Entrüstung über das Schweizer Minarett-Verbot sowie das Burka-Verbot in Frankreich.

Schwarzer: Ein Burka-Verbot im öffentlichen Raum sollte in ganz Europa selbstverständlich sein. Es ist schon grauenvoll genug, dass die Frauen in den islamistisch beherrschten Ländern unter die Burka gezwungen werden. Sonst droht ihnen der Tod. Diese Burka ist ein wandelndes Stoffgefängnis und Ausdruck brutaler Frauenverachtung. Was die Minarette in der Schweiz angeht, ist es komplizierter. Eigentlich ist gegen Minarette nichts zu sagen – solange sie nicht als Propaganda-Tower mit Power-Lautsprechern missbraucht werden. Aber ich denke, dass sich in der Schweizer Abstimmung auch der Unmut der Bevölkerung über Parteien Bahn gebrochen hat, die das berechtigte Unbehagen der Menschen über die so schief gelaufene Integration einfach ignorieren oder gar als „rassistisch“ abtun. Damit treiben die Parteien der Mitte und der Linken die Menschen in Scharen den rechten Populisten in die Arme. Wie jetzt auch in Schweden. (...)


http://www.focus.de/politik/deutsch...ein-kopftuchverbot-an-schulen_aid_554120.html


Ich habe auch dieses Buch nicht gelesen (glaube es erscheint am 23.09.2010), jedoch lässt sich ganz gewiss, auch nach den Interviews und den Kernaussagen, die Frau Schwarzer seit 30 Jahren tätigt, einer Nähe meinerseits zu ihren Aussagen und ihrer Haltung sehr wohl festmachen.

Ihr Buch ist sicher nicht so vernebelt wie die Thesen des Herrn Sarrazin z.B. in bezug auf seinen Ausflug in die Genetik, wobei ich selbst ihm keine böse Absicht oder sogar Rassismus unterstelle, eher eine gewisse Holprigkeit oder auch gezielte Provokationen, um sein Buch zum Bestseller avancieren zu lassen.

Nun denn,

:morgen:
 
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Jo, Servus.

Tendenzen, die in einer Reporterzivilisation zur Entwicklung des Wortes "islamophob" führen, finde ich bedenklich.
 
Ach, du hast dein Avatarbild geändert, Loge.

Hätte gut zum Thema gepasst: "Vor- und Nachteile des Tragens einer Burka."

:morgen:
 
Man stelle sich mal vor, ein gewöhnlicher deutscher Mann verkündet irgendwo,
dass Frauen sich (komplett) verschleiern sollten (völlig unabhängig vom Islam). Man würde in ihm wohl einen reaktionären Chauvinisten sehen.

Ein reines Kopftuch finde ich unproblematisch (ist eine Kopfbedeckung, wie andere Hüte oder Mützen auch), wenn ein Mann (oder auch eine Frau) allerdings die Nutzung des Kopftuchs fordert ist das wiederum was anderes, dann sind wir wieder beim Chauvinismus.
 
Man stelle sich mal vor, ein gewöhnlicher deutscher Mann verkündet irgendwo,
dass Frauen sich (komplett) verschleiern sollten (völlig unabhängig vom Islam). Man würde in ihm wohl einen reaktionären Chauvinisten sehen.

Ein reines Kopftuch finde ich unproblematisch (ist eine Kopfbedeckung, wie andere Hüte oder Mützen auch), wenn ein Mann (oder auch eine Frau) allerdings die Nutzung des Kopftuchs fordert ist das wiederum was anderes, dann sind wir wieder beim Chauvinismus.

Von mir aus können sie auch alle nackt rum laufen.....




ok...das "alle" nehme ich wieder zurück..
 
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Danke für den Tipp, Sunny. Allerdings, wenn ich Dienstags zu Hause bin, gucke ich die Maischberger eh, aber morgen (pst kommt das Finale - du weisst schon *lach).

Zum Thema, eine Burka ist für mich tatsächlich gleichbedeutend mit Entrechtung, mit der äußeren Eleminierung des Individuums Frau, der Persönlichkeit. Hatte da seinerzeit etwas darüber gelesen und verlinkt, was über die Intention der Männer zur Burka geschrieben und mitgeteilt wurde, da ging es genau um diese Auslöschung des Individuums, um eine öffentliche Deklarierung des Minderwertes einer Frau. Aber das wurde - wenn ich mich richtig erinnere - in die Rassismusecke / Islamophobie gedrängt.


PsiSnake schrieb:
Man stelle sich mal vor, ein gewöhnlicher deutscher Mann verkündet irgendwo,
dass Frauen sich (komplett) verschleiern sollten (völlig unabhängig vom Islam). Man würde in ihm wohl einen reaktionären Chauvinisten sehen.


Wie könnte man das denn noch sehen?

:morgen:
 
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