۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

Kapitel 24


Howart, der Grossvater von Elmer, sass im geheimen Teil des Kellers in seinem Haus auf einem einfachen Stuhl vor einem Tisch.
Seine Kleidung war altägyptisch. Es war dieselbe, in der er Elmer mit dem Ring verbunden hatte. Vor ihm auf dem Tisch lag auf einem purpurfarbenen samtigen Tuch eine kristallene Kugel. Ein schwaches silbernes Leuchten drang aus ihrem Inneren. Ihm gegenüber sass Gerda, Elmers Grossmutter. Seine Gerda, die ihn nun schon über Jahrtausende immer wieder begleitet hatte. Mit vielen Namen, in vielerlei Gestalt hatte sie ihm immer zur Seite gestanden durch die Zeiten. Auch ihre Kleidung stammte aus der alten Welt. Sie beide verband eine Liebe, die stärker war als alles, was die Menschen sich unter Liebe vorstellten konnten. Diese Liebe war schon so unvorstellbar alt..... Ihre gegenseitige Verständigung bedurfte eigentlich fast keiner Worte mehr, so stark waren sie miteinander verbunden.

Die Kristallkugel zwischen ihnen war eine von jenen Kugeln, wie sie gerade von Ahmed und seinen Begleitern in der Pyramide bewundert worden waren. Eine der stärksten von ihnen hatten Howart und Gerda aus dem alten Atlantis retten können. Sie lag nun vor ihnen in der Mitte des Tisches. Es war eine erhabene Szene. Howart in seinem ägyptischen Ornat, auf dem atlantische Zeichen eingearbeitet waren und Gerda in ihrem königlichen Gewand. Sie sahen aus wie ein altehrwürdiges Herrscherpaar. Genau wie damals. Mu, Lemuria, Atlantis, Ägypten. Das waren einige ihrer Stationen und ihres Wirkens. Sie waren als eine der ersten Seelen hier auf der Erde angekommen - vor sehr sehr langer Zeit.

Zeitgleich legten Howart und Gerda ihre Hände auf die Kristallkugel. Eine Hand von Howart lag direkt auf der Kugel, die Hand von Gerda lag darauf. Seine andere Hand lag auf der von Gerda, welche die Kugel berührte. Sie beabsichtigten einen "tiefen Blick", so hatte man die Kristallkugel einst genannt und wollten mit ihrer Hilfe in die Zukunft schauen. Was sie sehen würden sollte ihre nächsten eigenen Schritte bestimmen und auch die von Elmer und seiner Seelenbegleiterin Nani. Howart und Gerda sahen sich lächelnd an und schlossen dann wie auf ein Kommando ihre Augen. Kurz darauf begann das schwache silberne Leuchten an Intensität zuzunehmen. Es begann in der Kristallkugel zu rotieren und entwickelte sich zu einem äusserst starken grellen Lichtschein, der von den Körpern der beiden Personen aufgenommen wurde. Dann erstrahlte aus beiden Körpern dasselbe silberne Licht, wie aus der Kristallkugel. Die Verbindung zum Kristall stand.

Howart und Gerda sahen zunächst, wie es um die Ringe stand. Anchor-Mu befand sich an Elmers Hand - dies war beruhigend. Aira-Mu, der zweite Ring, war in der noch unentdeckten Kammer der Pyramide vorerst sicher. Doch sahen sie auch, dass sich eine neuerliche Gefahr auf Elmer, Nani und die Ringe zu bewegte. Sie sahen, dass Elmer, Nani und Ahmed einen starken Verbund bildeten. Durch die Zeiten hindurch waren sie in verschiedenen Inkarnationen immer wieder zusammen gekommen und hatten viel Gutes für die Menschen bewirkt. Eine ganz alte und starke Energie verband die drei Seelen seit Urzeiten. Howart und Gerda hofften, dass diese Energie sie nun auch wohlbehalten durch das hier anstehende Abenteuer führen würde.

Sie sahen verschiedene Wege und Möglichkeiten die sich auftaten und gegangen werden konnten. Doch es war etwas unter diesen Möglichkeiten dabei, dass ihnen überhaupt nicht gefallen wollte. Diese Möglichkeit schloss eine grosse Zerstörung der Erde und den Tod der drei Menschen mit ein, an denen ihnen so viel lag. Nun war es so, dass der Tod für Howart und Gerda eine andere Bedeutung hatte, als für die meisten Menschen. Sie wussten und hatten Erinnerung daran, dass der physische Tod nur ein körperliches Ende war und der Geist und die Seele weiter lebten. Hier ging es aber nicht nur um Elmer, Nani und Ahmed sondern um sehr viele Menschen. Auch diese Menschen würden irgendwann sterben. Doch dahinter stand noch etwas überaus Wichtiges. Es war die Art und Weise, wie sich die Menscheit weiter entwickeln würde. Das jetzt noch gültige Zeitfenster würde bald geschlossen werden und es sah nicht besonders gut aus für die Menschen, ihren Fortbestand und ihre Weiterentwicklung. Howart und Gerda verspürten den Drang in sich dafür zu sorgen, dass es nicht noch schlimmere Ausmasse annahm, als jetzt schon zu befürchten war. Sie waren gefordert.

Kurz darauf erlosch das grelle Licht in ihnen. Der Kristall schimmerte leicht silbern, wie zuvor. Wortlos machte sich Gerda daran, zwei Koffer zu packen. Howart begab sich an sein Laptop und informierte sich über den nächstmöglichen Flug nach Ägypten. Sie wechselten kein einziges Wort miteinander. Alles geschah in völligem Einvernehmen. Keine halbe Stunde später fuhr ein Taxi vor und brachte die beiden zum Flughafen.


Um 10.26 Uhr trat ein Ehepaar aus Deutschland aus dem Flughafengebäude heraus. Der Mann winkte ein Taxi heran. Nachdem die beiden Koffer eingeladen waren, nahmen Howart und Gerda auf dem Rücksitz Platz. Der Fahrer fuhr los. Sie waren wieder in Ägypten! Auf der Fahrt durch die Strassen liessen beide die Energie der Stadt auf sich wirken. Erinnerungen wurden wach. Gerda nahm Howarts Hand. Dann erreichten sie das Hotel und der Fahrer half ihnen, das Gepäck heraus zu holen. Howart bezahlte den Fahrer und fragte ihn, ob er sie beide in einer halben Stunde an der Zufahrt zum Hotel wieder abholen könnte, da sie heute unbedingt noch zu den Pyramiden wollten. Hocherfreut über die lukrative Fahrt sagte der Mann zu. Er wunderte sich sehr darüber, wie perfekt sein Fahrgast die Landessprache beherrschte. Howart hatte den Fahrer ganz bewusst angesprochen, weil er bemerkt hatte, dass er ihn von früher kannte. Von ganz, ganz früher.....

Nachdem Howart und Gerda ihre Koffer ausgepackt, sich etwas frisch gemacht und eine Kleinigkeit gegessen hatten, begaben sie sich zur Hotelzufahrt. Der nette Taxifahrer wartete bereits auf sie und begrüsste sie freundlich. Die Fahrt zum Plateau ging recht schleppend vonstatten. Der Verkehr hier war die reine Katastrophe. Doch endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Howart bezahlte den Taxifahrer und gab ihm ein grosszügiges Trinkgeld. Der Mann fragte ihn, ob er sie wieder abholen dürfte. Howart antwortete mit einem freundlichen "Sehr gerne". Er machte ihm aber klar, dass er nicht wisse, wie lange sie sich dort aufhalten würden, aber dass es ganz sicher ein paar Stunden dauern würde. Der freundliche Fahrer erklärte, dass er hier seine Pause machen und auf jeden Fall auf sie warten würde. Howart schwang seinen mitgebrachten kleinen Rucksack über die Schulter, nahm seine Gerda an die Hand und so machten sie sich auf den Weg zur Pyramide. Alte Bilder tauchten auf, als sie sich dem Bauwerk näherten. Alte Gefühle kamen hoch. Gute und schlechte Gefühle. Dann verstärkte sich der Druck von Gerdas Hand und Howart bemerkte es auch sofort.

Hier stimmte etwas nicht.....



H. A. - hier genannt Tolkien
 
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Kapitel 25


Sie hatten die Stablampen alle ausgeschaltet. Vorsichtig schob Elmer seine Kopf ein kleines Stück um die Ecke. Er sah zwei Fackeln, die sich immer weiter auf sie zu bewegten. Angestrengt versuchte er zu erkennen, wer die Träger dieser Fackeln waren. Doch es konnte nichts sehen. Wer kannte diesen Gang? Er überlegte den Ring nochmals einzusetzen, um ein Zusammentreffen mit den Eindringlingen erst einmal zu verhindern, bis er mehr wusste. Er hob seine Hand. Doch dann hielt er inne. Er hatte eine Stimme gehört. Sie hörte sich vertraut an. Elmer hörte ganz genau hin. Die beiden Fackeln waren nur noch höchstens zehn Meter von Ihnen entfernt. Er konnte nicht länger warten, wenn er sie alle ungesehen ausser Reichweite bringen wollte. Dann hörte er die Stimme wieder. Es war eine Frauenstimme. "Wir müssen nach Rechts, Howart". Elmer glaubte sich verhört zu haben. Doch nach der nächsten Antwort war er sich sicher. "Ich weiss Gerda. Ich war zwar lange nicht mehr hier, aber diesen Weg kenne ich immer noch im Schlaf".

"Grossvater! Grossmutter!, platzte Elmer hervor, was um Himmels Willen macht ihr denn hier?" Er trat einen Schritt in den Gang. Howart erstarrte vor Schreck. Gerda hatte ihre Fackel aus der Hand herunter fallen lassen, so sehr hatte sie sich erschrocken. Nacheinander gingen drei Taschenlampen an und in den Lichtkegeln erkannten Elmers Grosseltern, wen sie getroffen hatten. "Elmer mein Junge", rief seine Grossmutter aus und ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Gott sei Dank, dass es Dir gut geht". "Nani! Schön dass Du hier bist und hilfst!" Grossvater nahm die Fackel in seine rechte Hand und ging mit seinem ausgebreiteten linken Arm auf Nani zu, um sie in den Arm zu nehmen. Mit zitternden Händen hatte Ahmed die Szene beobachtet. Als Elmer und Nani wieder aus den Armen der Grosseltern entlassen waren, sah er die beiden alten Menschen an und fiel vor ihnen auf die Knie. Er beugte sein Haupt auf den Boden und murmelte: "Mein Pharao, nach so langer Zeit!"

Howart hob seine Hand empor. "Stehe auf Ish-Thar! Mit grosser Freude sehe ich, dass Du uns wieder erkennst, aber es ist eine andere Zeit. Komm' und erhebe Dich - hier bist Du uns gleich gestellt. Der Grund und die Vorzeichen, warum wir hier zusammen gekommen sind, sind andere als bei unserer letzten Begegnung." Langsam erhob sich Ahmed und sah Howart und Gerda lange an. Alte, lange vergangene Szenen huschten an seinem inneren Auge vorbei. Szenen, die ihn glücklich machten. Momente, die ihn mit Stolz erfüllten. Er wusste, dass dieser Mann für immer "sein Pharao" sein würde, so prägend waren die Erlebnisse von damals für ihn gewesen.

"Jetzt sagt endlich mal - was macht ihr hier", sprach Elmer seine Grosseltern mit ausgebreiteten Armen und fragendem Gesichtsausdruck an. "Wir taten einen Blick nach vorne, sagte Grossvater "und entschlossen uns dann hierher zurück zu kommen. Hier her - an den Anfang und das Ende. Wo ist Aira-Mu jetzt, Elmer?" "Er ist in der unentdeckten Kammer der Kristalle, unterhalb der Pyramidenspitze, verschlossen hinter Stein, Grossvater." "Das ist gut einstweilen, antwortete Howart, aber ich denke dort wird er nicht auf Dauer bleiben können." Fragende Blicke richteten sich auf Howart. "Aber dieser verrückte Amerikaner ist tot und Angie, also Anchor-ankh-sun ist auch nicht mehr unter uns. Was sollte also nun noch so gefährlich sein, dass der Ring dort nicht sicher wäre?", fragte Elmer. "Es gibt Dinge, die noch in der Entstehung sind. Dinge, die noch geschehen werden und von denen wir nicht wissen, wie sie geschehen werden, aber sie werden geschehen - und zwar sehr bald. Deshalb ist es wichtig, dass wir einen guten Plan haben, mit dem wir auf möglichst alle Eventualitäten reagieren können. Wir sollten uns irgendwo zusammen setzen und alles in Ruhe besprechen."

Ahmed schlug vor, dass alle in sein Haus kommen sollten. Dort war genügend Platz für alle. Sein Vorschlag wurde angenommen und die Pyramidenbesucher machten sich auf den Rückweg. Gemeinsam begleiteten sie Elmers Grosseltern zum Hotel und fuhren anschliessend alle in Ahmeds Vorstadthaus, das nun für die nächsten Tage ihre Basis sein sollte. Nachdem sie ausgiebig gegessen hatten, ergriff Howart das Wort und wollte ihnen erzählen, was er und Gerda im Kristall gesehen hatten. "Nun, in einem Punkt hast Du völlig Recht Elmer. Zwei unserer Gegner sind für diesen Teil der Geschichte aus dem Spiel und können uns nun nicht mehr gefährlich werden. Es gibt jedoch noch eine Wesenheit, die in der Jetztzeit noch garnicht aufgetaucht ist, obwohl ich ganz genau weiss, dass er inkarniert ist. Im alten Atlantis war er unter den Namen Voltuid bekannt. Man nannte ihn damals auch "den Grossen", weil er alle Atlanter um ein bis zwei Köpfe überragte. Bevor die erste grosse Katastrophe unser Land heimsuchte, brachte Voltuid einige sehr starke atlantische Kristalle in seine Gewalt. Im geschickten Zusammenspiel dieser Kristalle konnte man erreichen, dass körperliche Veränderungen statt fanden. Bei ihm selber äusserte sich dies in der Form, dass er eben grösser war, als die meisten Menschen. Er missbrauchte aber jene Kristalle dazu, sich einige Wesenheiten zuwillen zu machen, die es in ihrem damaligen Leben eh schon schlecht angetroffen und ein schweres Schicksal gebucht hatten."​
 
Kapitel 25 Teil 2


"Durch dieses besonders abartige und bösartige Verhalten hatte er sich natürlich auch Feinde gemacht. Einer davon war ich. Letztlich lief alles darauf hinaus, dass wir uns in einem finalen Endkampf gegenüber standen, den ich am Ende mit viel Glück für mich entscheiden konnte. Ich tötete ihn. Voltuid schwor mir Rache durch alle Inkarnationen hindurch. Ich habe ihn bisher nie wieder getroffen, aber nun in diesem Leben ist er hier, das fühle ich. Ich konnte seine Energiemuster durch den Kristall sehr deutlich wahrnehmen. Ich bin mir sehr sicher, dass er ins Geschehen um die Ringe oder die vielen Kristalle die noch in der Pyramide sind, eingreifen will. Von Euch ist ihm bisher übrigens noch keiner begegnet in den jeweiligen Inkarnationen. Letztlich geht es ihm darum, die Macht der Ringe und Kristalle an sich zu reissen - er war schon damals besessen davon."

"Ein weiterer Punkt der mir sehr zu denken gibt ist die Tatsache, dass Ägypten ein schweres Erdbeben bevorsteht. Es wird gewaltige Zerstörungen geben. Auch die Pyramide wird Schaden nehmen. Ich kann nicht sagen, wann es genau sein wird, aber die Zeit ist sehr nahe. Deshalb bin ich dafür, dass wir dafür sorgen, dass möglichst viele Kristalle und natürlich der Ring aus der Pyramide heraus geholt und an einem anderen sicheren Ort deponiert wird. Die Sicherheit ist in der Pyramide nicht mehr gewährleistet." Elmer schaltete sich ins Gespräch ein: "Hast Du eine Idee, wo sie in Sicherheit sein könnten?" Howart nickte. "Ja! Wadi xu-lakh. Mitten in der Wüste. Eine alte, längst vergessene Oase. Einige verschüttete Gebäude, welche tief unter die Erde reichen. Kannst Du Dich erinnern, Elmer?" Elmer lächelte seinen Grossvater an. "Ja, ich habe sie bauen lassen, wenn ich mich recht erinnere! Einer unserer letzten Aussenposten zum Feindesland in alter Zeit"
"So ist es", bestätigte Howart.

Und so vereinbarten sie am Nachmittag des kommenden Tages mit der Umlagerung der Kristalle und des Ringes zu beginnen. Alles sollte zur alten Oase nach Wadi xu-lakh gebracht und dort versteckt werden. Details wurden besprochen, kleine Zeichnungen gemacht und Zeitpläne aufgestellt. Gegen 02.00 Uhr in der Nacht war alles besprochen und alle begaben sich ins Bett. Man wollte sich morgen früh erst einmal ausschlafen, denn der Tag würde lang werden. Ahmed schlief als Letzter von allen ein. Das Wiedertreffen mit Howart hatte ihn dermassen aufgewühlt, dass er die alten Erinnerungen kaum abstellen konnte, die ihm ins Gedächtnis kamen. Doch dann holte auch ihn die Müdigkeit ein....
Mehmet war in dieser Nacht auf dem Gizeh-Plateau als Wächter eingeteilt. Er langweilte sich. Um diese Zeit war hier natürlich nichts mehr los. Er griff in seine Jacke, um sich eine Zigarette aus der Packung zu holen. Als er den Deckel der Schachtel öffnete merkte er es. Ein leichtes Zittern am Boden. Mehmet zündete sich die Zigarette an, nahm einen tiefen Lungenzug und ging in Richtung der Sphinx. Das Zelt über der Vorderpranke stand noch immer hier und Mehmet lehnte sich an einer der Zeltstangen an. Da! Wieder dieses Zittern. Stärker diesmal. Mehmet sah sich erschrocken um. Nichts war zu sehen. Plötzlich schaukelte der Boden mit heftigen Bewegungen. Wie eine Welle hob und senkte sich die Erde. Mit lauten Knall fiel ein steinernes Ohr der Sphinx auf ihre Vorderpranke und zerbarst vor Mehmets Augen in tausende Stücke. Panisch wich Mehmet zurück. Was war das? Dann begann der schlimme Teil des Bebens. Rudernd suchte Mehmet irgendwo Halt. Aber vergeblich. Der Boden unter ihm schaukelte dermassen stark. Eine neue Welle die durch den Boden fuhr warf ihn drei Meter in die Höhe. Er landete unsanft auf einem der Steine, die aus der Sphinx herausgebrochen waren. Blut tropfte von seiner Stirn. Mehmet schrie vor Entsetzen laut auf. Dann ging der Boden unter seinen Füssen einfach weg. Der Sand floss einfach in die Tiefe, als hätte jemand in einer Badewanne den Stöpsel gezogen. Mehmet fand keinen Halt mehr. Hunderte Tonnen Sand und ein Nachtwächter, dessen Schreie im Sand erstickt wurden, sanken unaufhaltsam in die Tiefen der Wüste.
Die Ausläufer des Bebens erreichten den kleinen Vorort, in dem das Haus von Ahmed stand. Die Strassenbeleuchtung fiel aus. Das erste leichte Zittern hatte noch keinen der fünf schlafenden Menschen geweckt. Ein kleiner Riss zeigte sich in der Decke des Schlafzimmers, in dem Howart und Gerda schliefen. Er verbreiterte sich rasch und erreichte die Mitte des Raumes, an dem ein mächtiger grosser Leuchter hing.

Dann erreichte die erste Bebenwelle den Vorort....



H.A. - hier genannt Tolkien​
 
Kapitel 26


Vol-Tuid... grosser Kämpfer. Ja, das war sein Name. Damals in alter atlantischer Zeit. Die Kristalle hatten ihn zu einem Riesen gemacht. Körperlich und auch durch eine einflussreiche Stellung, die er durch die Kraft der Kristalle innegehabt hatte. Aber das war Vergangenheit. Nichts davon war geblieben, ausser dem Hass auf seinen alten Gegenspieler, dem er ewige Rache geschworen hatte und natürlich die Kristalle. Er hatte sie sicher versteckt und durch die Zeit gebracht. Diese Inkarnation sollte ihm nun dazu dienen, sein Ziel endlich zu erreichen und den verhassten Gegner endgültig zu vernichten. Nur mit grossem Glück hatte er ihn damals töten können. Wäre er nicht gestolpert.....damals.... Er fasst sich ans Herz. Die Erinnerung an den tötlichen Schwerthieb versetzte ihm einen Stich.

Heute trug er den Namen Bashir Nehmedi. Im Alter von 25 Jahren kam die Erinnerung zurück. Er fand endlich die Kristalle wieder und kam mit ihrer Hilfe an das alte Wissen. Jahrelang experimentierte er damit herum und nun, nach über 10 weiteren Jahren, wähnte er sich kurz vor dem Ziel seiner Träume. Er wusste, dass die Kristalle die er begehrte irgendwo in der Pyramide versteckt waren. Er wusste auch um die Ringe und deren Kräfte und auch sie standen mit auf seiner Liste. Sein Plan war die Pyramide zu zerstören! Das Versteck sollte so zutage gefördert werden. Und er hatte fleissig geübt. Von den Erdbeben der letzten Jahre gingen über 20 auf sein Konto, von kleinen über mittlere bis hin zu schweren Erdbeben. Tausende von Menschen fielen ihnen zum Opfer. Aber was waren schon ein paar Tausend Menschen im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich ihm hierdurch eröffnen würden. Kristalle gab es nur wenige, Menschen zu Milliarden.....

Hielt er sie erst in seinen Händen, würde er sich seinem eigentlichen Ziel zuwenden, der Vernichtung seines Erzfeindes. Er wusste, dass er inkarniert war und er wusste auch, dass er hier erscheinen würde, sobald grosser Schaden an den Pyramiden entstanden war, der die Sicherheit der Kristalle nicht mehr gewährleisten würde. Er musste sich dann darum kümmern. Das war der Moment. Er würde ihn sofort erkennen, dass wusste er genau. Durch seine gehobene Stellung bei der ägyptischen Altertümer-Verwaltung hatte er unbegrenzten Zugang zum Gelände in Gizeh. Die Vorbereitungen waren getroffen und heute Nacht würde die Katastrophe über das Land hereinbrechen. Die Kristalle waren an unterschiedlichen Stellen plaziert. Kraft seiner Gedanken würde er das Szenario in Gang setzen. Er selber befand sich an einem sicheren Ort, weit ausserhalb von Gizeh.

Um kurz vor 03.00 Uhr erklomm Bashir Nehmedi eine kleine Anhöhe ungefähr 45 Kilometer von Gizeh entfernt. Er fasste in seine Umhängetasche und holte ein goldenes Tuch hervor. Darin eingewickelt war der Kristall, der die Erde in Bewegung bringen sollte. Er nahm den weissen Kristall in die Hand, verstaute das Tuch wieder in der Tasche und nahm ihn in beide Hände. Dann führte er seine Hände zusammen und erhob sie mit dem Kristall darin. Seine Hände zeigten genau in Richtung Gizeh. Bashir Nehmedi schloss seine Augen und verband sich in Gedanken mit den anderen Kristallen. Mit einer unglaublich tiefen Stimme, die manchen Bariton vor Neid erblassen lassen würde sprach er die Worte: "Ekklat, Nihhad, Merkkat, sun lar bekketh. Hehret te sicc!"

Kaum sichtbar verliess ein rötlicher Strahl den Kristall und machte sich mit rasender Geschwindigkeit auf den Weg nach Gizeh, um seinen Auftrag auszuführen. Bashir öffnete seine Augen. Behutsam packte er den Kristall in das Tuch zurück und verstaute ihn wieder in der Tasche. Zufrieden blickte er in Richtung Gizeh. Dann drehte er sich um und stieg die Anhöhe hinab. Etwa auf der Hälfte angekommen, bemerkte er ein leichtes Zittern und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er ging weiter abwärts. Plötzlich vernahm er ein dumpfes Grollen und drehte sich um. Der Boden schwankte jetzt erheblich. Ein komisches Gefühl bemächtigte sich seines Bauches. Dann erreichte eine Erdbebenwelle ungeahnten Ausmasses die Anhöhe. Sie fasste unter den kleinen Berg und hob ihn etwa 5 Meter in die Höhe. Bashir Nehmedi wurde in die Luft geworfen. Schreiend und mit wild rudernden Armen flog er im hohen Bogen dem Boden der Anhöhe entgegen. Der Aufschlag war heftig! In unzähligen Rollen kugelte Bashir dem Ende des Berges entgegen, bis ein Felsbrocken seine Fahrt jäh stoppte. Er schlug mit dem Kopf an und war auf der Stelle bewusstlos. Blut quoll aus einer klaffenden Wunde an seinem Kopf.

Es verging etwa eine halbe Stunde, bis Bashir Nehmedi das Bewusstsein wieder zurück erlangte. Er war nicht allein. Als er seine Augen aufschlug blickte er in zwei Augenpaare und erschrak. Zwei einheimische Männer hatten ihn gefunden und ihn angesprochen. Als er keine Antwort gab, rüttelten sie an seinem Körper, bis er wieder zu Bewusstsein kam. Einer der Männer hatte Verbandszeug in der Hand und wollte sich ihm nähern, um ihn zu versorgen. Mit einer herrischen Handbewegung hielt ihn Bashir davon ab, ihm zu nahe zu kommen. Er fasste an seinen Kopf und bemerkte das inzwischen schon angetrocknete Blut. Hastig versuchte er sich aufzurichten und merkte sehr schnell, dass er noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. Noch leicht schwankend setzte er sich auf den Boden und liess sich widerwillig seine Wunde versorgen. "Es war ein sehr schweres Erdbeben," sagte einer der Männer zu Bashir. So etwas Schlimmes haben wir hier noch nie erlebt!" Besorgt schaute er sich um. "Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen. An der anderen Seite der Anhöhe hat es einen Erdrutsch gegeben, wer weiss, wie instabil hier nun alles geworden ist." Unten angekommen sah sich Bashir zur Anhöhe um. Gewaltige Erdmassen hatten sich von der Seite des Berges gelöst und waren abgerutscht. Ein ehrfürchtiges Gefühl machte sich in ihm breit. Er wurde zusehends klarer im Kopf. Er hörte in sich hinein. Nein, es war keine Ehrfurcht. Es war Stolz. Er hatte es erschaffen!

Sie kamen am Auto der beiden Männer an. Sie wollten zu ihren Familien fahren. "Wir müssen sofort nach Gizeh fahren," sagte Bashir zu Ihnen. Als die Männer sich weigerten, weil sie zuerst nach ihren Angehörigen sehen wollten, fasste Bashir in seine Tasche. Er holte den Kristall hervor und richtete ihn auf die beiden Männer. "Wir fahren nach Gizeh, habe ich gesagt!", sagte er in scharfem Ton. Als keine Reaktion der beiden Männer abzusehen war, schickte er einen kleinen rötlichen Strahl aus dem Kristall in ihre Richtung.
Auf der staubigen Landstrasse fuhr der alte Landrover in Richtung Gizeh und zwei Lichtstrahlen frassen sich durch die Nacht dem Morgengrauen in der Pyramidenstadt entgegen.....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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