۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

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Kapitel 15 1. Teil


Diffuser Fackelschein beleuchtete sie Szene in der Halle der Erleuchtung. Zwei der ältesten Männer aus der Priesterschaft bewachten den Sarkophag. Ultied war der realen Welt vollkommen entrückt. Er hatte die Schwelle zur Anderswelt passiert und war auf dem Weg zu seiner Unterweisung. Hier würde ihm gezeigt werden, wie die Welt entstanden ist, wie alles begann und wie es weitergehen könnte....

Er kam an dem kleinen goldenen Tempel an. Vor dem Eingang empfing ihn ein ehrwürdiger, glatzköpfiger Greis, der eine Maske in der Hand hielt, die er ihm reichte. Hier wurden keine Worte mehr gesprochen. Man verständigte sich per Gedanke. Ultied wusste, was er nun zu tun hatte. Er ging in das Innere des kleinen Tempels und nahm auf einem dort bereit stehenden Schemel Platz. Die empfangene Maske setzte er auf, legte die Hände in seinen Schoss und wartete auf die Bilder...... und während Ultied mit innerem Staunen in die grossen Geheimnisse der Welt eingeweiht wurde, stellte das Schicksal ausserhalb des steinernen Sarkophages seine Weichen.....

Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht vom Tod des Hauptmannes verbreitet und auch die Umständes seines Ablebens und natürlich auch, wer ihn in die nächste Dimension befördert hatte. Nanchi-ankh-sun hatte sich nichts vorzuwerfen. Sie hatte das Gespräch zwischen dem Hauptmann und dem Vorarbeiter genau verfolgen können und als ihr Pfeil den Bogen verliess, flog er den Weg der Gerechtigkeit. Der Hauptmann hatte sein Leben eh verwirkt durch sein Verhalten.

Anchor-ankh-sun hatte es mit als Erste erfahren. Sie war über sich selbst erstaunt, wie wenig es sie berührte, dass der Hauptmann tot war. Was sie allerdings mehr berührte, war die Tatsache, dass sie sich nun selber darum kümmern musste, wie die amtierende Hohepriesterin der Isis aus dem Weg geräumt werden würde. Auch die Sache mit dem Ring würde schwieriger werden. Ihre grosse Schwester hatte es wieder einmal geschafft, ihr das Leben ein Stück schwerer zu machen und ihr Steine in den Weg zu legen.

Sie musste sich Zugang zum Gemach des Hauptmannes verschaffen, um an das Kästchen mit dem Ring zu gelangen, das war ihr erster Gedanke und sie machte sich sofort auf den Weg. Der Aufruhr und die Unruhe, die durch den Tod des Hauptmannes entstanden war, kamen Anchor-ankh-sun zugute. Das wollte sie sich zunutze machen. Der Weg war frei und niemand begegnete ihr bis zum Gemach des Toten. Leise schlich sie sich in das Zimmer. Sie wusste, dass er das Kästchen in einer Vase versteckt hatte. Schnell war sie gefunden. Anchor-ankh-sun kippte die Vase leicht an und wollte gerade hineinfassen, als etwas sie zurück hielt und innehalten liess.


Sie stürzte die Vase um und das kleine Kästchen fiel auf den Boden. Und noch etwas fiel auf den Boden. Nun wusste sie, warum sie das Gefühl gehabt hatte, nicht in die Vase zu fassen. Eine hochgiftige Viper kringelte sich zischend um das Kästchen. Anchor-ankh-sun schob die kleine, aber sehr giftige Schlange mit einem Stock zur Seite und griff sich das Kästchen. Der Ring war ganz nah! Vorsichtig durchtrennte sie das Siegel des Hohepriesters. Sie öffnete den Deckel. Etwas lag im Kästchen in einem wertvollen Stoff eingewickelt. Langsam schlug Anchor-ankh-sun den Stoff Stück für Stück zurück in freudiger Erwartung, sogleich den ersehnten Ring zu erblicken. Sie schlug das letzte Stück des Stoffes zurück. Erstauntes Entsetzten spiegelte sich in ihrem Gesicht. In dem Kästchen lag....... ein Kieselstein!

Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte Amh-shera sie betrogen? Hatte er sie hintergangen, um den Ring für sich zu behalten? Oder hatte Ultied ihn getäuscht und den Ring an einem anderen Platz versteckt? Sie spürte, dass es Ultied gewesen war. Amh-shera liess sich allzu leicht zu täuschen, das wusste sie. Er musste ihn getäuscht haben. Der Ring musste hier noch irgendwo sein. Ultied hatte heute den zweiten Tag seiner "Reise" begonnen. Anchor-ankh-sun überlegte fieberhaft, wo er den Ring versteckt haben könnte. Dann kam ihr die Idee. In den drei Tagen seiner Reise durfte niemand seine Räume betreten oder seine persönlichen Sachen berühren. Das war es! Er musste den Ring in seinem Gemach versteckt haben! Anchor-ankh-sun verliess das Gemach des Hauptmannes. Das Kästchen hatte sie wieder verschlossen und den Kiesel darin gelassen. Die Viper...., sie sah sich überall um, aber die kleine hochgiftige Schlange war verschwunden. Sie hatte keine Zeit mehr dazu, das Tier zu suchen.

Flink und leise huschte sie durch die Gänge und Flure des Gebäudes, durchquerte den offenen Innenhof und nutzte geschickt die Deckung der mächtigen Säulen, die in einigen Metern Abstand zueinander das Dach des Säulenganges trugen. Plötzlich hörte Anchor-ankh-sun leise Stimmen. Erschrocken zog sie sich hinter eine der grossen Säulen zurück und verharrte dort. Kurz darauf lugte sie vorsichtig ein kleines Stück hinter der Säule hervor und sah auf dem Säulengang zwei Priester miteinander sprechen. Sie war bereits auf dem Geländes des Hohepriesters. Bruchstückhaft konnte sie ihr Gespräch mithören. Sie unterhielten sich über den von Nanchi-ankh-sun getöteten Hauptmann. "Der Nubier war mir schon immer unangenehm", sagte der ältere Priester. "Ich stimme Dir zu Althum", gab der andere zur Antwort. "Auch bei mir löste er ein Gefühl des Unbehagens aus."

Ihr schwülstigen Idioten, dachte Anchor-ankh-sun, wenn ihr wüsstet.... Sie hatte Glück. Die beiden Priester bewegten sich langsam weiter auf einen Ausgang zu, während sie sich unterhielten. Sie musste warten, bis sie um die Ecke gebogen waren, um ungesehen weiter gehen zu können. Endlich war der Weg frei. Katzengleich bewegte sich Anchor-ankh-sun weiter in Richtung Privatgemach des Hohepriesters. Noch eine Biegung, dann am Ende des Ganges lagen seine privaten Räume. Ein letzter Blick ringsum. Niemand zu sehen. Leise, aber mit raumgreifenden Schritten überwandt sie den Gang und legte ihre Hand an die Tür.





H.A. - hier genannt Tolkien
 
Kapitel 15 2. Teil


Die schwere, kunstvoll mit Ornamenten verzierte Holztüre öffnete sich beim ersten Versuch. Ein schwerer Duft strömte ihr entgegen. Räucherwerk und Öllämpchen brannten und auf einem speziellen Platz war die Kleidung von Ultied aufbewahrt, welche er zuletzt trug. In einem besonderen Ritual würde sie symbolisch verbrannt werden, wenn er nach seiner dreitägigen Reise wieder hier erschien als Nefreth, der neue grosse Hohepriester aller Ägypter. Die Kleider wären ein gutes Versteck, dachte Anchor-ankh-sun. Niemand würde es wagen, darin herum zu schnüffeln oder sie gar anzurühren. Ausser ihr! Langsam ging sie zu der ausgelegten Kleidung herüber. Sie sah sich die ordentlich ausgelegten Sachen genau an und strich langsam und vorsichtig mit der ausgestreckten Hand darüber hinweg. Anchor-ankh-sun liess grosse Vorsicht walten, denn durch die giftige Überraschung in der Vase im Gemach des Hauptmannes war sie gewarnt.

Vorsichtig berührte sie die Kleidung und fühlte mit leichtem Druck nach einer kleinen Erhebung, die auf den Ring hindeuten könnte. Eine kleine Beule unter dem Oberteil der Kleidung erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie beugte sich etwas herunter, um die Stelle genauer anzusehen. Plötzlich liess ein leises Quietschen sie erschrocken herumfahren. Ihr Blick war auf die Tür fixiert. Was sie erblickte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Im Türrahmen stand....ihre Schwester Nanchi-ankh-sun! Ihre rechte Hand hielt die Tür auf, ihre linke Hand trug den goldenen Bogen, mit dem sie noch vor wenigen Minuten ihren Geliebten, den Hauptmann der Leibgarde des Pharaos getötet hatte. Ihre Blicke sprachen Bände.

"Du machst Deinem Stand und unserer Familie nicht gerade die allergrösste Ehre, Anchor-ankh-sun!" Das giftige Blitzen in Anchor-ankh-suns Augen war Nanchi nicht entgangen. "Du elende Schlange," rief sie ihrer Schwester zu. Mit einem schnellen Schritt war sie zur Wand gesprungen und ergriff eine von zwei gekreuzten Lanzen. Die Schwestern waren jeweils in einer Waffengattung ausgebildet worden. Nanchi war eine bekannte Grösse im Bogenschiessen geworden. Anchor-ankh-sun war unerreicht im Umgang und Treffsicherheit mit der Lanze. Anchor-ankh-sun riss die Lanze von der Wand und wollte sie gegen ihre Schwester richten. Beim Herumdrehen der langen Waffe verwickelte sich die Spitze in dem Seil, dass den Leuchter an der Decke hielt und löste die Verankerung. Der Leuchter rauschte zu Boden und knallte zwischen den beiden Frauen auf den kunstvoll gestalteten Granitboden. Ein kleines goldenes Ding mit einem roten Stein in der Mitte kullerte über den Boden. Wie festgenagelt blickten die beiden Schwestern zu Boden. Bewaffnet standen sie sich gegenüber.

Der Ring hatte sich ihnen offenbart......

Ultied war auf seinem Weg der Erkenntnis gut voran geschritten und hatte alle ihm gestellten Aufgaben erfüllt. Doch nun erfüllte ihn plötzlich ein Unbehagen. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte und Gefahr herauf zog. Plötzlich hatte er ein Bild. Eine giftige Viper bedrohte ein Antilopenjunges. Augenblicklich war ihm klar: Die Viper verkörperte Anchor-ankh-sun und die Antilope stellte seine geliebte Frau Nanchi dar. Er musste etwas tun! Sie war in Gefahr! Er spürte es deutlich. Ultied hatte in seiner vorbereitenden Ausbildung zum Hohepriester und auch mit Hilfe des Ringes gelernt, mit seinem Geist Tiere zu beherrschen. So waren ihm zwei schwarze Panther anvertraut, mit denen er seit über einem Jahr gearbeitet hatte und die ihm gehorchten - nur über seinen Geist mit ihm verbunden. Bashtir und Khelima. Sie waren wunderschön - und gefährlich. Er nahm sofort Kontakt mit ihnen auf.

In ihrem abgezäunten Bereich lagen Bashtir und Khelima auf dem kühlen Boden und dösten vor sich hin. Plötzlich richteten sich beide auf. Ihre Köpfe waren hoch erhoben. Die Ohren waren gespitzt. Etwas schien sie anzusprechen, obwohl nichts zu hören oder zu sehen war. Beide Panther bewegten sich zur Wand ihres Käfigs zurück. Plötzlich schnellten sie beide gleichzeitig nach vorne und setzten zum Sprung an. Mit einem riesigen Satz überwanden sie die Mauer und waren frei. Sofort hetzten sie los in Richtung des privaten Gemaches des Hohepriesters. Er hatte sie gerufen.....

Die Blicke der Schwestern waren auf den Ring fixiert, der zwischen ihnen auf dem Boden lag. Anchor wollte ihn für sich. Sie wollte seine Macht! Nanchi wollte ihn für Ultied. Er würde ihn zum Nutzen der Menschen einsetzten. Er durfte ihrer Schwester nicht in die Hände fallen! Nanchi-ankh-sun bemerkte die Bewegung, die aus dem Schulterbereich ihrer Schwester rührte. Doch es verging zu viel Zeit, bis sie den Pfeil eingelegt hatte. Anchor-ankh-sun hatte den Speer bereits in ihre Richtung abgefeuert. Wie in Zeitlupe sah Nanchi-ankh-sun die goldene Speerspitze, die sich ganz leicht drehte. Sie sah den schwarzen hölzernen Lanzenkorpus, reich verziert, die wunderschöne vergoldete Griffmulde.....

Plötzlich zerriss ein lautes Fauchen den Raum. Zwei schwarze Schatten flogen heran. Bashtir unterbrach den Flug des Speeres und nahm die Spitze in sich auf. Khelimas Sprung hatte den Oberkörper von Anchor-ankh-sun zum Ziel. Drei Sekunden später war alles vorbei. Bashtir hatte sein Leben für Nanchi-ankh-sun gegeben. Anchor-ankh-sun war ausser Gefecht gesetzt.

Ultied entspannte sich. Die Situation war entschärft. Morgen würde er wieder da sein.....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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Kapitel 16


"Mr. Solomon", ein Anruf für Sie! Möchten Sie ihn gleich hier annehmen, oder darf ich Ihnen das Gespräch an einen anderen Ort legen?", fragte der freundliche Mann an der Rezeption des Hotels. Alexander Solomon hatte die Hotelhalle fast durchschritten und ging auf den nett lächelnden Angestellten zu. "Geben Sie es mir gleich hier auf die Faust", sagte Solomon. Der Mann reichte den Hörer an Solomon und entfernte sich dezent ein Stück. "Ja hallo?, Solomon. Ah, Sie sind es, Herr Direktor! Schön, von Ihnen zu hören." Solomon hörte dem Direktor der ägyptischen Altertumsbehörde am anderen Ende der Leitung eine Weile zu und wer ihn kannte, der wusste anhand seines Gesichtsausdruckes, dass er kurz vor einer Explosion stand. Der Hotelmitarbeiter hatte ein gutes Gespür für solche Dinge. Er zog sich vorsichtshalber noch ein paar Meter nach hinten zurück.

Mit einer abschneidenden Handbewegung und scharfem Tonfall nahm Solomon das Gespräch unmissverständlich wieder an sich. "O.K. Mister Super-Direktor", sprach er ein wenig zischelnd ins Telefon, "ich habe Ihnen ganz deutlich gesagt, was ich will und was ich brauche und wann ich es brauche. Ich habe Ihnen auch dargelegt, was ich tun werde, wenn Sie mir meinen kleinen Wunsch nicht erfüllen können. Da Sie mir nicht helfen wollen, werde ich unverzüglich die richtigen Stellen über Ihre peinlichen Unternehmungen unterrichten. In zehn Minuten ist dann alles in der Welt. Guten Tag". Dann beendete er das Gespräch, legte den Hörer auf die Theke am Empfang und nickte dem netten Mitarbeiter kurz dankend zu.

Zügigen Schrittes ging Alexander Solomon auf den Ausgang des Hotels zu. Kaum ein paar Schritte weiter wurde er abermals vom Mann an der Rezeption angesprochen. "Ach äh, Mr. Solomon, könnten Sie noch einmal kurz?" und winkte Solomon mit dem Hörer zu. Solomon wandte sich um. "Der Herr Direktor noch mal für Sie!" Solomon ging auf die Rezeption zu. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Er hörte dem Direktor kurz zu. Ein Lächeln überzog sein Gesicht. "In Ordnung Herr Direktor, sehr schön! Wir werden dann also morgen früh beginnen können, ja? Wie Wunderbar! Ich freue mich immer wieder, wenn ich mit Ihnen zusammenarbeiten darf. Grüssen Sie Ihre Gattin bitte ganz nett von mir, ja? Auf Wiederhören!"
Mit einem spitzmündigen Grinsen gab Solomon den Hörer abermals an den Hotelmitarbeiter zurück.

Auf dem Weg zum Ausgang zog Solomon sein Handy aus der Tasche und wählte Bud Mcintosh an. "Hey Bud, morgen können wir wieder auf das Gelände zurück, ich habe mit dem Direktor gesprochen. Er hat zuerst rumgezickt, aber letztlich wollte er dann doch nicht, dass seine pädophile Neigung öffentlich gemacht wird und hat meinem Vorschlag zugestimmt. Also klemm' Dich hinter die Geschichte mit den Jungs Bud, damit wir nun zügig weiter machen können". "Ich habe auch ne' gute Nachricht für Dich, Al. Hätte Dich eh gleich angerufen. Unsere Jungs sind in einer Stunde in der Luft und landen morgen früh in Kairo. Na, was sagst Du?" "Wenn Du jetzt hier wärest, würde ich Dich küssen Bud, toll! Das sind sehr gute Nachrichten. Können wir uns dann so in zwei Stunden im Hotel treffen? Ich muss jetzt noch mal kurz weg ein paar Dinge für morgen organisieren und bin danach wieder in meinem Zimmer." "O.K. Al, wir treffen uns dann in zwei Stunden bei Dir."

Etwa zweieinhalb Stunden später sassen Al Solomon und Bud McIntosh gemeinsam beim Essen im Zimmer von Al Solomon. Al hatte ihre Leibspeise aufs Zimmer kommen lassen. Rinderfilet mit diversen Beilagen. Heute war ein guter Tag gewesen. Alles hatte sich zu ihrer Zufriedenheit entwickelt. Die beiden Freunde besprachen noch verschiedene Dinge für den nächsten Tag und gingen dann recht früh gegen 22.00 Uhr schlafen. Sie wollten am nächsten Tag früh aus den Federn und es würde ein langer Tag werden, so viel stand schon mal fest.

Um kurz nach 9.00 Uhr passierten Al Solomon und sein Freund Bud McIntosh am nächsten Morgen die Absperrung auf dem Gizeh-Plateau. Es war alles bestens vorbereitet. Als Sichtschutz war aus einem fadenscheinigen Grund über der Vorderpranke der Sphinx ein Zelt aufgestellt worden. Bohrgerät stand bereit. Die Jungs und jede Menge Gerät waren vor Ort. Zunächst war aber erst mal grosses Schulterklopfen angesagt. Seit dem Ende des Irakkrieges hatten sich die meisten von Ihnen nicht mehr gesehen und es gab Einiges zu erzählen. Etwa eine halbe Stunde später sassen Al Solomon und Bud McIntosh im Zelt über der Vorderpranke der Sphinx und schauten auf einen Monitor. Eine Kamera war durch ein frisch gebohrtes Loch in den Innenraum unter der Sphinx herab gelassen worden. Eine Treppe war zu erkennen. Sie führte in die Tiefe. Das Kamerakabel würde nicht ausreichen bis ganz nach unten, so viel war schon mal klar.

"Komm' Bud, lass uns das Ding sofort aufmachen, wir brauchen jetzt nicht mehr zu sehen. Es ist offensichtlich, vergeuden wir keine weitere Zeit mehr." "Hast' Recht Al." Kurz darauf wurde die jahrtausende alte Pranke der Sphinx mit einem Presslufthammer bearbeitet und eine Öffnung geschaffen, die einem erwachsenen Mann Platz zum Einstieg in die Unterwelt bot. "Wir brauchen Lampen, Seile und Kameras. Sam Riley und Walter Simmens werden uns hinunter begleiten," entschied Solomon. Die Männer machten sich bereit zum Einstieg. Fünf Minuten später stieg Al Solomon als dritter Mann in die Sphinx ein und ging eine Treppe hinab, die er sehr lange Zeit nicht gesehen hatte. Bud McIntosh bildete den Schluss. Jeder von ihnen hatte eine Stablampe in der Hand. An ihrer Stirn hatten sie alle eine weitere kleine Lampe mit einem Stirnband befestigt. Mit jedem Schritt in die Tiefe zitterten die kleinen Lichter und sorgten für eine gespenstische Beleuchtung. Es war kühl hier unten. Die Treppenanlage war erstaunlich gut erhalten. Staub und Sand hatten sich dort abgelagert, aber ansonsten sah alles aus wie gerade erst erbaut.

Es waren einige Minuten vergangen, als sie unten ankamen und jeder von den vier Männern hätte sich eine Jacke gegen die Kühle hier unten gewünscht. Etwa dreissig Meter unter dem Sand der Sahara bewegten sich vier Männer durch einen unterirdischen Gang in Richtung der grossen Pyramide, in der Hoffnung auf einen Sensationsfund in der Halle der Erkenntnis. Al Solomon wollte den Ring finden und er wollte ihn für sich. Bud McIntosh, sein bester Freund, war hier weil sein Freund hier war und weil er ihn unterstützen wollte. Ihn interessierte das Abenteuer, der Reiz, das Ungewisse und die Gefahr. Riley und Simmens, die beiden Männer welche die Vorhut bildeten, machten es des Geldes wegen. Solomon zahlte viel. Er zahlte schnell und war grosszügig. Wenn man keine Fragen stellte, kam man gut mit ihm klar.

Nachdem sie das Ende der Treppe erreicht hatten, taten sich zwei Gänge auf. Einer ging nach links ab und einer führte zur rechten Seite weiter. Solomon zögerte kurz. "Rechts!", sagte er nur kurz und wies mit seiner rechten Hand in die Richtung. Bud wunderte sich gerade ein wenig über seinen alten Freund und dachte: Zielsicher, als wäre er schon mal hier gewesen. Sie waren etwa zwanzig Meter in den Gang vorgedrungen, als Solomon ein seltsames Gefühl erfasste. Er wurde unruhig. Etwas stimmte nicht. "Seid nun ganz vorsichtig da vorne", wies er Riley und Simmens an, "es könnten Fallen eingebaut sein. Die alten Ägypter waren Meister in solchen Dingen." Riley und Simmens hielten kurz inne und sahen zu Solomon und McIntosh zurück. Mit einer nach vorne deutenden Handbewegung trieb Solomon sie aber wieder weiter an. "Los doch, weiter. Aber vorsichtig! Geht langsam und schaut euch um nach ungewöhnlichen Dingen - Steine, die eine andere Farbe haben oder so etwas. Leuchtet alles genau aus, bevor ihr drauf tretet."

Die beiden Männer drehten sich wieder nach vorne und gingen vorsichtig weiter. Solomon hatte das Gefühl, dass der Lichtstrahl der Taschenlampen der beiden Männer nun ein leichtes Zittern aufwies. Der Gang machte eine kaum wahrnehmbare Biegung zur rechten Seite. "Stop", schrie Solomon die Männer plötzlich aus Leibeskräften an. Riley erschrak so sehr, dass er die Stablampe fallen lies. Solomon konnte sich erinnern. Hier war etwas. Nicht einfach weiter gehen! Vorsichtig! Er schloss vorsichtig zu den Männern nach vorne auf und leuchtete mit der Stablampe die Wände links und rechts ab. Dann blieb der Lichtstrahl seiner Lampe an einem Stein hängen, der ein klein wenig hervorzustehen schien - fast nicht zu erkennen. Solomon drängte die Männer zurück und leuchtete den Boden ab. Da! Ein Stein war etwas tiefer als die anderen. Solomon liess sich von Simmens einen Hammer geben, zielte genau und warf ihn auf den Stein, der ihm aufgefallen war. Schnell wich er mit den anderen Männern zurück.

Keine Sekunde zu früh! Als der Hammer den Stein berührte, gab dieser nach und weitere Steine an der Wand und in der Decke lösten sich. Eine übel stinkende Flüssigkeit wurde aus dem Boden, der Decke und den Wänden verspritzt. Die Männer wichen noch weiter zurück. "Salzsäure!", rief Riley. Das ist Salzsäure! So eine Sauerei!" "Verdammt noch mal, da haben Sie aber ein Näschen gehabt, Mr. Solomon. Ohne Sie und ihre Eingebung würden wir jetzt übel aussehen", sagte Riley. "Ja, wenn wir weiter gegangen wären, hätten wir nie mehr zum Frisör gemusst", meint Bud McIntosh. Solomon schmunzelte. Der Gestank hatte sich ein wenig verzogen und die Männer gingen vorsichtig weiter. Die Lichtkegel der beiden vorangehenden Männer zitterten noch mehr als vorher und Bud McIntosh beschlich ein ungutes Gefühl. Er fühlte sich beobachtet.
Und er ahnte nicht, wie richtig er damit lag.....



H.A. - hier genannt Tolkien
 
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