۩۞۩ ..... Ägypten - Atlantis

Nächtlicher Besuch

Elmer schlief unruhig in dieser Nacht. Er spürte etwas Warmes an seinem Kopf und schlug die Augen auf. Die kleine Insa war ins Ehebett gekommen und hatte ihm einen Kuss auf die Backe gegeben. Er lächelte seine Tochter an. Nani schlief tief und fest neben ihnen.

Dann sah er ihn! Hinter Insa am Bettende stand er. Der Schakalköpfige!

Kein Wort verliess seine Lippen und doch hörte er ihn. Seinen Stab in der Hand sprach er zu Elmer: "Harketh andur akh errat, sirrath am te ekhbar, Ekhalabar!" Dann löste er sich auf und war verschwunden.

Elmer überlegte. "Die Saat ist nun im Boden, achte auf die Ernte, Ehrenwerter!"

Was hatte dies zu bedeuten?

Er wusste, irgendetwas würde geschehen.....

 
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Götterdämmerung

Gerade zwei Wochen war es nun her, dass Anubis seinen Besuch abgestattet hatte. Elmer und Nani hatten lange überlegt und in den letzten Tagen oft darüber gesprochen, was die Worte von Anubis wohl zu bedeuten hatten. "Die Saat ist nun im Boden, achte auf die Ernte"....

Sie waren überein gekommen, dass nur ihre Kinder gemeint sein können. Sie waren besondere Kinder mit besonderen Fähigkeiten. Es war langsam an der Zeit, sie mit dem Ring und mit den Kristallen vertraut zu machen.

Insa zog es in der letzten Zeit stark zu Großmutter und Großvater hin. Elmer war aufgefallen, dass sie häufig den Kontakt zu ihnen suchte und sich liebevoll an sie schmiegte, wenn sie auf ihren Schoss sass - mehr als sonst. Sie suchte den körperlichen Kontakt und als sie Elmer erzählte, dass beide bald eine Reise machen würden, hatte Elmer das Gefühl, dass sie beide bald gehen würden. Die letzte Reise. Aber war es wirklich die letzte Reise? Die Tatsachen sprachen eine andere Sprache.

Trotzdem, der Gedanke daran machte Elmer traurig und er sprach Nani darauf an. Auch Nani fand, dass Insa sich ungewöhnlich verhielt, so als wolle sie die letzten Tage
mit ihren Urgroßeltern noch einmal richtig auskosten. Tags darauf war Nani in die Stadt gefahren um einzukaufen und durch Zufall sah sie, wie Elmers Großeltern gerade eine Anwaltskanzlei verliessen. Sie hatten ihr Testament gemacht......das wusste sie sofort.

Am gleichen Abend war verabredet, dass alle gemeinsam bei Elmer und Nani zu Abend essen wollten. Kurz bevor Nani das Essen fertig hatte, schellte es und die Großeltern standen vor der Tür. Sie wirkten beide recht betreten, als wenn sie eine schwere Last auf der Seele trügen und als Insa sie umarmt hatte, liefen ihr Tränen die Wangen herunter. "Heute schon?", fragte sie mit trauriger Stimme. Elmers Großvaer nahm sie auf den Arm, um sie zu trösten.

Einmal mehr staunten alle, wie sehr sich die Intuition und die Spürigkeit dieses kleinen Mädchens weiter entwickelt hatte. Das brisante Thema wurde zunächst beiseite gelassen, doch als Nani die Kinder ins Bett gebracht und sie sich von den Urgroßeltern verabschiedet hatten, ergriff Großvater das Wort.

"Nun meine Lieben, ich glaube ihr wisst schon, dass wir euch vom Ende unserer Reise hier unterrichten müssen. Heute ist unser letzter tag und gegen Mitternacht werden wir abgeholt."

"Abgeholt?", fragte Nani überrascht.

"Ja, abgeholt, entgegnete Großvater. Anubis wird uns hinüber begleiten. Ich weiss, es kommt nun alles sehr plötzlich, aber ich habe es auch gestern erst erfahren. Er ist mir erschienen und mir wurde gesagt, dass wir hier bei euch abgeholt werden - gegen die Mitternachtsstunde. Wir haben alle unsere Dinge geregelt und werden diese Welt verlassen."

Großvater, der zwischen Elmer und Nani sass, nahm ihre Hände und sagte: "Meist ist es so, dass beim Abschied der Schmerz zurück bleibt und den Lieben die noch bleiben eine Weile zu schaffen macht. Dies werden wir wohl nicht ganz verhindern können, aber ich bitte euch, schaut auf die vielen schönen Dinge die wir hatten und lasst euch nicht von der Trauer übermannen denn,......wir werden uns wiedersehen, so viel steht fest."

"In einer anderen Zeit und unter anderen Vorzeichen, aber ich weiss es ganz sicher, denn ich habe es bereits gesehen. Es wird eine friedliche Zeit sein und alle werden wir uns dort wieder treffen - mehr kann und darf ich euch nicht sagen."

Betreten hatten Elmer und Nani ihm zugehört. Wasser füllte ihre Augen und fest drückten sie Großvaters Hand.

"Achtet auf die Ernte, denn die Saat ist eingebracht, fuhr er fort. Diese Worte hast Du vor einigen Tagen vernommen, lieber Elmer. Und natürlich sind die Kinder damit gemeint. Sie werden sich weiter entwickeln und ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten weiter ausbauen. So sehr ausbauen, dass sie in der Öffentlichkeit Schwierigkeiten bekommen werden, wenn zuviel davon publik würde. Es wäre also gut, wenn diese Dinge eher im Geheimen blieben, denn es würde Menschen und Wesen auf den Plan rufen, die man sich besser vom Leib hält."

Grossmutter hatte sich bisher bedeckt gehalten. Nun ergriff sie das Wort und auch die Hände der beiden. "Haltet immer fest an eurer starken Liebe. Es werden sehr unruhige Zeiten kommen, die viel von euch allen fordern, aber ihr werdet es schaffen, alles gut und unbeschadet zu überstehen."

Die letzten gemeinsamen Stunden sassen sie zusammen und sprachen über alte Zeiten. Über das alte Atlantis, Ägypten, ihre Inkarnationen und ihre Erlebnisse. Dann, um kurz vor Mitternacht sagte Großvater:" Lasst uns nun gemeinsam ein Glas Rotwein trinken und Elmer - stelle bitte noch ein fünftes Glas dazu....."

Etwas verwundert tat Elmer, wie Großvater ihm gesagt hatte und stellte fünf Gläser auf den Tisch, füllte sie und setzte sich hin. Großvater erhob sein Glas und alle taten es ihm nach. Dann fiel Nani fast das Glas aus ihrer Hand.

Der schakalköpfige stand im Raum!

Funkelnd machten seine Augen die Runde. Ohne seinen Mund zu bewegen, nahmen alle seine Stimme wahr: "Ihr Ehrenwerten, ich nehme heute zwei von Euch in meine Obhut, auf das sie sich erholen mögen, sich erinnern mögen und sich vorbereiten mögen. Vorbereiten auf das, was danach kommt."

Er forderte sie auf, sich an den Händen zu nehmen und stellte sich zwischen Großvater und Großmutter. Elmer und Nani nahmen nun die Großeltern bei den Händen und schlossen so den Kreis. Plötzlich veränderte sich der Druck der vertrauten Hände und Elmer und Nani hatten das Gefühl, direkt die Hand von Anubis zu fassen. Lederartig und kühl war sie und doch....irgendwie vertraut.

Dann wurden sie plötzlich alle von einer Energie erfasst, welche sie ruckartig mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit vorwärts bewegte. Mit einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit durchquerten sie das Universum, wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, vorbei an unzähligen Galaxien, Spiralnebeln und anderen Welten. Sie konnten nicht sagen, wie lange es gedauert hatte, denn sie hatten jegliches Zeitgefühl verloren, als sie ankamen. Ankamen in einer anderen Welt, doch war sie ihnen nicht ganz fremd und sie hatten das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein.

Vor ihnen lag ein palastähnliches Gebäude, der Sitz der Götter!

Hier mussten sie sich nun verabschieden, denn es war nur den Geladenen der Zutritt gewährt, das Rund der Begnadeten zu betreten. Es war ein kurzes Gefühl der Liebe, welches sie teilten. Ohne Worte, ohne Blicke, doch es war unglaublich intensiv.

Dann plötzlich zog es sie mit Macht zurück und an den Händen von Anubis wurden sie zurückgeführt. Zuück in ihre Welt. Zu ihren Kindern. Zu den Körpern ihrer Großeltern. Ihre Seelen hatten sich aufgemacht. Aufgemacht in die andere Welt. Zu den Göttern.
Anubis hatte sie zurückgeführt und als sie in ihrem Haus angekommen waren, sahen sie die kleine Insa, wie sie ihrem Urgroßvater lächelnd etwas ins Ohr flüsterte und ihr Sohn vor der Uroma kniete und sie anlächelte.

Als Anubis sich auflöste, liess er ein Gefühl des Friedens bei ihnen allen zurück, welches sie so noch nie erlebt hatten .......



H.A. - hier genannt Tolkien
 
Aidilah - es beginnt....



Die Beisetzung von Elmers Großeltern fand im ganz kleinen Kreis statt. Ahmed war gekommen. Als die Särge der Großeltern in die letzte Ruhestätte abgelassen wurden, verneigte sich Ahmed mit vor der Brust gekreuzten Armen vor ihnen. Er hatte gewusst, dass Elmers Großeltern sie verlassen würden, doch konnte er seine grosse Trauer nicht verbergen. Die Tränen des Abchiedes hatte ihn überwältigt und gedankenversunken fingerte er in seiner Tasche nach einem Tuch.

Sein "Königspaar" war gegangen. Er wusste, sie würden sich einmal wiedersehen - unter anderen Vorzeichen - aber er wusste nicht wann. Geliebt hatte er sie beide. Immer. In jeder ihrer Inkarnationen. Und er hatte ihnen immer gedient. Absolut treu und ergeben hätte er sein Leben für sie beide gegeben.

Nani und Elmer wirkten sehr gefasst. Insa an Nanis und Howart an Elmers Hand standen sie am offenen Grab und richteten ihre letzten Worte und Gedanken an die geliebten Großeltern und Urgroßeltern. Bilder zogen vorbei. Jeder von ihnen nahm sie wahr. Sie waren verbunden. Bilder aus sehr alter Zeit. Plötzlich zuckte Howarts Hand heftig zusammen. Etwas hatte ihn erschreckt. Langsam drehte er sich um. Dann sah er den Mann. Hinter einem Strauch in der Nähe beobachtete er die Szene. Nur sein Kopf war zu sehen. Seine grünen Augen lagen tief in den Höhlen und buschige Brauen verstärkten diesen Eindruck noch mehr.

"Aidilah" - der kleine Howart hatte diesen Namen gedacht und alle hatten ihn gehört. Er kannte ihn. In den Anfängen der atlantischen Zeit war er Kristallmeister gewesen. Er hatte ihn gelehrt, sie im Sinne der Menschen und zu ihrem Wohle einzusetzen. Erinnerungen kamen in dem kleinen Kind hoch. "Das Kreisrund", der Übungsplatz erschien vor seinem geistigen Auge. Hier hatte er gelernt die Kristalle zu gebrauchen. Er, Isthar, der Sohn des Königspaares.

Er hatte viel gelernt von Aidilah, sehr viel. Sein Lehrmeister begleitete ihn bis er sechzehn war. Schöne Erinnerungen stiegen in dem kleinen Howard auf. Aidilah verstand es, den Jungen für die Kristalle und ihre Kräfte zu begeistern. Liebevoll hatte er ihn auf seinem Weg zum jungen Mann und die Thronfolge vorbereitet. Er war ihm wie ein zweiter Vater geworden. Eine tiefe Zuneigung verband ihn mit seinem Lehrmeister. Doch eines Tages hatte sich etwas verändert. Aidilah war wie verwandelt. Er hatte sich anderen Werten verschrieben und wirkte auf Isthar als hätte eine unsichtbare Macht von ihm Besitz ergriffen. Mehr und mehr versuchte Aidilah den Jungen auf seinen neuen Weg einzuschwören - einem dunklen Weg - der dem Jüngling nicht gefallen wollte.

Lange hatte Isthar gezögert, doch schliesslich vertraute er sich seinem Vater, dem König an und berichtete ihm vom Sinneswandel seines Lehrmeisters. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei, da es ihm wie ein Verrat vorkam. Doch er merkte innerlich, dass dies eine gefährliche Entwicklung darstellte. Für ihn, für die Königsfamilie und für Atlantis. Der König war entsetzt und liess Aidilah beobachten. Auch die Ausbildung Isthars wurde beobachtet.

Die Atlanter dieser Epoche, angeführt von der Königsfamilie, folgten den Werten des "Einen". Eines Gottes für alle, der jeden Menschen und jedes Wesen gleichsam wertschätzte. Es gab in jener Zeit Wesen, die durch Kreuzungen mit Tieren, die vor langer Zeit gelebt hatten, Missbildungen hatten und denen das Leben hierdurch besonders schwer fiel. König Arthrim liess diese Wesen mit den Kristallen behandeln und besserte so ihr Dasein. Nach eingen Behandlungen verschwanden Missbildungen wie Schwänze oder Hornansätze an den Köpfen sowie klauenartige Hände und Füsse. Er wollte diese Wesen wieder zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft machen, denn zumeist wurden ihnen nur niedere Arbeiten angeboten und sie wurden von anderen Menschen schlecht behandelt.

Doch auch in Atlantis galt schon das Gesetzt der Polarität. Wo es Gutes gab, gab es auch Schlechtes. So hatte sich eine Gegenbewegung gebildet. Sie nannten sich die Anhänger des Ba-al, eines gefürchteten Gottwesens, das absolute Unterwerfung seiner Anhänger verlangte. Genau dieser Bewegung hatte sich Aidilah insgeheim verschrieben, wie sich durch die Beobachtungen herausstellte. Er wurde vom König zur Rede gestellt und nach einem heftigen Streit wurde Aidilah in Verwahrung genommen. Der König wollte ihm Bedenkzeit einräumen und zu einer Umkehr bewegen. Doch Aidilahs Herz und seine Gedanken waren bereits zu sehr in die Welt des Ba-al eingedrungen und von ihm durchsetzt. Er war zu keiner Einsicht bereit. Dem König blieb nur eine Wahl. Sein Tod!

Isthar rang mit seinem Gewissen. Er fühlte sich mitschuldig am Tod seines ehemaligen Lehrers, den er sehr gemocht hatte. Trotz der Versuche seines Vaters konnte er dieses Gefühl sein ganzes Leben lang nie ganz abschütteln. Auch jetzt war es wieder da, als er in diese grünen, tiefliegenden Augen blickte. Langsam löste er sich vom Blick dieses Mannes und sah zu Elmer auf. Als er sich wieder umdrehte, war der Mann wie vom Erdboden verschwunden.....

Nach der Beisetzung der Grosseltern fuhren sie gemeinsam mit Ahmed zurück in ihr Haus. Bei Kaffee und Kuchen berichtete Ahmed von den letzten Entwicklungen an der eingestürzten Pyramide in Gizeh. Merkwürdige Dinge gingen dort vor sich. Nachts hatte Ahmed öfter ein seltsames Licht gesehen, das die Pyramide von innen heraus erleuchtete. Es war kein von Menschen gemachtes Licht. Das beschädigte Bauwerk wurde besonders stark bewacht und seitdem dieses Lichtphänomen aufgetreten war, wurde die Bewachung noch weiter intensiviert. Einmal hatte Ahmed den Eindruck gehabt, dass das Licht durch die Pyramidenspitze in den Nachthimmel hinaus schoss und sich in den Weiten des Alls verlor.

Doch er hatte sich getäuscht. Das Licht hatte ein bestimmtes Ziel!

Insa und Howart hatten sich bei den Händen gefasst und Ahmed gespannt zugehört. Als er fertig war sagte Insa das Wort "Baltar". Fragend sahen alle sie an. Alle ausser Howart. "Das ist der Stern, zu dem das Licht fliegt", sagte er. "Ba-al ist dort. Er kommt zurück auf die Erde. Aidilah ist sein Vorbote."

Besorgte Blicke machten die Runde.

"Wir müssen nach Gizeh, sagte Elmer, etwas stimmt dort nicht."


H.A. -hier genannt Tolkien
 
Tödliche Entdeckung


"Leuchte mal hier rüber, Assil." Hamid, sein Kollege von der Nachtschicht hatte leise zu ihm herüber gezischelt. Sie durften nicht auffallen! Lange schon hatten sie geplant, in die beschädigte Pyramide einzusteigen. Dieses merkwürdige Licht, das in letzter Zeit öfter aufgetreten war, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Gemeinsam hatten sie darauf hin gearbeitet, in die Nachtschicht an der Pyramide zu kommen. In dieser Nacht war es nun endlich soweit.

Wochenlang hatten sie die Einstellungen der Scheinwerfer studiert, die in der Nacht die beschädigte Pyramide im Wechsel anleuchteten. Neugierige Eindringlinge sollte so abgeschreckt werden. Doch sie wollten es heute wissen. Was steckte dahinter? Langsam und vorsichtig waren sie empor geklettert. Immer in Deckung vor den Scheinwerfern. Dann waren sie an der Öffnung angekommen. Ein Spalt war zu sehen, durch den sie einsteigen konnten.

"Hier geht's," raunte Hamid seinem Nachtschichtkollegen zu. Etwa zehn Meter unter der Spitze zwängten sich die beiden Wachmänner durch die enge Öffnung. Mit zitternder Hand führte Assil den Lichtstrahl der Taschenlampe durch den engen Schacht. Es war warm und schnell waren sie nach dem anstrengenden Aufstieg ins Schwitzen geraten. Nun der enge Schacht. Kriechend bewegten sie sich vorwärts. Der aufgewirbelte Staub legte sich schnell auf die verschwitzte Haut und verursachte ein unangenehmes Jucken. Das Ende des Schachtes war erreicht.

Assil blickte nach oben. Es ging hier nur in diese eine Richtung weiter. Doch die Höhe bis zum Ende des Schachtes war nicht ohne Hilfe zu bewältigen. Hamid musste in dem engen Schacht zu Assil aufschliessen und unter ihn krabbeln, um ihm so zu ermöglichen auf seine Schultern zu steigen. Vorsichtig stieg Assil auf Hamids Schultern auf. Die Stablampe im Mund liess sich Assil von Hamid hochdrücken und fingerte mit seinen Händen nach dem oberen Rand des Einlasses. Kurz darauf bekam er Halt und wollte sich hochziehen, um Hamid zu entlasten. "Aaah!", der Schrei liess Hamid zusammenzucken. Er liess sich wieder etwas herunter.

"Schon gut, schon gut Hamid. Mir ist nur eine fette Ratte über die Hand gelaufen." Erleichtert drückte Hamid seinen Kameraden wieder nach oben. Schweiss lief ihm aus allen Poren. Assil zog sich über den Rand nach oben und half dann mit, Hamid hochzuziehen. Sie befanden sich nun kurz unterhalb der Pyramidenspitze. Assil leuchtete mit der Stablampe den Raum aus, in dem sie nun standen. Was sie sahen, liess ihnen den Atem stocken! Fremdartige Statuen säumten die schräg zur Decke hin zulaufenden Wände. In der Mitte des Raumes befand sich ein grosser goldener Ring, auf dessen Rand Symbole angeordnet waren, die auf die beiden wirkten wie aus einer anderen Welt.

Assil ging näher an den Ring heran, um die Symbole genauer zu betrachten. Der Ring schien aus massivem Gold zu sein. "Was glaubst Du was das ist," fragte Assil und leuchtete mit der Lampe den Ring mit den Symbolen ab.

"Keine Ahnung, antwortete Hamid. Ich überlege nur, wie man dieses massive Teil hier heraus schaffen kann. Was meinst Du, was es wert ist?"

"Wenn es massiv ist, würde es für alle Zeiten für uns beide reichen, mein Lieber. Aber es wird bestimmt sauschwer sein."

Hamid fasste an den Rand und versuchte den Ring anzuheben. Doch keine Chance, er war zu schwer. Während er in das Innere des Ringes stieg, lief Assil zu den Wänden und betrachtete die merkwürdigen Statuen, die davor standen. Eine der Statuen hatte einen komischen zylindrischen Hut auf, der ihn an irgend etwas erinnerte. War es ägyptisch? Nein, es war anders. Eine fremde Kultur. Auch die Schriftzeichen auf dem Ring waren nicht ägyptischen Ursprungs, dessen war er sich sicher.

Während Hamid die Statue weiter untersuchte, beschäftigte sich Assil weiter mit dem Ring. Langsam strich er mit seiner Hand vorsichtig über die fremdartigen Schriftzeichen. Es fühlte sich komisch an, wenn er sie berührte. So als bekäme er einen kleinen leichten elektrischen Impuls. Immer mehr der Zeichen berührte er, bis er an das letzte Zeichen kam, das an ein Sternbild erinnerte. Langsam legte er seine Hand über das Symbol und spürte deutlich einen gewissen "Zug". Dann strich er mit der Hand über das Symbol.

Das leichte Leuchten des Augenpaares in einer der Statuen hatten sie beide nicht bemerkt. Der leise Brummton, der sich nach Assils Berührung des Symboles erhob, war jedoch beiden aufgefallen. Stetig schwoll der Ton weiter an. Plötzlich erwachten Lichter an den Symbolen, die in das Innere des Kreises leuchteten. Erschrocken wollte Assil seine Hand zurück ziehen, doch es war ihm nicht möglich. Eine starke Kraft hielt ihn fest!

"Hilf mir Hamid, rief er flehend, ich bekomme meine Hand nicht mehr los!"

Erschrocken eilte Hamid heran und packte Assils Arm. Kräftig zog er an seinem Arm, doch sie kamen nicht vom Fleck. Immer stärker wurde das fremde Licht und auch der Brummton schwoll weiter an. Aus der Mitte des Ringes erhob sich plötzlich eine Lichtsäule, die sich rotierend in Richtung der Pyramidenspitze erhob. Panik erfasste die beiden Männer!

"Was ist das Hamid?", schrie Assil angsterfüllt.

"Ich weiss es nicht. Wir müssen hier schnellstens weg, Assil! Los ziiieh!"

Wie wahnsinnig zog Hamid an Assils Arm, doch weder Assil noch er selbst konnten sich aus dem Sog befreien. Das Licht wechselte die Farbe und ging in ein fluoreszierendes Rosa über. Assil und Hamid wurden immer stärker in die Mitte des Ringes hin zur Lichtsäule gezogen. Unglaublich stark war die Kraft. Sie hatten keine Chance mehr, sich zu befreien. Immer mehr wurden sie in die Mitte des Ringes gezogen. Assil spürte, dass er verloren war, wenn er in den Sog der Lichtsäule geraten würde. Unter allergrösster Kraftanstrengung machte er einen letzten Versuch und versuchte sich an den Rand des Ringes zurück zu ziehen.

Mit weit aufgerissenen Augen und einem Schrei aus Wut und Angst zog Hamid mit aller Kraft mit. Doch vergebens. Assils Fuss geriet in die Lichtsäule. Er schrie laut auf. Mit weit aufgerissenem Mund wurde er in die Lichtsäue gezogen. Hamid, der an seiner Hand "klebte" wurde mitgezogen und keine Sekunde später waren beide verschwunden!

Der Brummton ebbte ab. Die Lichtsäule erstarb. Das Augenpaar in der Statue war verschwunden. Nur eine einsam leuchtende Stablampe zeugte noch von den Besuchern. Sie strahlte auf dem Boden liegend die Statue an.

In ein paar Stunden würde sie verlöschen....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
Alte Bekannte



Nach der Beerdigung der Grosseltern war Ahmed am nächsten Tag in seine Heimat Ägypten zurückgekehrt. Am Wochenende rief ihn überraschend sein alter Freund Sidi al Shamad an. Sidi war Ägyptologe und hatte an vielen offiziellen Ausgrabungen teilgenommen. Viele Jahre hatte er im Tal der Könige verbracht und viele andere bekannte Ausgrabungsstätten erforscht.

Auch inoffizielle Ausgrabungen hatten ihn stets fasziniert. Auf eigene Faust und im Geheimen zu graben und zu forschen, hatte seinen besonderen Reiz für ihn und er hatte es schon oft getan. Dabei hatte er so Manches entdeckt und ausgegraben, das für gewisse Leute von grossem Interesse gewesen wäre. Aber er hatte es für sich behalten....

"Sid, mein alter Freund, strahlte Ahmed in den Telefonhörer, wie schön wieder mal Deine Stimme zu hören! Wie geht es Dir? Bist Du wieder mit Spaten und Pinsel unterwegs?", fragte Ahmed.

"Natürlich mein Freund, Du kennst mich doch. Ich nehme meinen Spaten mit ins Bett, für eine Frau wäre dort eh kein Platz." Sein für seine Nationalität untypischer Bart hüpfte beim Lachen auf und ab. Die gezwirbelten Enden erinnerten irgendwie an einen bayerischen Buben. Jedoch liessen seine landesübliche Kleidung und sein Aussehen keinen Zweifel an seiner Herkunft.

Sidi und Ahmed tauschten sich zunächst eine Weile über ihre Familien aus, da sie sich schon sehr lange kannten. Dann erzählte Sidi Ahmed, dass seit einigen Tagen zwei Männer vermisst würden. Ein Verwandter von ihm und sein Freund. Sie hatten für den Wachdienst an der beschädigten Pyramide gearbeitet und waren seit ihrer letzten Nachtschicht einfach spurlos verschwunden. Keiner hatte eine Erklärung für ihr Verschwinden. Der Wachdienst am Tor des eingezäuntes Geländes um die Pyramide hatte beide zum Dienstantritt hereingehen sehen. Sie hatten sich beide ins Wachbuch eingetragen aber nicht mehr ausgetragen. Trotz langer und sehr intensiver Suche hatte man nichts gefunden, weder die beiden Männer, noch etwas von ihrer Ausrüstung oder irgendeinen Hinweis.

Nach zwei Tagen war die Suche erfolglos abgebrochen worden. Weder die amerikanische Firma SOL noch die Altertumsbehörde wollten die Suche fortsetzen und brachen die Suche zum Entsetzen der Verwandschaft mit den Worten "Wir haben alles getan, was uns möglich war - vielleicht sind sie einfach durchgebrannt", endgültig ab.

"Hast Du schon von dem seltsamen Licht gehört, dass seit einiger Zeit an der Spitze der Pyramide zu sehen ist, Ahmed?", fragte Sidi.

"Ja ich hörte davon. Gesehen habe ich es selbst noch nicht, aber die Berichte darüber sind sehr mysteriös und etwas in mir sagt mir, dass es gefährlich ist."

"Damit könntest Du durchaus Recht haben Ahmed, antwortete Sidi, es ist geheimnisvoll und mystisch aber auch irgendwie beängstigend.

Ich habe es gesehen!"

"Du hast es gesehen?, fragte Ahmed. Wann?"

"In der Nacht in der sie verschwunden sind, Assil und Hamid. Mein Gefühl sagt mir, dass dieses Licht etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat."

"Wie meinst Du das genau, Sidi?"

"Ich habe ungewollt ein Gespräch der beiden mit angehört, in dem sie davon sprachen in die Pyramide einzusteigen. Du kennst mich ja. Ich mache auch gelegentlich Dinge auf eigene Faust, etwas, na sagen wir mal "am Rande der Legalität. Deshalb habe ich mich ruhig verhalten."

"Und Du meinst tatsächlich...sie sind...dort eingestiegen?"

"Ich glaube schon. Sie waren wie besessen davon in dem Gepräch. Auch sie hatten dieses Licht gesehen und wollten der Sache auf den Grund gehen. Sie wollten ihren Dienst zusammenlegen lassen, in eine gemeinsame Schicht und kurz darauf hatten sie es geschafft und genau in dieser Nacht sind sie dann spurlos verschwunden."

"Eine sehr merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte, Sid. Aber sag mal, woran arbeitest Du selbst denn gerade? Bist Du wieder auf dem Plateau?"

"Noch nicht, aber vermutlich bald. Ich wurde darauf angesprochen, ob ich einen neu entdeckten Gang zwischen der Sphinx und der Pyramide untersuchen würde. Sehr gefährlich übrigens wegen der erheblichen Einsturzgefahr. Die Firma SOL übernimmt die Kosten und würde mir ein fürstliches Honorar zahlen. Zwei Monate Untersuchung wären anberaumt.

Sie zahlen das Dreifache von dem, was sonst so üblich ist. Scheint ihnen sehr wichtig zu sein das Ganze und sie versprechen sich wohl Einiges davon. Der Vertrag wird mir in Kürze zugeschickt."

"Und....wirst Du annehmen?"

"Ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht täte, Ahmed" lachte Sidi.

"Es übt diesen gewissen Reiz auf Dich aus, nicht wahr?"

"Genau so ist es. Ich benötige für die Aktion einen zuverlässigen Assistenten, den ich mir selber aussuchen kann und habe dabei an Dich gedacht, Ahmed. Wie ist es? Hättest Du Interesse?"

Ahmed war überrascht. Wieder dort hinein? Gedankenfetzen gingen ihm plötzlich durch den Kopf. Kristalle. Ringe. Das Pharaonenpaar. Er überlegte kurz und bat um etwas Zeit. "Kann ich drüber nachdenken und Dir morgen am Abend meine Entscheidung mitteilen?, fragte er.

"Natürlich, antwortete Sidi. Ich würde mich sehr freuen, Dich im Team zu haben und an meiner Seite zu wissen, Ahmed."

"Im Team? Wer ist denn sonst noch mit dabei?

"Zach Weidmann, ein Israeli. Er hat die technische Leitung. Ingenieur und versierter Fachmann für Altertümer und Höhlenforschung.

Ein Typ von der Altertumsbehörde wird mit dabei sein, aber ich weiss noch nicht, wer es ist. SOL stellt ebenfalls zwei Leute und die gesamte Ausrüstung. Vom Allerfeinsten, sage ich Dir."

"Okay Sid, ich denke drüber nach und melde mich morgen bei Dir, ja?"

Geht in Ordnung Ahmed. Würde mich sehr freuen, wenn Du mit machst!"

Nachdem Ahmed den Hörer aufgelegt hatte, liess er sich in seinen Sessel zurück fallen. Kurz darauf griff er wieder zum Hörer. Er wollte Elmer in Deutschland anrufen und ihm berichten, was Sidi ihm erzählt und angeboten hatte. Ein kurzes Knacken in der Leitung, dann wurde der Hörer abgenommen.

"Hallo Ahmed, begrüsste ihn der kleine Howart. Vater wird Dich sicher begleiten, doch sei auf der Hut, denn es ist sehr gefährlich und könnte Dein Leben fordern. Vertraue Deiner Intuition."

"Hallo?" Elmer war nun am Telefon. Ahmed war total verwirrt über die Worte des kleinen Jungen und darüber, dass er wusste wer anruft. Er brauchte einige Sekunden, um Antwort geben zu können.

"Hallo, wer ist da?", fragte Elmer energischer nach.

"Ähh...., ich bin es, Ahmed. Entschuldige Elmer, aber ich bin gerade völlig durch den Wind. Howart war am Telefon und hat mir etwas gesagt, dass, naja es hat mich sehr verwirrt."

Ahmed teilte Elmer den genauen Wortlaut mit und erzählte ihm anschliessend von Sidi's Angebot.

"Schlafe eine Nacht darüber Ahmed, empfahl Elmer. Morgen früh wirst Du wissen, was zu tun ist. Wenn Du Dich dafür entscheidest, solltest Du versuchen mich mit dort unter zu bringen. Als Assistenten des Assistenten sozusagen."

Ahmed wollte keine weiteren Fragen mehr stellen und versprach, sich am Mittag des nächsten Tages wieder zu melden. Er verabschiedete sich von Elmer und legte sich sofort ins Bett. Eine ungewöhnliche Müdigkeit hatte ihn plötzlich gepackt. Ohne sich auszuziehen liess er die Abendtoilette ausfallen und war in zwei Sekunden tief versunken. Der Traum kam schnell und zeigte ihm viele alte Bekannte.

Und einer hielt die Wacht.

Sein kunstvoll verzierter Lendenschurz schimmerte leicht in der Dunkelheit. Den Stab fest in seiner Hand begleitete er den Ehrenwerten.

Anubis......


H.A. - hier genannt Tolkien
 
Nachtschicht



Halil sass in seinem kleinen gläsernen Büro am Eingang des Museums. Die Hälfte seiner Nachtschicht war um und ihm wurde langweilig. Seine nächtliche Ration hatte er gerade verspeist und auch sein mitgebrachter Tee neigte sich langsam dem Ende. Rauchen war leider verboten hier und das acht Stunden lang. Heute machte ihm dieser Umstand besonders zu schaffen. Er wusste nicht warum, war unruhig und gereizt. Irgend etwas war heute Nacht anders als gewöhnlich.

Vor zwei Monaten hatte er diesen Job bekommen und war heilfroh, als sein Vetter Yusuf ihn mit der freudigen Nachricht überraschte. Er hatte sich schnell an den Nachtdienst gewöhnt und zudem wurde er recht gut bezahlt. Er nahm sich immer einige Zeitschriften mit, um genug zum Lesen zu haben. Manchmal genoss er auch die Ruhe, um über verschiedene Dinge nachdenken zu können, die ihn gerade beschäftigten. Und Ruhe hatte er in der Nachtschicht reichlich. Bis auf vorgestern. Da kam spät am Abend eine angekündigte Lieferung mit neuen Artefakten an, welche zunächst in den Kellerräumen des Museums verstaut wurde. In den nächsten Tagen wollten sich verschiedene Mitarbeiter des Museums mit den neuen Dingen beschäftigen, sie sichten, katalogisieren und zuordnen.

Halil drängte es, sich zu bewegen und so erhob er sich, streckte seine Glieder und machte sich auf den Weg zu seinem Rundgang. Alles war still. Die Notbeleuchtung war eingeschaltet und erlaubte nur spärliche Blicke auf die ausgestellten Stücke. Doch Halil kannte sich inzwischen ganz gut aus hier und ging sicheren Schrittes durch die Gänge im Erdgeschoss. Die Taschenlampe in der rechten Hand durchquerte er den Hauptgang und bog dann nach links ab, um seinen Rundgang zu beginnen, der nach einem festen Plan ablief. Zunächst das komplette Erdgeschoss, dann die breite steinerne Treppe ins erste OG. Zum Abschluss noch der Griff an die Türe zum Kellergeschoss. Sie musste stets verschlossen sein.

Gerade als er um die nächste Ecke in den Gang zu den Räumen mit den Sarkophagen einbiegen wollte, hörte er ein Geräusch. Abrupt blieb er stehen. Langsam drehte er sich um. Er schaltete seine Taschenlampe ein und erschrak fürchterlich!

Direkt vor ihm stand..... Anubis!

Er hatte vergessen, dass die Statue direkt neben ihm war. Streng blickte er ihn an. Sein Stab schien etwas vorgeneigt zu sein. Als ob er ihn zum Zurückgehen bewegen wollte. Halil beruhigte sich schnell wieder und schallt sich einen Narren. Einen kleinen Moment hatte er gedacht, er stünde leibhaftig vor ihm, aber das konnte ja nun wirklich nicht sein....

Das Geräusch. Was konnte es gewesen sein und woher war es gekommen. Halil ging den Weg zurück, leuchtete in jede Ecke und untersuchte das komplette Erdgeschoss. Nichts Verdächtiges war zu sehen. Es war vermutlich von draussen gekommen, eine andere Erklärung fand er nicht.

Er setzte seinen ursprünglichen Weg fort und passierte abermals in respektvollem Abstand die Statue des Anubis. Er blieb stehen und schaute ihn an. Der Stab schien ihm nun noch weiter nach vorne geneigt zu sein, als vorhin. Seine eigene Fantasie schien ihm einen Streich zu spielen. Er ging weiter und erreichte die Steintreppe ins Obergeschoss. Leise brachten ihn seine weichen Sandalen über die ausgetretenen Stufen auf die nächste Ebene. Jeden Raum inspizierte er genau. Alles war in bester Ordnung. Nun noch der letzte Raum in dem die Reinigungskräfte ihre Arbeitsgeräte verstaut hatten. Er leuchtete kurz hinein und wollte gerade die Türe wieder schliessen, als ihn das Geräusch wieder aufmerksam machte. Er schaute noch einmal in den Raum und sah, dass ein Fenster offen stand und durch den Wind gegen den Rahmen schlug. Das war es also gewesen! Diese Reinigungstrupps!

Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, machte er sich auf den Rückweg ins Untergeschoss. Am Fusse der Treppe bog er nach links ab und fasste den Türgriff zum Treppenabgang in die Kellerräume. Er drückte die Klinke zur Kontrolle. Die Tür öffnete sich! Das war nicht normal. Sie war stets verschlossen gewesen. Auch nach der Einlagerung der Kisten in der Nacht der Anlieferung war sie verschlossen, dies wusste er. Vorsichtig zog Halil die Tür auf, um keinen Lärm zu machen. Er schaltete seine Lampe ein und ging auf Zehenspitzen die Stufen hinunter. Zitternd suchte sich der Strahl der Lampe Stufe für Stufe seinen Weg nach unten.

Unten angekommen leuchtete Halil den Raum mit der Lampe ab. Er erschrak! Die neuen Kisten waren teilweise geöffnet worden! Langsam näherte er sich den aufgebrochenen Holzkisten. Er beugte sich vorsichtig hinunter und sah, dass die Kisten durchwühlt worden waren. Verpackungsmaterial lag auf dem Boden verstreut herum. Mehrere Kisten waren aufgebrochen worden. Hier war eingebrochen worden! Er musste sofort Meldung machen und die Polizei informieren! Halil erhob sich und drehte sich, um die Treppe nach oben zu nehmen.

Dann erstarrte er zur Salzsäule!

Ein Mann stand ihm plötzlich gegenüber! Er hatte nichts bemerkt oder gehört. Etwas hielt er in der Hand. Gerade als Halil seinen Mund öffnen wollte, erfasste ihn der Strahl. Die grünen Augen, die tief in den Höhlen lagen, waren das Letzte, was Halil sah..........


Halils Ablösung kam pünktlich wie immer. Die offen stehende Kellertür war dem Kollegen sofort aufgefallen und er ging in den Keller hinab. Ein ungutes Gefühl hatte ihn beschlichen, als er Halils Namen rief und keine Antwort bekam. Dann sah er die durchwühlten, offenen Kisten, das Verpackungsmaterial und dann..... Halil.

Sein Körper war mumifiziert....

Schreiend lief der Mann nach oben und informierte völlig aufgelöst die Polizei. Wenige Minuten später wimmelte es im Museum von Polizeibeamten. Ein Sanitäter kümmerte sich um den geschockten Kollegen von Halil. Tränen liefen ihm über die Wangen, als der Zinksarg mit den Überresten des Kollegen an ihm vorbeigetragen wurde.

Keiner hatte eine Erklärung dafür, was hier geschehen war.


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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Gizeh


Ahmed hatte sich wie besprochen am nächsten Tag bei Elmer gemeldet und ihm mitgeteilt, dass er den Job in Gizeh annehmen würde. Er wollte auch versuchen, Elmer als seinen Mitarbeiter dort unterzubringen. In etwa vier Wochen sollte es losgehen. Wenn alles klappte, wollte Ahmed sie eine Woche vor Abreise in Deutschland besuchen, um mit Elmer alle Details für die Reise genau zu besprechen.

In der letzten Zeit hatte sich Elmer sehr viel mit Howart beschäftigt. Die Kristalle und der Ring hatten eine grosse Macht, doch in den Händen des kleinen Jungen kamen sie Elmer noch viel mächtiger vor. Er ging so spielerisch leicht mit den Dingen um, dass Elmer nur staunen konnte. Eine Erklärung, auch wenn sie noch so lang oder kompliziert war reichte aus und der Junge hatte alles haarklein verinnerlicht. Manches wusste er aus seinem Inneren heraus, ohne dass Elmer ihm etwas erklären musste.

Eines Nachmittages hielten sie sich beide im Keller des Hauses auf, um mit dem Ring an Howarts Hand eine Öffnung in der Wand zu Grossvaters Geheimkammer zu schaffen. Howart bewältigte die Aufgabe problemlos in kürzester Zeit. Insa stand hinter ihnen und hatte die Szene beobachtet. Dann sagte sie zu Howart: "Wenn Du den Ring etwas nach rechts drehst, geht es noch schneller." Elmer war verblüfft. "Woher weisst Du das?", fragte er seine kleine Tochter lächelnd. "Du hast es mir doch selbst einmal gezeigt, Papa Elmer. Es war nur zu einer anderen Zeit und in einem anderen Leben. Weisst Du es nicht mehr?"

Seit einiger Zeit hatte sie es sich angewöhnt, Elmer "Papa Elmer" zu nennen und Howart sprach sie mit "Bruder Howart" an. Elmer überlegte einen Moment und musste eingestehen, dass er im Moment nicht wusste, wann es gewesen war. "Soll ich es Dir zeigen?", fragte die Kleine. "Ja, aber wie willst Du?.....

Insa kam auf ihn zu und nahm seine Hand. Sie sah ihm in die Augen und fast im gleichen Moment nahm Elmer die Szene wahr. Der Ring war an Insas Hand. Elmer stand neben ihr und erklärte ihr die Funktion des Ringes. Es war in Atlantis. Sie war die Tochter der Hohepriesterin. Sechzehn Jahre alt und wunderschön. Elmer war ihr Lehrer. Nur hiess er damals anders. Jetzt erinnerte er sich wieder. Nilmar war sein Name und er war der Kristallmeister. "Ja, jetzt weiss ich wieder," sagte er lächelnd zu ihr. Insa streichelte seine Hand. Elmer war verblüfft, welche Entwicklung seine kleine Tochter gemacht hatte. Sie schien aus einem schier unerschöpflichen Wissenspool schöpfen zu können. Er war sich sicher, dass sie in der Akasha-Chronik lesen konnte.

Wenn er mit seinen beiden Kindern zusammen war, hatte er das starke Gefühl, dass seine Grosseltern anwesend waren. Insa strahlte die gleiche gütige Ruhe und Präsenz aus wie seine Grossmutter und Howart.... ja, man konnte schon fast sagen, dass er ein Abbild seines Urgrossvaters wäre. Er sah zwar nicht so aus wie er, aber Elmer hatte das Gefühl, dass Howart seinem Urgrossvater trotz seines Kindesalters schon voraus war.

Kurz vorm Zubettgehen sagte Insa zu ihrem Vater: "Du solltest mit Ahmed gemeinsam mit dem Schiff reisen Papa Elmer. Ein Flug wäre glaube ich etwas unsicher."

Aber ich weiss doch noch gar nicht, ob Ahmed den Job annimmt und ob ich überhaupt bei ihm mitarbeiten kann, Insa."

"Ich denke schon, dass es so kommen wird und ich glaube dass er sich heute Abend noch meldet." Sie lächelte Elmer an, der ihr erstaunt zärtlich über die Wange strich.

Als die Kinder eingeschlafen waren, sprachen Elmer und Nani über die Entwicklung der beiden. Sie waren wirklich sehr aussergewöhnlich und sie waren sehr stolz auf ihre Kinder. Aber die Sache hatte auch ihre Schattenseite. Sie führten kein normales Kinderleben. Waren der Welt und anderen Kindern weit voraus. Jedoch schien es ihnen nichts auszumachen und es schien ihnen nichts zu fehlen. Der Kontakt zu anderen gleichaltrigen Kindern war recht spärlich. Nani und Elmer waren sich einig darin, dass sie eine ganz besondere Aufgabe in ihrem Leben zu erfüllen hatten und auch erfüllen wollten.

Das Telefon schellte. Elmer war nicht überrascht, als er Ahmeds Stimme hörte.

"Willkommen im Team mein Lieber, waren seine ersten Worte. Ich habe den Job und Du hast ihn auch. Wir sollten uns sehen, es gibt viele Neuigkeiten."

"Ich hab's gewusst Ahmed - und Insa auch. Sie meinte, dass Du heute Abend noch anrufst."

Ahmed war verblüfft. "Ich hatte daran gedacht, dass ihr vielleicht alle nach Gizeh kommen solltet, mit den Kindern. Was hälst Du davon Elmer?", fragte er.

"Nein, ich will sie keiner Gefahr aussetzen Ahmed. Das wäre zu früh für sie."

"Ihr könntet bei uns wohnen und hättet alles, was ihr braucht. Ausserdem wären wir alle nah zusammen und ich habe irgendwie das Gefühl, dass dies sehr wichtig sein könnte."

"Wann willst Du herkommen Ahmed, damit wir alles besprechen und planen können?, fragte Elmer.

"Ich habe den Flug für nächste Woche bereits gebucht. Ist das O.K.?

"Ja absolut. Ich hole Dich wieder vom Flughafen ab Ahmed, ja?"

"Wunderbar! Grüße bitte Nani und die Kinder von mir. Dann bis nächste Woche mein Freund."

"O.K. Ahmed, mach's gut bis dahin."

Ein paar Tage später stand Elmer am Ankunftsbereich des Flughafens und wartete auf Ahmed. Die Maschine aus Kairo war gerade gelandet. Die meisten der Passagiere waren schon herausgekommen, doch Ahmed war nicht dabei gewesen. Als der letzte Koffer vom Band genommen war und niemand mehr zu kommen schien, machte Elmer sich Sorgen. Sollte etwas passiert sein? Doch plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Elmer fuhr herum und sah in das strahlende Gesicht von Ahmed. Seinen Trolli neben sich abgestellt stand er mit weit ausgebreiteten Armen lächelnd vor Elmer.

"Hallo mein Freund, da bin ich," sagte er freudig.

"Mensch Ahmed, ich habe mir schon Sorgen gemacht weil Du nicht dabei warst. Was ist passiert?"

"Ich bin mit einer Maschine von SOL mitgeflogen. Der Flug war umsonst, sozusagen auf Firmenkosten. Hatte ich das nicht erwähnt?"

Sie umarmten sich und Ahmed drückte Elmer fest an sich. Dann verliessen sie das Flughafengebäude und fuhren zu Elmers Haus. Nani und die Kinder freuten sich sehr, Ahmed wieder zu sehen und kurz darauf sassen alle am Tisch und machten sich über den Kuchen her, den Nani nach Grossmutters Rezept gebacken hatte. Insa beobachtete Ahmed besonders intensiv und plötzlich sagte sie zu ihm:" Oh, Du wirst wieder Vater, Ahmed!"

Erstaunt sah Ahmed sie an und nach einer kurzen Pause sagte er:"Nun, da weisst Du mehr als ich liebe Insa. Soweit ich weiss, bleibt es erst einmal bei meinen drei Mädchen."

"Hast Du heute schon mit Deiner Frau gesprochen?", fragte sie nach. Ahmed stutzte.

"Ja, bevor ich losgeflogen bin. Aber...... Du meinst.....?" Sein Handy schellte. Es war seine Frau. Aufmerksam hörte er ihr zu. Ein Ausdruck der Freude überzog sein Gesicht. Sie war schwanger!

Kurz darauf erzählte Ahmed stolz die Neuigkeit. Er war ganz aufgeregt, obwohl es schon sein viertes Kind sein würde. Alle beglückwünschten ihn herzlich und nehmen ihn in den Arm.

"Es ist ein Junge", meinte Insa "und ich finde Anshu wäre ein schöner Name für ihn, Freund Ahmed...."

Sie sassen noch lange zusammen, nachdem die Kinder zu Bett gebracht waren. Es gab noch viel zu besprechen und als sie sich ebenfalls schlafen legten, war ihr Plan fertig. Zuerst mit dem Zug und dann mit dem Schiff. Nach zwei Wochen sollten Nani und die Kindern nachkommen und bei Ahmeds Schwester wohnen.

Dann war der Tag der Abreise da. Gizeh rief. Wieder einmal.

Das Schiff war bis auf den letzten Platz ausgebucht, als sie abgelegt hatten.

Doch einer fehlte noch....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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