Advaita

Hi Gerrit,

ich schreib mal einfach so, was mir spontan dazu einfällt.

Lotusz schrieb:
Die Leute allerdings, die glauben, sich mit Leuten wie Sankara, Sivananda und vielen anderen Weisen auf eine Stufe zu stellen, müssen dieses erst einmal unter Beweiss stellen.

Die Frage ist doch eher, wer mus wem etwas beweisen. Ich bin der Ansicht, dass alle eins sind und deswegen auch niemand irgendetwas beweisen müsste.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich selber etwas vormachen, wenn sie glauben, auf jede Praxis verzichten zu können, halte ich für viel wahrscheinlicher, ja fast für gegeben, als dass sie wirklich bedeutente spirituelle Fortschritte machen.

Ja, diese Gefahr besteht natürlich... aber auch bei Praktizierenden (man hält gewisse Meditationszustände dann gerne mal für Erleuchtung und denkt, man hätte es geschafft).

Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass sie es vielleicht lieben, sich in ihren Wortspielereien zu sonnen. Und wenn Leute wie Swami Sivananda, der sich über Jahrzehnte mit diesem Thema beschäftigt hat, der tausende von Leute unterrichtet und kennengelernt hat, sagt, dass allein durch intellektuelle Beschäftigung mit dem Thema kein spiritueller Fortschritt möglich ist, dann messe ich dem wesentlich mehr Bedeutung bei, als Leuten, die erst ganz am Anfang stehen und lediglich über ein Wissen verfügen, welches verglichen mit den grossen Weisen sich als sehr bescheiden darstellt.

Durch intellektuelles Wissen kann man eh nicht erleuchtet werden. Im Grunde versteht man Weisheiten nur in aller Fülle, wenn man die gleiche Erfahrung gemacht hat, wie der Schreiber.

Das wahre Wissen um das Sein lässt sich übrigens nicht aussprechen. Es gibt aber Lehrer, die näher herankommen als andere, stimmt schon.

Diese Bescheidenheit vermisse ich auch immer wieder bei den meisten Leuten die sich Advaita-Anhänger nennen. Denen scheint es viel mehr zu gefallen, sich in ihrer ganzen Grösse darzustellen. Mir scheint, sie versuchen sich, auf eine Ebene mit Gott zu stellen.

Spirituelle Überheblichkeit (Elevation) ist natürlich alles andere als förderlich. Aber das gleiche gilt für Reduktion. Mit anderen Worten, man solle auch nicht glauben, man seie nicht würdig. Es ist wie immer der Weg der Mitte der geeignetste.

Und ich verrate Dir ein kleines Geheimnis: Man braucht sich nicht auf eine Ebene mit Gott zu stellen. Ist gar nicht nötig, denn man ist schon Gott (wie alle anderen auch).

Die notwendige Begründung lässt sich leicht finden. Ein klein wenig Wortspielerei und die Sache scheint perfekt. Nur wirklich verinnerlicht haben sie von all den Zielen überhaupt nichts. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Verhalten nur eine Flucht vor dem eigenen Inneren ist, dem sie sich nicht stellen mögen, weil ihnen der Mut dazu fehlt, halte ich für sehr wahrscheinlich.

Ja, diese Gefahr ist vorhanden (siehe oben).

Dieser Text ist mir jetzt irgendwie aus den Fingern geflossen, ohne dass dies beabsichtigt war. Wer hat da wohl meine Hand gelenkt, meinen Verstand geleitet? Das hat wohl so sein sollen. Es klingt zwar hart, kommt der Wahrheit wohl aber am nächsten.

Ja, lass es fließen. Was raus will soll raus. :)

Lieben Gruß,
Ananda
 
Werbung:
ah - schön, ein Advaita-Thread, her damit *g*

Lotusz schrieb:
Im Mönchsorden von Sankara ist es möglich, nach einem langen vedantischen Studium, Meditation und Selbstverwirklichung den Titel Paramahansa zu tragen. So viel zu der These, dass "es eigentlich nichts zu tun gibt", wie manche meinen. Ein langes Studium und Meditation sind das Gegenteil davon. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der bekannte Sanskrit-Professor, Max Muller, dreißig Jahre brauchte, um die Kommentare der Rig Veda zu übersetzen.

Köstlich sind auch die Anektoden. Aber lest selber.

Die hab ich jetzt gelesen, Gerrit.

Hmmm...

Die erste Anekdote:

Als Sankara mit seinen Schüler zum Ganges hinunter ging, traf er auf einen Hirten, der mit seinen Hunden ebenfalls auf dem Weg war. Sanakra's Schüler riefen, er solle den Weg frei machen. Der Hirte fragte Sankara: "Oh ehrenwerter Guru! Du bist ein Prediger der Advaita Vedanta und doch machst du große Unterschiede zwischen den Menschen. Wie verträgt sich das mit deinen Lehren über den Advaitismus? Ist Advaita nur eine Theorie?" Sanakara war bei dieser intelligenten Frage wie vom Donner gerührt. Er schaute in sich hinein: "Lord Siva hat diese Form angenommen, um mir eine Lehre zu erteilen." Er verfasste fünf Slokas und nannte sie 'Manisha Panchaka'. Jede Sloka endete wie folgt: "Jeder, der im Licht der Advaita auf das Phänomen (die Welt) schaut, ist mein wahrer Guru, egal ob er ein Hirte oder ein Brahmin ist.

Das klingt doch fast so, als wäre da Sankara zeitweise vom Weg abgekommen? Und der Hirte hätte ihm wieder bewusst gemacht, daß es keinen Unterschied gibt. Kein "Weiterentwickelt", kein "Guru", kein "Brahmin" und kein "Hirte". Alles nur Brahman´, der eine Guru.

In Kashi paukte ein Schüler die Sutras. Er wiederholte immer und immer wieder 'Dukrin karane, Dukrin karane...'. Sankara vernahm es und war erstaunt über die Beharrlichkeit des jungen Schülers. Er begann sofort ein kleines Lied zu singen, das berühmte Lied Bhaja Govindam, das die Sinnlosigkeit solcher Art von Studien angesichts der Befreiung der Seele veranschaulicht. Die Bedeutung dieses Liedes ist: "Verehre Govinda, verehre Govinda, verehre Govinda, du Dummkopf! Wenn es Zeit ist zu sterben, wird die Wiederholung dieser Sanskrit Sutras dich nicht retten."

Was findest du daran 'köstlich' ??
Das sagt doch nichts anderes als "Üben ist Zeitverschwendung", oder?

Ich wünsche Dir sehr, daß du wieder zum Leben, zum "wahren Gerrit" zurückfindest. Damit meine ich nicht jenen, der sich 18 Monate "im Himmel" wähnte. Diesen Himmel hast du verloren. Er war auch nichts wert, war er doch vergänglich.

Lieben Gruß
OWK
 
Hallo owk

Die Anektoden würde ich anders interpretieren. Aber lassen wir das.

Der Himmel war übrigens so schön, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann. Ich habe übrigens jemand anderen kennen gelernt, dem es genau so erging wie mir, und der sich nach nichts anderem zurücksehnt, als nach diesem verlorenen Himmel. Und hättest Du diesen kennen gelernt, dann würdest Du bestimmt genau so denken.

Swami Sivananda sagte:

»Wenn die Kundalini aufsteigt, bleibt sie nicht lange im Sahasrara. Die Dauer des Verweilens hängt ab von der Reinheit, dem Grad des Sadhana (spirituelle Praxis) und der inneren spirituellen Stärke des Yogaübenden.

Aber denke daran, daß sie, auch nachdem das Sahasrasa erreicht worden ist, in jedem Moment wieder ins Muladhara zurückfallen kann! Erst wenn man in Samadhi fest verwurzelt ist, wenn man Kaivalya (Einssein mit Gott) erlangt hat, kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen.«

Ich glaube, er hat wohl recht mit dieser Aussage. Wenn man nicht aufpasst, wenn man nicht über die nötige Reife verfügt, dann kann es jedem passieren, dass er den Himmel, den er vielleicht schon besass, wieder verlieren kann.

Aber wie sieht es mit deinem Himmel aus? All die ganzen Diskussionen sind ja eigentlich ziemlich fruchtlos. Entscheident ist die Realität, ist die Frage, ob dein Alltag himmlisch ist oder nicht.

Und jeder, der der Verhaftung an der sinnlichen Lust, oder an emotionalen Gefühlen wie Wut, Hass, Trauer, Zorn, Neid und dergleichen unterliegt, sollte nicht sagen, dass er diesen Himmel verwirklicht hat. Soweit zur Realität.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hallo Gerrit,

Der Himmel war übrigens so schön, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann.

Die Realität ist schöner als jede Fantasie.

Aber wie sieht es mit deinem Himmel aus? All die ganzen Diskussionen sind ja eigentlich ziemlich fruchtlos. Entscheident ist die Realität, ist die Frage, ob dein Alltag himmlisch ist oder nicht.

Ich lebe im Himmel, ja. Aber in einem Himmel, den du nicht kennst. Du lebst im gleichen Himmel, nur siehst du es nicht; dafür kann ich nichts. Du kannst mich aber gerne mal besuchen kommen, auf einem Satsang z.b., und ich werde dir diesen Himmel zeigen.

Und jeder, der der Verhaftung an der sinnlichen Lust, oder an emotionalen Gefühlen wie Wut, Hass, Trauer, Zorn, Neid und dergleichen unterliegt, sollte nicht sagen, dass er diesen Himmel verwirklicht hat. Soweit zur Realität.

Oh - du willst dir einen eigenen Privat-Himmel verwirklichen? Damit kann ich natürlich nicht dienen. Solche Himmel sind nur Seifenblasen, die irgendwann platzen.

Lieben Gruß
OWK
 
Hallo owk

Der Himmel war für mich Realität und er wird es auch wieder werden. Ist nur eine Frage der Zeit. Und danke für dein Angebot, aber ich schaffe es alleine.

Willst Du etwa sagen, dass die sinnlichen Lust, dass Wut, Hass, Trauer, Zorn, Neid und dergleichen, die immer noch zu eigen sind?

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Hallo owk

Der Himmel war für mich Realität und er wird es auch wieder werden. Ist nur eine Frage der Zeit. Und danke für dein Angebot, aber ich schaffe es alleine.

UND OB du das alleine schaffst ;-)

Willst Du etwa sagen, dass die sinnlichen Lust, dass Wut, Hass, Trauer, Zorn, Neid und dergleichen, die immer noch zu eigen sind?

Dazu liesse sich lang vieles sagen. Zu Eigen sind sie mir nicht (gehören nicht mir). Wenn Wut kommt, kommt Wut, hab ich kein Problem damit (kann schon mal powerfull sein, 3. Chakra). Kommt Traurigkeit, kommt eben Traurigkeit, ist sehr süss das Gefühl (4. Chakra). usw. Für mich geht es (und ging es nie) darum, weniger oder gar nichts mehr zu FÜHLEN, sondern MEHR (am Besten ALLES) (ich war ja auch mal "Tantriker").

Die Frage ist nicht, ob noch bestimmte Gefühle auftauchen, sondern ob man sich damit identifiziert. Sie nicht 'haben' zu wollen, heisst ebenfalls, sich mit diesen Erscheinungen zu identifizieren, sich z.b. als "wütend" zu betrachten (und dies dann z.b. negativ zu bewerten). All diese Gefühle sind vollkommen okay, gehören zum Mensch-Sein dazu, sind ein Geschenk, sind Energie, nichts weiter (und ohne Energie auch keine Kundalini) (ist ohnehin das Selbe).

Im wesentlichen könnte man sagen, wenn du bestimmte Gefühle ausdrückst, wirst du von Kundalini "kontrolliert". Sie ist es, die dich handeln lässt. Wenn du diese Gefühle einfach nur SPÜRST und WAHRNIMMST - der Beobachter bleibst, kann diese Energie und die damit verbundenen Gefühle transformieren (du gehst sozusagen "aus dem Weg" und überlässt alles der heiligen Intelligenz von Kundalini-Shakti).

Ja, energetische Bewegungen sind da im Körper (E-Motion). Da geh ich ganz zur Seite und lass Kundalini freien Lauf. Wer bin ich, um mich der Göttin dazwischen zu stellen ?? Bestimmte andere Phänomene (wie "Neid" - die ja keine Energie sind sondern 'nur' eine bestimmte negative Geisteshaltungen, kenn ich kaum).

Sinnliche Lust: Ist (leider) sehr viel weniger geworden. War aber ein absolut natürlicher Prozess, und liegt vor allem daran, daß ich sie a) früher intensiv auslebte, b) eine permanente innere Zufriedenheit da ist, die da körperlich nicht nach "mehr" verlangt, c) selten ein Stau der "raus muss", d) Frauen für mich einfach mehr oder weniger eine Erscheinung Gottes sind, und da isses dann halt nimma so mit Sexgelüsten, wenn man ohnehin nur Gott ins Auge schaut (*g*), jo, oder es ist nur das Alter (...). Und meine Freundin freut sich darüber halt gar nicht :-(

Aber nix nix nix muss sein, und alles alles alles darf sein.

Lieben Gruß & Namaste
Edgar (owk)
 
Von einigen Advaita-Anhängern wird immer wieder die Behauptung aufgestellt, man braucht kein Wissen, um glücklich zu werden, um zur Erleuchtung zu finden. Die Antwort auf alle wichtigen Fragen ist in uns.

Ich habe so meine Zweifel, mit dieser Aussage. Aber selbst, wenn diese Aussage richtig ist, so gilt doch zu Bedenken, dass wir erst den Zugang zu diesem inneren Wissen bekommen müssen. Und das ist der Punkt, den die Advaita-Anhänger immer wieder vergessen.

Mit anderen Worten, dieses Wissen fällt einem nicht von sellbst in den Schoss. Sondern es muss durch Kontemplation (Beten), Meditation, durch ein Studium und andere spirituelle Techniken erst ins Bewusstsein gebracht werden.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Von einigen Advaita-Anhängern wird immer wieder die Behauptung aufgestellt, man braucht kein Wissen, um glücklich zu werden, um zur Erleuchtung zu finden. Die Antwort auf alle wichtigen Fragen ist in uns.

Ich habe so meine Zweifel, mit dieser Aussage. Aber selbst, wenn diese Aussage richtig ist, so gilt doch zu Bedenken, dass wir erst den Zugang zu diesem inneren Wissen bekommen müssen.

man braucht kein Wissen, um glücklich zu werden

Kein Wissen - Kein Zugang - sondern EINFACH NUR DU SELBST SEIN.
Wie sagte Sokrates? "Ich weiss, daß ich nichts weiss". Da beginnt Advaita.

Mit anderen Worten, dieses Wissen fällt einem nicht von sellbst in den Schoss.

Das Wissen um das Nicht-Wissen fällt einem NUR vom Selbst in den Schoss.

Sondern es muss durch Kontemplation (Beten), Meditation, durch ein Studium und andere spirituelle Techniken erst ins Bewusstsein gebracht werden.

Da definierst du "Bewusstsein" ganz anders als ich. INS Bewusstsein muss gar nix gebracht werden. Dort ist schon alles, vor allem DU (... bist dieses Bewusstsein - REIN - UNBEFLECKT - UND OHNE JEDES WISSEN).

Lieben Gruß
Edgar (owk)
 
Hallo owk

Ich denke, es ist egal, was ich hier hin geschrieben hätte. Du hättest etwas dagegen gesagt. Das ist reiner Opportinusmus ohne jede Erkenntnis.

Trotzdem alles Liebe. Gerrit
 
Werbung:
Lotusz schrieb:
Hallo owk

Ich denke, es ist egal, was ich hier hin geschrieben hätte. Du hättest etwas dagegen gesagt. Das ist reiner Opportinusmus ohne jede Erkenntnis.

hihi - das Selbe hab ich mir auch gedacht, als du hier, nachdem Ananda ja nur seine Webseite vorgestellt hat, auf Anti-Advaita-Kurs gegangen bist (natürlich nur in meiner subjektiven Wahrnehmung...)

Dir auch alles Liebe
owk
 
Zurück
Oben