Advaita

Hallo Ananda

Eigentlich wollte ich dich auch nicht mit dem Text ansprechen. Es ging mir vielmehr um die, die meinen, es reiche aus, die Weisheit des Advaita Vedante zu verstehen, um wirklich spirituelle Fortschritte zu machen. Damit diese Weisheit nicht nur verstanden, sondern auch erfahren werden kann, gibt es dazu einen praktischen Zugang, den Yoga.

Ich weiss, dass Du in diesem Punkt mit mir überein stimmst.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Um das in meinem vorigen Beitrag Gesagte zu unterstreichen, hier ein paar Überlegungen von Shankara. Shankara der aus einer südindischen Brahmanenfamilie stammt, besuchte bereits in früher Kindheit die Vedenschule des Govinda, von dem er die Lehre des Advaita übernahm.

Religion bedeutet Verwirklichung, nicht nur bloßes Lernen oder reine Phantasie oder ein geistiges Konzept. Sie ist auch keine Einbildung oder Beeinflussung des Gehirns, noch ist sie eine Entscheidung, zu der man infolge intellektueller Auseinandersetzung gelangt.

Er regt zur Verehrung Gottes in verschiedenster Art und Weise an und befürwortet Bhakti Yoga (Bhakti Yoga = Hingabe zu Gott: Hören der Lilas des Herrn, Singen Seines Ruhmes (Mantrasingen), Denken an Gott, Dienen für die Menschen, das Land und die Armen, Opfern von Blumen, Verbeugung, Freundschaft und völlige Selbsthingabe) sehr.

Sein unermüdliches Wirken zum Wohle der Menschheit zeichnet ihn auch als einen wahren, tatkräftigen Karma Yogi (aktiv Handelnder im Dienst anderer) aus.

Und hinter all dem steht seine unumschränkte Hingabe an seinen Guru. Beachte, wie er sagt: „Jeder Mensch, der dank der unvergleichlichen Barmherzigkeit und des Blickes des Satguru (Weisheitslehrer) erkennt: ‚Ich bin Brahman’, überwindet jeglichen Zweifel und, da sein Geist nun frei ist von der Täuschung, erreicht er Befreiung noch während des Lebens in diesem Körper.“ Wie wirkungsvoll und herrlich ist doch die Hingabe an den Guru!

Da es einige Leute gibt, die sich dem Advaita Vedante verschrieben haben, die immer wieder behaupten "Es gibt nichts zu tun" und damit ausdrücken wollen, dass sich alles wie von selbst zum Besten regelt, sollten sich bitte einmal das Leben Shankaras ansehen. Er lebte als Karma Yogi und das heisst Dienen, aktives Handeln.

Ausserdem wird immer wieder die Notwendigkeit eines Gurus in Abrede gestellt. Shankaras Worte sprechen für sich.

Alles Liebe. Gerrit
 
Auf der Suche nach Informationen über Govinda traf ich auf folgende Verse:

Gott ist Wahrheit
Gott ist Glückseligkeit
Gott ist Frieden
Gott ist Wissen
Gott ist Liebe
Gott ist Licht
Kontrolliert den Geist
Kontrolliert die Sinne
Verwirklicht das Selbst
Das ist die Lehre aller Schriften
Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung
Praktiziert Nichtverletzen
Sprecht die Wahrheit
Dient, liebt, gebt
Seid gut, tut Gutes
Seid fröhlich
Seid mutig
Seid geduldig
Seid nachsichtig
Seid gemäßigt
In allem seid beständig
Fragt nach: Wer bin ich?
Es liegt kein Vergnügen in den Sinnesobjekten
Studiert täglich Gita und Upanishaden
Raucht nicht
Trinkt nicht
Nehmt keine Bestechungsgelder
Zeit ist kostbar. Verschwendet keine Sekunde.
Nutzt sie mit Mantrameditation, Mantrasingen und Meditation.

Wobei für mich Gott jenseits aller Beschreibungen ist. Da manch einer, der der Advaita-Vedante-Anhänger meint, er könnte weiterhin seiner Sinneslust frönen, habe ich diesen Punkt hervorgehoben.

Alles Liebe. Gerrit
 
Kontrolliert die Sinne

Da manch einer, der der Advaita-Vedante-Anhänger meint, er könnte weiterhin seiner Sinneslust frönen, habe ich diesen Punkt hervorgehoben.

Demnach bin ich, wenn ich die Sinne kontrolliere, allso kontrolliert der Sinneslust fröne, ganz auf der Linie von Govinda.

Und ob ich jetzt kontrolliert oder unkontrolliert der Sinneslust fröne, entscheide doch ich (oder Govinda, oder Gerrit, oder...).(?)

Gruß
 
Hallo Glaubensbruder

Mit dem kontrollieren der Sinneslust ist wohl in erster Linie Enthaltsamkeit gemeint.

Wenn Du verstanden hast, dass die Sexualität nur ein kurzer, oberflächlicher Moment der sinnlichen Lust ist, der dir die Energie raubt, die dich auf ewig ins Paradies befördern könnte, dann hast Du viel verstanden.


Alles Liebe. Gerrit
 
Hi Gerrit,
ich weiß ja, dass XXX eins deiner Lieblingsthemen ist, ;)

Dafür [Für deine Meinung.] 'kämpfst' du ja an allen Fronten. :)

Ich muss mir jetzt erst mal deinen verlinkten Text durchlesen, damit ich dann deine Meinung (hoffentlich) etwas besser (versuchen werde zu) verstehe(n).

Lieben Gruß
 
Für alle, die nicht so vertraut mit der Advaita-Vedante-Lehre sind, hier eine Zusammenfassung:

Der indische Mystiker, Philosoph und Reformator Shankara wurde in Kaladi, einem Dorf im heutigen Bundesstaat Kerala, als Sohn des Brahmanen Shivaguru und seiner Frau Vishishta geboren. Seine Lebensdaten sind nicht überliefert; die historische Forschung legt sie in den Zeitraum zwischen 650 und 740 n.Chr.

Schon sehr früh besaß Shankara ein umfangreiches Wissen über die Veden und die Veda-Lehrbücher. Im Alter von acht Jahren entschloss er sich, ein Sannyasin zu werden, d.h. der Welt zu entsagen und ein Leben als wandernder spiritueller Sucher zu führen. In der Folgezeit wurde er ein Schüler von Govindapada, dessen Lehrer Gaudapada die philosophische Schule des Kevala-Advaita-Vedanta (meist kurz "Advaita" genannt) begründet hatte. Unter denjenigen Schulen, die sich von den philosophischen Texten der Upanishaden herleiten, ist dies diejenige, die am nachdrücklichsten (daher "kevala": "absolut") die Nicht-Zweiheit (a-dvaita) der Wirklichkeit (den „Monismus“) betont. Dieser Monoismus besagt nichts anderes, als dass Du und Gott Eins sind.

Nach Abschluss seiner dortigen Lehre zog Shankara nach Benares (Varanasi), wo er mehrere eigene Schüler um sich sammelte. Mit seinem Schüler Padmapada ging er dann nach Badarinatha (an einem Quellfluss der Ganga gelegen), wo er im Verlaufe von vier Jahren zahlreiche philosophische Werke verfasste. Anschließend kehrten beide nach Benares zurück, wo Shankara viele weitere Schüler fand. Im Verlaufe ausgedehnter Pilgerreisen gründete Shankara die noch heute bestehenden fünf Hauptklöster des von ihm eingerichteten Dashanami-Mönchsordens.

Die Grundidee Shankaras ist einfach: „Das Göttliche Leben ist wirklich, die Welt ist verkehrt“. Das ist so zu erklären: Das Göttliche Leben ist absolut real (was die spirituelle Erfahrung lehrt), daher kann seine Schöpfung nur einen verminderten Realitätsgrad besitzen (weil sie nicht neben ihm existiert, sondern seine Erscheinungsform ist).

In ihrer zugespitzten Form legt diese Konzeption nahe, die abgeleiteten Erscheinungsformen des Göttlichen Lebens als "Täuschung" auf eine Stufe mit der Materie zu stellen, und ebenso das individuelle Selbst. Diese Position wurde dann vom Vishishta-Advaita-Vedanta Ramanujas relativiert, mit Verweis auf die mystisch-spirituelle Erfahrung und auf Fehlstellen in Shankaras System.

Der dem Kevala-Advaita zuzuordnende praktische Weg der Selbst-Verwirklichung ist dem Jnana-Yoga (Yoga der Weisheit) zuzurechnen und lehrt, durch Erkenntnis der Unwirklichkeit des Ich (ahamkara) das Selbst (atman) und damit das Wesen des Göttlichen Lebens (brahman) in sich zu verwirklichen.

Im Alter von 32 Jahren soll Shankara gestorben sein, und zwar in Kedarnatha (bei Badarinatha im Himalaya) oder in Kanchipuram.

Von seinen Schülern leiten sich verschiedene Zweige des Kevala-Advaita her: Padmapada begründete die Vivarana-Schule, der frühere Mimamsa-Philosoph Mandana die Bhamati-Schule, und Sureshvara lehrte einen Advaita-Vedanta, der sich eng an die ursprünglichen Positionen Shankaras anlehnte. Hastamalaka leitete das Kloster in Puri, Totaka das Kloster in Dvaraka.

Der von Shankara zu großem Einfluss gebrachte Kevala-Advaita-Vedanta und der Dashanami-Orden hatten in der damaligen Zeit entscheidende Bedeutung für die Erneuerung des Hinduismus und für die Zurückdrängung des buddhistischen Einflusses in Indien. Das war bis zu einem gewissen Grade darin begründet, dass Shankara eine Gottheit ohne bestimmte innere Eigenschaften lehrte (nirguna Brahman) - eine Vorstellung, die einerseits den buddhistischen Positionen nahekam, und andererseits zur Integration der verschiedenen hinduistischen Gottesbilder geeignet war.

...das mit der "Gottheit ohne bestimmte innere Eigenschaften" musste ich natürlich hervorheben.

Alles Liebe. Gerrit
 
Und noch ein interessanter Text zu Advaita

Ein Satz aus dem Text: Deshalb haben wir nun das Auftauchen eines „Psychologischen Advaita", welches den naiven Schüler ködert und ihn schlussendlich darin gefangen hält, jegliche Erfahrung auf mentale Erfahrung und auf das Gedächtnis zu reduzieren.

Alles Liebe. Gerrit
 
Für alle Advaita Anhänger die meinen, "Es gibt nichts zu tun, alles regelt sich von selbst", hier ein kurzer Abschnitt aus dem Buch Sadhana (spirituelle Übungen) von Swami Sivananda, einem wirklichen Kenner der Materie:

Wer den Pfad von Vedanta oder Jnana Yoga (Yoga der Weisheit) aufnimmt, muß zuerst die vier Mittel der Erlösung erwerben: 1. Unterscheidungskraft, 2. Leidenschaftslosigkeit, 3. die sechs edlen Tugenden (1. Gelassenheit, 2. rationale Kontrolle der Sinne, 3. das vehemente Abwenden des Geistes vom Wunsch nach Sinnesvergnügen 4. Duldungskraft 5. festes Vertrauen in die Worte des Gurus 6. geistiges Gleichgewicht durch Aufmerksamkeit (Nachzulesen unter: Die sechs edlen Tugenden) und 4. tiefes Verlangen nach Befreiung. Die Unterscheidungskraft unterscheidet zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Die Leidenschaftslosigkeit ist die Gleichgültigkeit gegenüber Sinnesfreuden. Dann sollten sie einen Guru aufsuchen, der das höchste Selbst verwirklicht hat, um von ihm die heiligen Schriften zu hören. Dann reflektieren und meditieren sie über das Selbst und erreichen schließlich die Verwirklichung des wahren Selbst. Dann ruft der Jnani (Yogi der Weisheit) freudig aus: „Atma alleine ist, eins ohne zweites. Atma ist die Wirklichkeit. Ich bin Brahman. Der befreite Weise sieht das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst.

Und wer von den Advaita-Anhängern immer noch meint "Es gibt nichts zu tun" oder meint ein Guru sei völlig überflüssig, der stellt sich nur selbst ein Armutszeugnis aus. Er zeigt damit, dass er von der Advaita-Theorie überhaupt nichts verstanden hat.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo Gerrit,

Danke für die vielen interessanten links - ich bin schon einigen von ihnen gefolgt und habe dort gelesen.

Ich kann mich noch erinnern, wie Du vor einiger Zeit gesagt hast, dass Du schon einmal den Frieden in Dir (ich weiß nicht mehr, wie Du es genau bezeichnest hast) für einige Augenblicke gefunden hast - und Du möchtest nun einfach diesen Frieden, die vollkommene Freiheit wiederfinden. Das kann ich gut nachvollziehen :)

Eine Frage, die mir manchmal beim Lesen Deiner Beiträge durch den Kopf geht ist: Was hast Du damals gemacht? Hast Du Yoga praktiziert? diese Schriften auch schon alle gekannt? Hast Du damals schon für längere Zeit enthaltsam gelebt?

Und selbst wenn Du diese Fragen mit Ja beantwortest - wie kannst Du so sicher sein, dass das die Ursache für die Momente des vollkommenen Glücks waren?

Dies nur als kleine Anregung zum mal darüber meditieren, wenn Du magst.



Ja, es liegt kein Vergnügen in den Sinnesobjekten.
Aber das wird einem erst dann klar, hat man erst dann verstanden, verinnerlicht, wenn man einmal das Göttliche schauen durfte.
Und nicht darin, dass man bei den Sinnesobjekten (dazu gehört Sex, als auch eine duftende Rose) weg sieht (weg riecht, hört, schmeckt, nicht hin tastet).

Wenn man das Vergnügen der Sinne und die Glückseligkeit des Seins erfahren durfte, kann eine gewisse Leidenschaftslosigkeit, eine ruhigere Herangehensweise für Ersteres entstehen. Und so ist das meinem Erleben nach, auch mit einigen der anderen erwähnten Punkte.


Aber möglicherweise funktioniert auch der umgekehrte Weg.


Wahrscheinlich gibt es einfach wirklich verschiedene Wege zur Göttlichkeit hin (es hat für mich längere Zeit gebraucht, um das annähernd zu begreifen.)
Und vielleicht, vielleicht, *werweiß* ist es ja tatsächlich so, dass sowieso alles dem Göttlichen zustrebt - und vielleicht tatsächlich nichts zu tun ist (das ist auch ein Satz, gegen den ich mich lange Zeit gewehrt habe, ihn als pure "Trägheit" abgetan habe - aber vielleicht gibt es wirklich eine Art "göttlichen Gesamtplan", und wir erkennen irgendwann - nachträglich - dass wir mit und ohne unser Tun die Göttlichkeit wiedererinnert haben).

((... unsere Sprache ist echt eine, auf Verstandsaktivitäten beschränkte ... ))


Alles Liebe Dir und allen Anderen
sam
 
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