Adoption

Schmaucherl

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29. April 2005
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52
Ort
Ernstbrunn
Ich bitte euch um eure Meinung und Erfahrungen.
Eine Freundin von mir hat mich gebeten ihr Anliegen an euch weiter zu leiten.
Also: Meine Freundin hat einen Sohn aus erster Ehe. Dieser kam zur Welt, als die Scheidung schon durch war. Sein Vater will mit dem Sohn nichts zu tun haben und hat ihn auch noch nie gesehen. Von der Mutter her würden ihm jedoch alle Türen zum gemeinsamen Sohn offen stehen.
Die einzige Verbindung die der Vater zum Sohn hat, sind die Alimentenzahlungen.
Der Sohn ist mitlerweilen 10 Jahre alt und meine Freundin seit 6 Jahren wieder verheiratet. Die Beziehung zu dem 2. Mann und zwischen ihm und ihrem Sohn ist sehr gut.
Nun würde sich der jetzige Mann wünschen, das Kind zu adoptieren. Der Junge weiß, dass er nicht der leibliche Vater ist. Es wird aber auch nicht darüber geredet.
Was kann das familiendynamisch für Auswirkungen haben? Würdet ihr eher dazu raten oder abraten und warum.
Ich freue mich über eure Beiträge.
 
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HAllo,

bei einer Adoption geht es um Übernahme von Verantwortung und Verzicht auf Alimente. Der leibliche Vater ist und bleibt der leibliche Vater. Mit allen familiären Verbindungen.
Dem Kind muss gesagt werden, dass ein anderer Mann der "Samenspender" ist.

Ich habe kürzlich eine sehr liebevolle Erklärung gehört: Bauch-Mama und Herz-Mama.

Und meine persönliche Meinung dazu: Ein Kind darf nicht belogen werden. Es selber irgendwann herauszufinden und dann vielleicht keine Möglichkeit mehr haben mit den "Verursachern" zu sprechen, ist weit schmerzlicher.
 
So wie es sich liesst hat er das Kind schon adoptiert,der Rest sind nur Fomralitaeten.wir haben in der Saison oft Knechte gehabt,die waren wie unseren eigenen Kinder.Viele haben geweint wenn sie uns wieder verlassen haben.Kinder spueren wer sie liebt.sie haben aber auch ein Recht auf die Wahrheit wenn die Zeit reif ist.Es sollte die Moeglichkeit haben sich zu entscheiden.
 
Never change a winning team!


So gut, wie das in dieser Familie läuft, sehe ich keinen Grund, etwas zu verändern.

Dass der leibliche Vater des Knaben Unterhalt bezahlt und damit seine Vaterschaft voll anerkennt und - im Rahmen des ihm möglichen! - seinen Beitrag leistet, das gilt es an zu erkennen.
Auf diese Weise kommt auch beim Sohn etwas Gutes an. Welche gute Wirkung könnte es haben, das durch eine Adoption zu beenden?

Die besondere Leistung des "Vize-Papas" (ein wunderschöner Begriff - danke, A.1526!), also Fürsorge, Liebe und Verantwortung für ein Kind, das nicht sein leibliches ist - darin drückt sich eine große Liebe zur Mutter des Knaben aus. Und es ist ein besonderes Geschenk. Das ist groß, auch, weil dieser Vize-Papa damit den leiblichen Papa würdigt und ihm seinen Platz gibt.

Gut gemeint, und von diesem Motiv gehe ich beim Vize-Papa aus, ist nicht immer gut getan.
Systemisch gesehen ist die bestehende Lösung ganz wunderbar und berücksichtigt insbesondere einen wichtigen systemischen Grundsatz: "Anerkennen, was ist."

Aus meiner Sicht als Patchwork-Mama und Partnerin eines wundervollen Vize-Papas und als erfahrene Aufstellungsleiterin rate ich hier von einer Adoption eher ab und empfehle, die guten Absichten hinter dem Adoptionswunsch zu erforschen. Vielleicht können die ja - systemisch verträglich und zum Wohle aller - auch anders verwirklicht werden.

Beste Grüße,
Eva
 
Ich kanns nicht lassen, hier noch meinen Mommentar zu geben, denn ich bin jemand, der die Folgen von Adoption einerseits aus der eigenen Familie und andererseits aus der Aufstellungspraxis kennt.

Adoption ist nach meiner bisherigen Erfahrung nur in den allerseltensten Fällen für die Beteiligten ohne negative Folgen. Solche Fälle sind u.U. gegeben, wenn sämtliche Verwandten des Kindes gestorben sind und es sonst wirklich niemanden mehr hat.

Ich habe in anderen Fällen gesehen, dass bereits vorhandene leibliche Kinder gestorben oder anders aus dem System egangen sind, um "Platz zu machen", habe gesehen, wie sich Adoptierte anstrengen, um das Geschenk nicht zu nehmen oder wie si sich besonders in die Adoptivfamilie verstrickten und versuchten etwas auszugleichen, was ihnen nicht zustand.

Zudem stellt das hier geschilderte Ansinnen des "Vize-Papas" eine Missachtung des lieblichen Vaters und seiner gesamten Familie (mit der das Kind immer verbunden sein wird) dar - ich vermute allerdings die geht eher von der Mutter des Kindes aus.

Aus vielfältigen Erfahrungen kann ich also sagen: Finger weg!
A.
 
Ich bin selber adoptiert.
Bin von Geburt an von einer Pflegefamilie zur anderen rumgereicht worden und mit 4 wurde ich dann adoptiert.
Meine "Mutter" meinte irgendwann mal zu mir das ich zwar nicht aus ihrem Bauch, dafuer aber aus ihrem Herzen kommen wuerde.
Okay ich habe es oft gespuert das ich halb nicht wirklich dazu gehoere, aber ich habe mich sehr bemueht (manchmal vielleicht sogar zu sehr) zu gefallen. Daher habe ich keine wirklichen Wurzeln an irgendeinem Ort, sondern ich binde mich an Menschen, wie z.B. meinem Mann und meine Kinder.
 
Hallo Sarah,

weisst du denn, wer deine leiblichen Eltern sind? Konntest du sie kennenlernen?

Wir tauschen uns hier gerade darüber aus, wie sich die Adoption an sich auswirkt.

Dass du nach dem Herumgereichtwerden stark auf Bindung an Halt gebende Menschen fokussierst, ist psycho-logisch.

Es kommt hier auch sehr liebevoll und achtsam rüber, wie deine Adoptivmutter ihren Platz in Relation zum Platz deiner leiblichen Mutter definiert.

In Aufstellungen haben wir mit Adoptionsthemen dann zu tun, wenn die tatsächlichen Beziehungen und Zusammenhänge nicht anerkannt und gewürdigt sind. Der Ohnmacht von Adoptierten, die ihre Eltern nicht mehr ausfindig machen konnten, können wir mit der Aufstellungsarbeit echte Begegnungen und wirksame Kontaktaufnahme bzw. Versöhnungsarbeit entgegensetzen, die sich auswirken, als sei das mit den realen Personen geschehen.

In diesen, jeweils ganz individuellen Fällen und in einer Aufstellung, kann man Wirkungen und Zusammenhänge sehr klar erkennen und sieht so auch, was zu tun ist.

Daraus lassen sich - äußerst begrenzt, und keineswegs für Verallgemeinerungen tauglich - Tendenzen ableiten, wie sich Adoptionen häufig auswirken können.

Darum freue ich mich, wenn du/falls du näher auf deine Erfahrungen eingehen magst.

Beste Grüße,
Eva
 
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Hallo Eva,

ich kein Problem mich ueber meine Vergangenheit zu unterhalten, schliesslich ist sie es die mich gepraegt hat ^^
Habe meinen leiblichen Vater kennenlernen koennen, er rief eines Tages bei mir an und hat sich 1000 Mal dafuer entschuldigt nicht Stark genug gewesen zu sein.
Aber ich war ihm oder meiner Mutter wirklich nie boese.

Ok ich habe es oft gemerkt das ich anders geliebt wurde als meine Schwester die das leibliche Kind meiner Adoptiveltern war, aber ich wurde geliebt.
Wieviele koennen das schon von sich behaupten?

Die Auswirkung die ich selber an mir merke und die mir auch oft von Freunden genannt wird ist bei mir wohl so, das ich einfach Harmoniesuechtig bin *lach*
Allerdings wiegel ich das gern auf mein Sternzeichen (Waage) ab XD

Naja... ich wusste einfach von Anfang an das ich adoptiert bin, ich kann mich sogar an meine eigene Taufe erinnern ^^
 
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