Adam träumt von seiner Mutter

Curiositatix, der Neugierige, soll mich morgen nochmal fragen. Stimmungsschankungen, Wankelmut...all diese menschlichen Gebrechen wirken gerade auf mich ein :schmoll:

Stell dir mal vor, es wäre immer heiter und harmonisch, da würdest du
doch eingehen wie eine Primel.:D

Sind Stimmungen denn Gebrechen ?

Also meine Stimmungen sind mir der wahre Schatz.
 
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Vor Weihnachten.

Die Wochen vor Weihnachten hatte ich ja wieder mal ein kleines Tief, auch wieder bis zur Besinnungslosigkeit getrunken und am 22. Dezember die Bremse gefunden. Gott sei Dank. In der Nacht zum 23. die üblichen Entzugserscheinungen, Zittern, Schweißausbrüche, Schwarzes Loch und alles was dazugehört. Zur Beruhigung meiner Nerven habe ich zwei Nitrazepam-Tabletten eingeworfen. Das ist ein gängiges Medikament beim Alkoholentzug, sollte allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden.

Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgen "wach" ich auf, weil ich eine fremdartige Anwesenheit spüre. Ich sehe das Zimmer, mein Zimmer, in dem ich bin, den Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem normalerweise Tag und Nacht eine brennende Kerze steht. Heute nicht, weil ich im Suff vergessen habe, welche einzukaufen. Alles ist so, wie im Wachzustand und ich denke auch wirklich, aufgewacht zu sein. Nur diese fremdartige Anwesenheit neben meinem Bett stört mich. Weil sie mir ganz einfach Angst macht, mich regelrecht lähmt, ohne etwas zu tun. Ich kann nicht sehen, was da neben mir am Bett sitzt, kann meinen Kopf nicht drehen, spüre nur, dass da Etwas ist. Vermutlich nur eine Projektion aus meinem Inneren, aber immerhin sehr energetisch auf mich zurückwirkend.

Ich liege da wie erstarrt und will auf diese Anwesenheit schimpfen, will sie fortschimpfen. "Hau ab! Verschwinde!" will ich rufen, doch kein Ton kommt über meine Lippen. Ich versuche, danach zu schlagen, doch meine Hand lässt sich keinen Millimeter bewegen. Ich bin wie gebannt. Aber ich gebe nicht auf, will nach diesem Etwas schlagen, weil ich mich bedroht fühle und irgendwann gelingt es mir, denn Bann zu durchbrechen. Mit einem Schrei drehe ich den ganzen Körper auf die linke Seite und die Faust saust auf den leeren Platz neben mir. Keiner da. Der Bann bricht, ich steh auf, geh aufs Klo und leg mich wieder nieder. Weiterschlafen.

In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember wieder. Wieder habe ich zwei Beruhigungstabletten eingenommen und rgendwann zwischen Mitternacht und Morgen wach ich auf und wieder ist diese bedrohliche Anwesenheit da. Doch im Gegensatz zur letzten Nacht kann ich den Kopf und die Augen ein wenig nach Links drehen. Von der Bettkante zum Schreibtisch sind es ungefähr zwei Meter und in der Mitte dieser Distanz steht mein Schreibtischsessel. Eine seltsame Gestalt hockt da drauf, zeigt mir das Körperprofil und dreht mir das grinsende Gesicht zu. Hörner, wie die von einem Widder, ein dürrer menschlich-männlicher Oberkörper und das Unterteil wie von einer Ziege.

Ich sehe dieses Mischwesen ganz deutlich in meinem Zimmer sitzen und will es wieder anbrüllen. Doch weder kann ich aufspringen noch kommt ein Ton aus meinem Mund. Angst lähmt mir Glieder und Stimme. Dieses Ding berührt mich nicht physisch und tut nichts, was mir gefährlich werden könnte, im Gegenteil, es wirkt nicht einmal bösartig. Aber irgendwie ist mir nicht geheuer, was ich da sehe und ich würde es gerne vertreiben.

Plötzlich verändert sich etwas im Zimmer, was mich später vermuten lässt, dass es sich doch nur um einen Traum handelte. Das Tier springt aus der Hocke nach hinten, in die Mitte des Zimmers, wo normalerweise der Tisch steht und landet auf einem Objekt, das vorher nicht da war. Es sieht aus wie ein Totempfahl der Dakota, nur aus glänzendem Edelstahl oder Silber und es klingt wie wenn die Stäbe eines metallischen Windspieles aneinander schlagen. Dann springt das Tier wieder zurück auf den Schreibtischsessel. Noch ein Satz und weg ist es, als ob es durchs geschlossene Fenster ins Freie gesprungen wäre.

Der Bann löst sich, ich setzt mich auf und geh in die Küche. Ich hab Hunger, mach mir ein Brot und denk mir: "Die Nitrazepam-Tabletten sind der volle Scheiss, die muss ich wieder absetzen. Und überhaupt, die ganze Sauferei muss ich absetzen, sonst werd ich wirklich noch irre."

Traumbild, Wahn oder Projektion innerer Bilder, Pan der Hirtengott oder der leibhaftigeTeufel selber, was auch immer das für ein Ding war, für mich steht es symbolisch am tiefsten Punkt einer sinn und fruchtlosen Trinkerkarriere. Wie ein Wächter, den ich nicht überwinden will.


Näher kommt man an die Wahrheit wohl kaum ran.

Wunderschön geschrieben.:kiss4:
 
Dann, in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember schlaf ich bei meinen Verwandten in Niederösterreich. Nicht weil ich Angst hab, allein zu schlafen sondern weil Weihnachten is und sich mein kleiner Neffe auf meinen Besuch gefreut hat. :D

Die anderen legen sich nach Mitternacht hin und ich, noch nicht wirklich müde, guck also noch in die Fernsehkiste um mich ein wenig berieseln zu lassen. Sehr schön, denk ich mir, endlich ein Film, den ich noch nicht gesehen habe. Sonst gibts eh fast nur noch Wiederholungen im TV.


Ein Märchenfilm, nichts weiter... Fantasy, sonst nichts. Doch die Gestalt in dem Fim erinnert mich sofort wieder an meinen Traum. Mein Faun war eher rötlich, pelziger und hat nicht gequasselt, aber eine gewisse Ähnlichkeit der Art und Körpersprache ist zweifellos vorhanden. Sehr gut. So kommt wieder Ordnung ins System.
 
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Grüße von Hainbuche zu Hainbuche ...
nachdem ich hier von Pan las, stapfte ich auf eine andere Webseite
und als erstes zeigte sich eine Hotel-Anlage auf Bali mit dem Namen Pan Pacific Nirwana Resort.

:)
 
* * * * * Pan Pacific Nirwana Resort * * * * *

BA00_00001.jpg


so in etwa...? :D
 
30 Jänner... die Zeit vergeht wie im Flug. Meine Sozialphobie ist echt, da hab ich keinen Zweifel mehr. Wie kann man auf dieser Welt glücklich sein fragt K. im Diktat. Das ist einfach, denk ich mir, ohne ihren Fluss zu unterbrechen. Zwischendurch gelingt es mir immer wieder, glücklich zu sein. Nichts leichter als das. Man muss nur das Wechselspiel zwischen Leid und Freude annehmen. Das braucht nur ein wenig natürlichen Masochismus, nicht mehr. Und davon habe ich genug vorrätig. Eine Übersiedlung soll ich übernehmen. Für eine Freundin. Und ich weiß nicht wie ich das anstellen soll. Trau mich nicht mehr, mit einem Leihwagen in den fließenenden Verkehr einzuordnen. Will mich aber auch nicht rechtfertigen. Sozialphobie! Das würde niemand verstehen und sie würden mir Unwilligkeit unterstellen. Es ist zum alles Selbstverschulden. Es gibt keine Schuldigen außer ich selbst. Niemand hat mir angeordnet, mein Nervenkostüm über Jahre mit Alkohol kaputt zu machen. Früher bin ich gefahren, Auto, Motorrad. Heute kann ich das nicht mehr. Ich pack den Verkehr nervlich nicht mehr. Mir ist das alles zu laut. Zu hektisch und zu schnell. Wer wenn nicht ich kann das beurteilen? die Verantwortung trage ich, wenn ich einen Unfall bau. Ich habe Angst bekommen, vor diesen selbstfahrenden Maschinen. Eigentlich sollte ich meinen Führerschein abgeben. Und dann die Möbelschlepperei. Wie soll ich das anstellen? Mein linkes Knie ist kaputt. Seit meiner letzten Auseinandersetzung, vor Weihnachten in einem verrufenen Nachtcafe. Wahrscheinlich die Kreuzbänder, ich weiß es nicht. Ebenfalls Selbstverschulden. Niemand hat mir befohlen, da hin zu gehen oder mich mich in den Streit einzumischen. Ich hätte auch wegsehen können, mich in meinem Cola Rot verstecken und warten, bis die Kellnerin die Polizei ruft. Ich bin kein Held, aber dazu war ich auch nicht in der Lage. Ein Rest von Gerechtigkeitssinn hat mich aus der Lethargie und über die Angst gehoben und ich bin aufgestanden. Und wer ist dann wieder am Boden gelegen? Ich, genau. Besoffen wie ich war, haben sie mich unter eine Sitzbank getreten und irgendwie hab ich mir die Kreuzbänder beleidigt. Vier Wochen später geh ich dann ins Unfallkrankenhaus, weil sich der Schmerz vom Knie über das ganze Bein verzieht. Beim Röntgen sieht man nichts und sie verordenen mir Lovinox gegen Thrombose, aber ein falscher Schritt und ich knicke wieder ein, im Knie. Seit fünf oder sechs Wochen scheiss ich schon rum damit und es wird nicht besser. Wie soll ich so Möbel rumschleppen? Ich weiß es noch nicht. Meine Freunde werden sagen, ich such mir nur Ausreden, will mich von der Übersielungsaktion drücken. Termine Termine. Am 3. Februar hab ich wieder einen Termin beim Psychiater. Ich hab bis jetzt noch nicht über meine Sozialphobie gesprochen. Nur über Depressionen und das Alkoholproblem. Letzteres dürfte behoben sein, nachdem meine letzte Stammwirtin verstorben ist. Makaber, aber so ist es. Ich habe jetzt kein Lokal mehr, wo es mich hinzieht. Und zu Hause trinke ich nichts. Am siebten fang ich mit einem AMS Kurs an, der mich nicht interessiert. Ich sag zum Betreuer: "Ein Englischkurs wäre gut für mich." Er sagt: "Ja, ich gebe dir einen Kurs für Lagerlogistik." Ich erinner mich an den letzten Streit, den ich mit ihm hatte und halt meine Klappe. Er sitzt am längeren Ast und hat seine Order von Oben. Meine Schwester kommt jetzt auch endlich ins Pflegeheim und ich denk mir: "Hoffentlich hat mein Schwager noch ein paar Jahre Leben, die er genießen kann. Er ist vollkommen kaputt nach 10 Jahren Pflege meiner Schwester. Die Gespräche gehen um etwas anderes. Die drehen sich um Besitzverhältnisse und Güter. Mir ist nicht gut dabei. Das Essen schmeckt mir, aber ich bin heute irgendwie nicht entspannt. Mit Gütern kenn ich mich nicht aus. Eines meiner Güter - mein Computermonitor - wird bald den Geist aufgeben. Wechselt immer von Rot nach Blau und schwankt in der Helligkeit. Vielleicht hat nur das Kabel einen Knick, denn wenn ich auf den Rechner schlage, funktioniert es wieder für kurze Zeit. Ich muss zu Mutter ins Heim. Nach dem Rechten sehen, wie die Demenz voranschreitet und wie sie immer mehr an Gewicht verliert. Und die Wäsche abgeben. Zu Mittag gegessen hab ich auch noch nicht und ein wenig plagt mich schon der Hunger. Dauernd will dieser Körper irgendwas. Aber ich bin glücklich, dass er keinen Alkohol mehr will. Gestern fahr ich gegen Mitternacht von Niederösterreich zurück nach Wien und mit mir fahren einige Gruppen sehr junger Menschen. Sie fahren zum Prater, vieleicht in diese Disco, die da ist. Und alle schleppen sie irgend eine Schnapsbottle mit sich rum und nippen dran. Oder Dosenbier. So bereiten sie sich auf das Event vor, nehm ich an. Die Leute sind laut aber friedlich und machen einen gepflegten Eindruck, aber ich fühl mich nicht wohl in ihrer Umgebung. Allein, weil sie alle auf dem Scheiss Alk rumlutschen. Mich widert das an, weil ich mich an mich selbst erinnere. Mein ganzes Leben hab ich versaut mit dem Scheissdreck und ich frag mich, wozu ein Mensch das braucht. Die jungen Leute von Heute erscheinen mir viel eloquenter als ich es war und jemals sein werde. Das ist gut. Aber das sie an der Alkbottle rumnuckeln, macht mich krank. H.C.Strache fällt mir ein. Ein Paradebeispiel für Eloquenz. Das Festnetz klingelt. Ich weiß, G. ist dran. Aber ich kann nicht abheben. Bin im Moment nicht in der Lage zu quasseln. Hallihallo, wie gehts? Alles im Lot oder näher beim Tod? Ein Scheissdreck ist im Lot. Riesenprobleme, immer Probleme... das ganze leben ist eine einzige Problem-Line, von der Geburt bis zum Ende. Besser von denen befrein. Himmel, was muss man können, um auf der Erde glücklich zu sein... sagt K. im Diktat. Und ich denk mir: das ist einfach. Ein Masochist muss man sein und das Wechselspiel annehmen, zwischen Trauer und Freude. Sonst nichts.
 
Gestern hab ich nach längerem wieder zwei Beruhigungstabletten eingenommen. In der Hoffung, mein Faun erscheint und hat einen Rat für mich.
Aber leider, er hat mich versetzt.

:schmoll:
 
Natürlich beschäftigen mich nicht nur meine egomanischen Probleme. Auch die Entwicklungen in Ägypten ( ein sehr beliebtes Reiseziel für Touristen, soweit ich weiß... auch meine Freundin Sue war noch dort, ein paar Monate bevor sie gestorben ist) sind sehr dramatisch. Dagegen sind meine selbstverschuldeten Kreuzbandprobleme, meine zerrüttete Familienchronik und meine seit 40 Jahren bestehende Sozialphobie ein Sperlings-Furz. Aber ich frag mich ernsthaft: Was kann ich tun? So wie ich beinander bin, in meinem hinichen Zustand? Was könnte ich - so wie ich bin - zur Weltrettung beitragen?

Scheixxdreck alles. :computer:Verzeihung, aber mir fällt im Moment nix Gscheiteres ein.
 
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Natürlich beschäftigen mich nicht nur meine egomanischen Probleme. Auch die Entwicklungen in Ägypten ( ein sehr beliebtes Reiseziel für Touristen, soweit ich weiß... auch meine Freundin Sue war noch dort, ein paar Monate bevor sie gestorben ist) sind sehr dramatisch. Dagegen sind meine selbstverschuldeten Kreuzbandprobleme, meine zerrüttete Familienchronik und meine seit 40 Jahren bestehende Sozialphobie ein Sperlings-Furz. Aber ich frag mich ernsthaft: Was kann ich tun? So wie ich beinander bin, in meinem hinichen Zustand? Was könnte ich - so wie ich bin - zur Weltrettung beitragen?

Scheixxdreck alles. :computer:Verzeihung, aber mir fällt im Moment nix Gscheiteres ein.



Niemand erwartet von dir, die Welt zu retten. :kiss4:

Ehrlich, wenn man sich selbst ein wenig glücklich machen kann, ist dass schon viel.

Alles andere geht sowieso so seinen Gang, ob mit mir, oder ohne mich.

Mach dir nicht so viel Gedanken.

Das in Ägypten gibt den Menschen, bei allem Elend, die Kraft der Erneuerung.

Geh raus und fotografiere ein wenig die Natur, dass stimmt friedlich.
 
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