Achtung des Schicksals und Wertung

Hallo Pluto,

in Einigem kann ich Dir gut zustimmen bei Deinen letzten Beiträgen.

Es macht tatsächlich keinen Sinn, das beim Kind zu übergehen und etwas zu verlangen was (noch) nicht geht... Allerdings wäre es m.E. ein Bärendienst, bei Sekundärgefühlen zu bleiben und diese noch zu verstärken, wie es bei vielen Methoden der Therapie von Traumata gemacht wird.

Grundsätzlich hilfreich ist sicherlich, das Sekundärgefühl Wut z.B. darauf hin zu untersuchen, welches Primärgefühl möglicherweise darunter verborgen ist und mit Wut vermieden bzw. verdrängt wurde. Wenn es nicht eine Wut ist, die verschleiern soll, dass das Kind den Eltern eigentlich etwas angetan hat, dann wird man in vielen Fällen auf einen tiefen Schmerz kommen. Der kann ein primäer Schmerz aus einem tatsächlichen Trauma (z.B. unterbrochene Hinbewegung) oder ein übernommener Schmerz (also Fremdgefühl) sein. Je nachdem wird dann deutlich, welche Intervention zunächst helfen kann.

Ist es ein traumatischer Schmerz, dann ist es wichtig, dass dieser zunächst benannt und ausgedrückt wird: "Mama/Papa, es hat so weh getan!". dabei muss der Blick in Kontakt mit den Eltern bleiben können. Meist wird ihnen dann auch klar, was sie dem Kind zugemutet haben. Aber es ist eben ohne Anklage.

Weißt Du, ich habe mit Verbrechern im Gefängnis gearbeitet. Denen ist es unmöglich, aus ihrer Opferhaltung heraus zu kommen, wenn sie angeklagt sind. Erst wenn sie als Mensch hinter der Tat und ihren Folgen gewürdigt sind, können sie sich dem aussetzen, was sie angerichtet haben. Das ist ein ganz menschlicher Mechanismus. Oft wird dann der ganze Schmerz über die Tat erst möglich. Und der heilt und versetzt in die Lage, dem Opfer in die Augen zu schauen.

Ebenso zeigt es sich oft im Umgang mit Eltern, die - vielleicht keine andere Wahl in der Situation habend - zu einer wie auch immer traumatischen Situation oder gar Zeit für das Kind beigetragen haben. Sie können sich dem Schmerz darüber, was sie anrichteten erst stellen ,wenn sie nicht mehr angeklagt und verurteilt werden und ihre Würde nicht mehr verteidigen müssen. Und wenn sie sich dem Schmerz stellen können und sich als Eltern erkennen, kann die Liebe wieder fließen und jeder kann seinen Platz haben, auf den er gehört. So lange aber das Kind in der Position des Richters bleibt, wird Heilung verhindert und daher ist es, wenn ich mit dem Kind arbeite, wichtig, dass vom Sekundärgefühl Wut auf das Primärgefühl erst quasi "umgeschaltet" werden muss.

A.
 
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Hallo A.!


Kannst du mal ein Beispiel nennen, was ein KIND den Eltern antun kann? :confused:


LG

believe


Hallo Believe,

ich denke an erwachsene Kinder vor allem dabei. Und da soll es ja schon vorgekommen sein, dass die überall herum laufen und allerlei schlimme Behauptungen über die Eltern anstellen oder sehr subjektive Verzerrungen realer Ereignisse, die im Verhältnis zu den vielen "guten" Erlebnissen mit den Eltern eigentlich unerheblich wären, wenn der Focus ein anderer wäre..

Auch ein Beispiel: guckstuhier
Leider hat der Beitrag Werbung vorweg. *nixdafürkann*

A.
 
Hallo Believe,

ich denke an erwachsene Kinder vor allem dabei. Und da soll es ja schon vorgekommen sein, dass die überall herum laufen und allerlei schlimme Behauptungen über die Eltern anstellen oder sehr subjektive Verzerrungen realer Ereignisse, die im Verhältnis zu den vielen "guten" Erlebnissen mit den Eltern eigentlich unerheblich wären, wenn der Focus ein anderer wäre..

Auch ein Beispiel: guckstuhier
Leider hat der Beitrag Werbung vorweg. *nixdafürkann*

A.


Hallo A.!

Ja sicher, die gibt es auch! Wobei ich mich allerdings frage, wie die wohl erzogen wurden! :confused:
Wie auch immer, DIESE wird man wohl so gut wie nie in einer Aufstellung antreffen, denn dann müssten sie ja schon den Wunsch in sich verspüren, Dinge zu klären! Also schon offen dafür sein, dass es Strukturen, Muster, Systeme gibt und nicht die Anderen der böse Feind sind!

Der Link funzt bei mir leider nicht, kann mir die Filme nicht ansehen!



LG

believe :)
 
ich denke an erwachsene Kinder vor allem dabei. Und da soll es ja schon vorgekommen sein, dass die überall herum laufen und allerlei schlimme Behauptungen über die Eltern anstellen oder sehr subjektive Verzerrungen realer Ereignisse, die im Verhältnis zu den vielen "guten" Erlebnissen mit den Eltern eigentlich unerheblich wären, wenn der Focus ein anderer wäre..

Das sind genau die Klienten, die meine Achtung haben. Wieso behaupten sie so schlimme Dinge über ihre Eltern? Weil sie nie gehört wurden und dann gehen sie zu einer Aufstellung hin und der Aufsteller hört wieder weg. Solche Klienten empfinden es als einen Hohn, dass sie sich vor ihren Eltern verneigen sollen. Ein Teil davon sieht dann hin und sieht, dass der Elternteil, der vor ihm steht, offen ist und ihm Liebe entgegen bringt. Das ist dann überwältigend. Er glaubt dem sich gezeigten Bild und fährt wieder nach Hause. Dort hat er dann den realen Elternteil vor sich, der ihn als Kind schlecht behandelt hat und den er nur aus dieser Kinderperspektive sehen kann, die sich in der Aufstellung nicht gezeigt hat oder zeigen konnte (durfte?).

Hier liegen kindliche Traumata vor, die von den Eltern ausgingen. Es ist nämlich keine Phantasie, was sie über ihre Eltern sagen, sondern eher verdrehte Wirklichkeit, da sie sich nicht mehr erinnern können, was einst mit ihnen alles geschah. (siehe Buch von Alice Miller: Das verbannte Wissen) Hier ist es auch wichtig die kindliche Not zu würdigen (vom Aufsteller), dann ist der Klient von sich aus bereit die Eltern zu nehmen.

A., mit den Primär- und Sekundärgefühlen kann ich nichts anfangen. Darüber hatten wir schon einmal versucht zu diskutieren. Deswegen gehe ich nicht weiter darauf ein.

Die TV-Sendungen würde ich mir auch ganz gerne anschauen.

LG Pluto
 
Was mich ein wenig stutzig gemacht hatte, war einerseits die Aussage, es ginge ihr blendend seit der FA und andererseits eben die Aussage "Sauerei", die sonst so gar nicht zu ihrem Vokabular passt.
Hallo Suena!

Das "Nehmen" einer Aufstellung vollzieht sich oft entlang eines Weges von Lösungsschritten - da wird etwas angestoßen, und es beginnt zu wirken. Da wird der Blick auf etwas im System fokussiert, und das begründet Sichten und Einsichten und Lösungen, die vielschichtig sein können. Und die "Logik" der Seele ist ja viel weniger widerspruchsfrei als unsere vordergründige Entweder-oder-Logik des Bewusstseins. Da kann es schon sein, dass auf der einen Seite der Lösungsweg gut vorankommt ("Es geht mir gut mit der Aufstellung"), während auf der anderen Seite noch das verschärft Gesehene mit dem "Alltagsbewusstsein" verkraftet werden muss.

Ich hüte mich vor allem davor, auf der Basis von Erzählungen aus dritter Hand eine Einschätzung zu treffen, ob jemand eine Aufstellung "genommen" hat oder nicht. Wer kann wissen, was in Deiner Bekannten wirklich bewegt wurde und wozu es führt. Welchen Freundschaftsdienst leistet es, daran zu zweifeln, wenn sie sagt, es ginge ihr gut mit der Aufstellung? Welche Wirkungen kann so ein "Indizienprozess" auf der Basis irgendwelcher Bemerkungen für jemand haben, der auf einem empfindlichen Lösungsweg vielleicht tastende Schritte mit neuen, widersprüchlichen Erfahrungen macht?

Alles Liebe,
Jake
 
LIeber Jake!

Warum entnimmst Du meinem Posting an Alana einen Absatz und reisst ihn damit aus dem Zusammenhang? :confused:

So sah meine Erklärung an Alana aus:

Was mich ein wenig stutzig gemacht hatte, war einerseits die Aussage, es ginge ihr blendend seit der FA und andererseits eben die Aussage "Sauerei", die sonst so gar nicht zu ihrem Vokabular passt. Trotzdem wirkte die Aussage beiläufig...Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich innerlich darauf reagierte. Denn es kam rüber, dass sie offensichtlich emotional doch ziemlich drauf reagiert.

Aber Du wirst schon recht haben: Zurückgeben und Achten sind möglicherweise sowas wie Start und Ziel, und dazwischen wird die Zeit liegen.

Der fettgedruckte Teil stand darunter - damit ist klar, dass ich erkannt hatte, wo das Problem war.

Warum also nun folgender erhobener Zeigefinger:

Welchen Freundschaftsdienst leistet es, daran zu zweifeln, wenn sie sagt, es ginge ihr gut mit der Aufstellung? Welche Wirkungen kann so ein "Indizienprozess" auf der Basis irgendwelcher Bemerkungen für jemand haben, der auf einem empfindlichen Lösungsweg vielleicht tastende Schritte mit neuen, widersprüchlichen Erfahrungen macht?

Ich habe davon gesprochen, dass sie eine Bekannte ist, die ich nur selten sehe - von "Freundschaft" war nicht die Rede - meine Frage war daher auch eher prinzipieller Natur. Und konnte eigentlich schon von einigen Usern hier gut beantwortet werden.

Suena
 
Liebe Suena!
Warum entnimmst Du meinem Posting an Alana einen Absatz und reisst ihn damit aus dem Zusammenhang?
Um klar zu machen, worauf sich mein Posting bezieht.
Der fettgedruckte Teil stand darunter - damit ist klar, dass ich erkannt hatte, wo das Problem war.
Daraus habe ich nur einen Hinweis gelesen, worin Du ein Problem und eine mögliche Lösung gesehen hast. Mein Posting lief eher darauf hinaus, dass ich solche scheinbar widersprüchlichen Erscheinungen in der Folge einer Aufstellung zunächst einmal nicht als Problem betrachte, sondern als Begleitmusik einer - vielleicht - voranschreitenden Lösung.
Warum also nun folgender erhobener Zeigefinger:
Ich habe da eigentlich eine Frage formuliert - wenn das als Zeigefinger angekommen ist, versuche ich es gern differenzierter (und ebenso prinzipiell wie Du, ich nehme zur Kenntnis, dass es sich konkret nicht um eine Freundin von Dir handelte): Es ist für mich wirklich die Frage (nicht an Dich, Suena, sondern eher allgemein), welche eigenen Motive ich mit solchen Beobachtungen des Verhaltens Anderer verbinde ... womit gehe ich da in Resonanz, welche Projektionen laufen da, was kann ich über mich dabei lernen, wenn ich achtsam hinschaue? Und was kann - auch da wieder nicht konkret auf Deinen Anlassfall bezogen, sondern generell - durch gut gemeinte und weniger gut ankommende Interventionen bei jemand ausgelöst werden, der gerade auf dem hohen Seil des Annehmens einer Aufstellung tanzt? Es hat schon seinen Sinn, dass Aufstellenden empfohlen wird, eine Weile nach einer Aufstellung nicht mit Dritten darüber zu reden ... das dient dem Eigenschutz und der Ertragsicherung.

Die eigenen Motive, sich an fremdem Erleben einzuklinken - da wird dann auch die "prinzipielle Frage" konkret und fruchtbar für das Einzige, was ich wirklich - in einem gewissen Rahmen - bewegen kann: für mich selber. (Ich beziehe das durchaus auch auf meine Resonanz zu diesem Thread).
Ich habe davon gesprochen, dass sie eine Bekannte ist, die ich nur selten sehe - von "Freundschaft" war nicht die Rede - meine Frage war daher auch eher prinzipieller Natur. Und konnte eigentlich schon von einigen Usern hier gut beantwortet werden.
Dann ist ja gut. Vielleicht magst Du ja auch mein Posting nicht als auf Dich gemünzt lesen, sondern als einen allgemeinen Beitrag zur der von Dir aufgeworfenen prinzipiellen Thematik, mit dem Du ja auch keineswegs übereinstimmen musst. Ist halt ein Forum... :)

Alles Liebe,
Jake
 
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Daraus habe ich nur einen Hinweis gelesen, worin Du ein Problem und eine mögliche Lösung gesehen hast. Mein Posting lief eher darauf hinaus, dass ich solche scheinbar widersprüchlichen Erscheinungen in der Folge einer Aufstellung zunächst einmal nicht als Problem betrachte, sondern als Begleitmusik einer - vielleicht - voranschreitenden Lösung.

So ähnlich konnte ich das dann auch betrachten, was ich auch artikuliert hatte. Zumindest dachte ich, dass das klar ist.

Und was kann - auch da wieder nicht konkret auf Deinen Anlassfall bezogen, sondern generell - durch gut gemeinte und weniger gut ankommende Interventionen bei jemand ausgelöst werden, der gerade auf dem hohen Seil des Annehmens einer Aufstellung tanzt? Es hat schon seinen Sinn, dass Aufstellenden empfohlen wird, eine Weile nach einer Aufstellung nicht mit Dritten darüber zu reden ... das dient dem Eigenschutz und der Ertragsicherung.

Auch wenn ich jetzt nicht "konkret" ;) angesprochen worden bin: Ich denke, es war ersichtlich, dass ich der Dame weder zu etwas geraten habe noch ihr gegenüber reagiert habe, ich hatte mir das angehört, was sie erzählt hatte. Und ich schrieb, dass ich mir später Gedanken darüber gemacht hatte. Zuhause, im stillen Kämmerlein, ganz allein und damit ganz legitim. :rolleyes:

Die eigenen Motive, sich an fremdem Erleben einzuklinken - da wird dann auch die "prinzipielle Frage" konkret und fruchtbar für das Einzige, was ich wirklich - in einem gewissen Rahmen - bewegen kann: für mich selber. (Ich beziehe das durchaus auch auf meine Resonanz zu diesem Thread).

Natürlich ist da eine Resonanz da - sonst hätte ich den Thread ja nicht eröffnet, dessen bin ich mir bewusst. Durch die Antworten hier wurde mir klar, dass ich wieder mal in Schwarz/Weiss gedacht hatte. Und dass es bei mir selbst eben auch stattfindet, dass ich in Prozessen den Weg übersehe, weil ich sofort am Ziel sein möchte.

Dann ist ja gut. Vielleicht magst Du ja auch mein Posting nicht als auf Dich gemünzt lesen, sondern als einen allgemeinen Beitrag zur der von Dir aufgeworfenen prinzipiellen Thematik, mit dem Du ja auch keineswegs übereinstimmen musst.

Ja, mag ich.

Fühlte mich falsch verstanden, nur weil jemand eine prinzipielle Frage stellt, um sich über etwas (und damit auch in ihm selbst) klar zu werden, muss das ja nicht gleich heißen, dass man (in dem Fall) die betreffende Dame gleich beeinflussen bzw. beraten will.

Liebe Grüße
Suena
 
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