Achtung des Schicksals und Wertung

boooaaaah. Wenn ich mir das so vorstelle in einer nicht-therapeutischen Situation: so eine Aufstellungs-Session ist bestimmt ein einziges Betroffenheitskino. uuuuuuuuh...
 
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Also das fände ich sinnvoll, gell, ist klar. Aber nur, wenn ich dann bitte von Menschen umgeben bin, die das gleiche Thema interessiert. Wenn jetzt nämlich nebenan Frau Müller über ihr Vergewaltigungserlebnis arbeitet, dann würde das den Rahmen meiner eigenen klitzekleinen Fragen in mir selber sprengen, weil ich dann nur noch mit der armen Frau Müller beschäftigt wäre. Oder meinetwegen: sie arbeitet an ihrer Trennung von ihrem Mann Günter. Ja, das paßt dann nicht, gell?

Zweierlei :

- Ich erlebe es so, dass sich bei Seminaren oft Menschen mit einem Grundthema und Grundanliegen treffen.

- Es geht nicht um scheuklappenartige Einengung auf ein Thema. Es geht um den ganzen Menschen auf dem Weg zu sich selbst. Am Beispiel eines konkreten Wunsches und Anliegens.

- Es kann auch sehr hilfreich sein, sich aus der Einengung auf die eigenen Probleme und Befindlichkeiten zu lösen - indem man offen wird für andere Menschen und ihre Wünsche und Sorgen. Indem man sich aus einer egozentrischen Nabelbeschau löst - und sich zB. als Stellvertreter für andere Menschen zur Verfügung stellt.

Kommt, schreibt noch was. Ich bin ab jetzt freundlicher, wenn Ihr es auch seid. Hört halt auf, Euch gegenseitig die Worte zu zerhacken, ne? Für uns alle gilt, daß Bildung bei uns nur auf fruchtbaren Boden fällt. Von unfruchtbarem Boden prallt sie ab. Wir können es also vom Grundsatz her lassen zu zanken.

Man braucht die Hoffnung nie aufzugeben. Wo ein Wille, da ein Weg ... :D . (Nur wenn der Wille fehlt, geht nix.)

Gawyrd
 
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Das Ausgangsposting geht (meiner Ansicht nach) von zwei Fehleinschätzungen aus :

Ziel der Aufstellungsarbeit (und therapeutischer Arbeit insgesamt) ist es nicht, jemanden zu einem bestimmten Ideal hin zu formen. Sondern eine erstarrte, blockierte oder behinderte persönliche Entwicklung zu befreien - wie immer sich die entsprechende Person dann weiter entwickelt.

Nicht-mehr-zu-werten ist ein (aus meiner Sicht in sich widersprüchliches) Ziel mancher esoterischer Weltanschauungen - aber kein grundsätzliches Ziel der Aufstellungsarbeit selbst. Das kann man natürlich verbinden. Allerdings ist man dann im Bereich der ideologisch determinierten therapeutischen Arbeit. Ob man das will, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hinzu kommt : es besteht ein Unterschied zwischen Werten einerseits und Einmischen, Sich-Verstricken andererseits.

Wertungen sind ein natürlicher und notwendiger Vorgang, um uns in der Welt zu orientieren. Wertungen sind Grundlage von Entscheidungen : gehe ich links oder rechts, welche Nahrung wähle ich, mit welchen Menschen treffe ich mich, was tut mir gut, was schadet mir. Ohne eigenständige Wertung wird man handlungs- und entscheidungsunfähig. Es geht nicht darum OB man wertet - sondern WIE man es tut.

In der Aufstellungsarbeit geht es nicht darum, Wertungen zu beenden - sondern hinderliche Verstrickungen und Einmischungen.

Und damit sind wir beim grundlegenden Dilemma des Ausgangspostings : es geht um jemand anderen (die Bekannte), nicht um Suena selbst. Jeder von uns wird bei sich selbst genug Beispiele finden, wo er sich wertend VERSTRICKT. Wo er zB. jemand anderen nicht so sein lassen kann, wie er ist. Und hier im konkreten Beispiel des Ausgangspostings und folgender Beiträge von Suena wird im Namen des Nicht-Wertens die Äusserung der Bekannten bewertet.

Die Ideologie des Nicht-Bewertens beruht auf einem grundlegenden inneren Widerspruch : sie bewertet das Werten (negativ).

Genauso wie man nicht Nicht-Kommunizieren kann, kann man auch nicht Nicht-Werten.

Gawyrd

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Das Problem ist, Suena: Du hast es noch immer nicht vernünftig beschrieben, wie mir scheint. Du hast bisher nur ausgesagt, daß Deine Freundin die bösen Taten des Vaters eine Sauerei findet und leitest daraus ab, daß sie (...). Ich würde so sagen: daß sie ihre biographischen Erfahrungen noch nicht förderlich verarbeitet hat.

Hallo Trixi!

Du hast schon recht - ich habe es so beschrieben und ich empfinde es so, wie Du es beschreibst. Der Grund für diese Threaderöffnung war, dass mir das nicht klar war, jetzt ist es klarer (für mich).

Ich wollte die Frau auch nicht kritisieren, ich fragte eher für mich, weil MIR etwas dabei nicht klar war.

Und die Antworten hier haben mir bei meiner Meinungsfindung sehr geholfen, jede einzelne auf ihre Art - wofür ich mich auch herzlich bedanken möchte.

Ich finde übrigens nicht, dass Du unfreundlich geschrieben hast.:umarmen:

Liebe Grüße
Suena
 
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Genau darum geht es, Gawyrd - bei meinem Posting an Kinny:

Schau mal, WAS Du selbst jetzt schreibst:

Wertungen sind ein natürlicher und notwendiger Vorgang, um uns in der Welt zu orientieren. Wertungen sind Grundlage von Entscheidungen : gehe ich links oder rechts, welche Nahrung wähle ich, mit welchen Menschen treffe ich mich, was tut mir gut, was schadet mir. Ohne eigenständige Wertung wird man handlungs- und entscheidungsunfähig. Es geht nicht darum OB man wertet - sondern WIE man es tut.

Entscheidungen treffe ich für MICH. Bewerte ich das Leben eines Anderen, ist es Einmischen - ich stell mich über ihn.

Der Grund für die Eröffnung meines Postings war, für MICH etwas zu klären, wo ich mich nicht auskannte - und nicht, wie Du annimmst, die Bewertung dieser Dame. Ich stellte - wenn Du mein Posting durchliest, eine generelle Frage, diese wurde schon von einigen Usern beantwortet.

Die Geschichte meiner Bekannten erzählte ich um erklären, woher meine Überlegungen kamen bzw. was zu meiner generellen Frage führte.

Wozu also die ganze Aufregung?

Liebe Grüße
Suena
 
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