Hast du Probleme damit, dass Menschen unterschiedlich wahrnehmen?
Nein believe, ich zweifele das nur an. Die Wahrnehmung ist bei uns allen gleich, aber der Blickwinkel ist anders. Wenn wir einen gleichen Blickwinkel einnehmen, haben wir nur sich marginal unterscheidende Wahrnehmungen.
Klar gibt es überall auch Scharlatane, bestreitet ja keiner! Mir geht es darum, dass nicht die Methode an sich verteufelt wird, wäre nämlich echt schade!
Das ist Geschmackssache. Wenn ein Problem existiert oder ein Mangel, dann ist diejenige Lösung, die einem als Erstes einfällt nicht unbedingt immer die Richtige. Wir haben ohne Zweifel das Problem, daß wir noch nicht wissen, wie wir Menschen ihre inneren Zusammenhänge deutlich machen können. Bisher sind wir davon ausgegangen, daß Erkenntnisse über das Innere aus dem Menschen selber kommen sollte, damit er unter professioneller Anleitung Schritt für Schritt aufarbeiten und sich den inneren Katastrophen und Kataströphchen nähern kann. Ihn zu "konfrontieren", wie das in einer Aufstellung geschieht, halte ich heute so wie ich bin und was ich weiß eben nicht für sinnvoll.
Auf der anderen Seite, wenn die Seele spürt, dass es "dran" ist, lässt sie sich natürlich nicht davon abhalten!
Eben. Was aber dann "dran" ist, das ist, daß der Mensch spürt, daß er etwas verändern muß im Umgang mit sich selber. Dafür brauchte man noch nie Aufstellungen, warum sollte man es jetzt benötigen? Damit Kreti und Pleti versteht, warum Oma dem Opa immer den Mund verboten hat und deshalb Mama so herrisch war?
Was für eine Art "freier Mensch" wollen wir denn da bloß züchten?
Ja, wäre gut, das mal wissenschaftlich zu untersuchen, also erst mal ganz viele Erfahrungsberichte zu sammeln und auszuwerten! Wer weiß, vielleicht ist es ja auch schon in der Mache, wir wissen es nur noch nicht!
Ich nehme mal stark an, daß das in der Mache ist. Schließlich ist die systemische Familienaufstellung ein häufig verwendetes therapeutisches Element. Weißt Du, es erinnert mich ein bißchen an eine Pille: Du hast Symptome? Dann schlucke diese Pille, die hilft. Die bringt Dein System wieder an's Laufen. Genau das ist es doch, was sich Patienten versprechen und deshalb muß man der Scharlatanerie eben auch immer wieder Riegel vorschieben.
Es ist doch schon sehr immens, was man alles wissen müßte, um m.E. Familienaufstellungen durchführen zu können. Ich gehe jede Wette ein, daß bei 75% der Leute, die damit fuhrwerken, noch nicht einmal eine fundierte medizinische Ausbildung vorhanden ist. Wenn man alles nur auf persönlicher Erfahrung baut und auf den Erfolgen, die man sieht und meint messen und feststellen zu können, dann macht man sich ja vielleicht etwas vor. ah, und wenn dann noch das Wort Heilung in's Spiel kommt, dann kriege ich ja die Krise. Dieses Wort wird ja noch inflationärer verwendet als alles, was da sonst noch so an Worten herumfleucht und -kreucht.