Hallo Exzel,
mir scheint, dass es möglich ist, begrifflich Achtsamkeit und Konzentration klar zu trennen.
Konzentration ist eine Fokussierung auf einen begrenzten Bereich, die willentlich herbeigeführt wird. Wenn ein Mensch ein Buch liest, wenn er einen Faden in eine Nadel einfädelt, etc. dann ist Konzentration notwendig. Entscheidend ist hierbei, dass Konzentration noch nichts mit Annehmen, Akzeptieren, Gewahrwerden, Öffnen zu tun hat. Konzentration ist eher etwas, das fixiert, einengt und begrenzt. Es kann sehr gut sein, dass ein Mensch sich verkrampft, dass er sich sehr anstrengt, dass er anschließend geistig erschöpft ist und sich ganz und gar nicht entspannt fühlt etc. . Dennoch hat er sich ohne Zweifel "konzentriert".
Achtsamkeit in Bezug auf Meditation meint jedoch ein gleichmütiges, akzeptierendes, öffnendes Gewahrwerden.
Achtsamkeit setzt zwar, wenn man sie länger aufrecht erhalten möchte, eine gewisse Konzentration voraus, aber sie ist einerseits - wie beschrieben - umfassender und andererseits bewegt sie sich auch in die entgegengesetzte Richtung. Achtsamkeit ist offen und gleitet, während Konzentration fokussiert und fixiert. Achtsamkeit lässt los, während Konzentration festhält. Achtsamkeit in der Meditation geht immer auch mit einer bestimmten Gelassenheit einher.
Wenn ein Mensch zu meditieren beginnt, dann ist er zunächst meist mit der Konzentration beschäftigt. Er muss sich ein wenig "zusammenreißen", damit er bei einem Meditationsobjekt bleibt. Er ärgert sich vielleicht, wenn er merkt, dass er sich wieder hat ablenken lassen. Und er versucht sich, maximal auf etwas zu konzentrieren. Er ist dadurch automatisch ein wenig "angespannt", weil er sich bewusst, willentlich konzentrieren möchte.
Nach einer Weile kehrt hierdurch schon eine gewisse Ruhe ein, der Gedankenfluss beruhigt sich merklich. Auf diese Weise wird es möglich, immer mehr - neben der Konzentration - achtsam zu sein. Man merkt z.B. plötzlich, dass man eigentlich die ganze Zeit angespannt war und atmet tief ein und lässt los. Die Achtsamkeit bezieht sich dann immer weniger nur auf den bewussten Konzentrationspunkt und wirkt sich immer mehr entspannend auf die gesamte Körper-Leib-Geist-Einheit aus.
Es macht einen großen Unterschied aus, ob wir unserer Umwelt lediglich konzentriert - wie auf ein Buch - begegnen oder ob wir ihr achtsam begegnen
Liebe Grüße,
Energeia