Achtsamkeit, Achtsamkeitspraxis (begleitender Faden)

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Salut Trixi Maus,

Salut Amant,

Letztlich gilt auch: ein gutes Mittel ist Ablenkung. Und sogar Verdrängung bewährt sich bei mir immer häufiger. Wichtig ist schließlich nur: der Schmerz muß weg. Ich will ihn nicht. So frei muß man sein, im Willen, daß man das für sich bestimmt und immer wieder ein für alle Male beschliesst: ich will den Schmerz nicht.

lg


okay, ich stolperte ein wenig über das "der Schmerz muß weg.", finde aber Dein gesamter Vortrag enthält recht viel Anknüpfungspunkte.

Was den Schmerz betrifft, so ist ein bewährtes Mittel in der Achtsamkeitspraxis nicht das sich entgegen stemmen "muß weg" sondern im Gegenteil, das Ablegen der Widerstände dagegen. Widerstand erhöht das Leid oder potenziert ihn.

Leid = Schmerz x Widerstand

Reduziert man den Widerstand oder löst ihn auf, verändert sich die Wahrnehmung von Schmerz bis hin zur nicht Wahrnehmung oder Auflösung.

So die Sicht einiger, die das praktizieren.


Guten Morgen :)

der Tag gestern war vollfüllt mit Erlebnissen, Begegnungen und Eindrücken.

Am Ende stand eine Prozession mit Auflösungszeremonie, d.h. ein Kunstwerk, welches über 7 Tage geschaffen und gesegnet ward, wurde der Zerstörung anheim gegeben - Vergänglichkeit. Jeder, der das wünschte, konnte einen Teil davon bekommen und für seinen Altar o.ä. mit nach Hause nehmen.

Sehr ergreifend, solch´ eine Zeremonie mit tibetischen Mönchen, diesmal ganz nahe.
 
Reduziert man den Widerstand oder löst ihn auf, verändert sich die Wahrnehmung von Schmerz bis hin zur nicht Wahrnehmung oder Auflösung.
Ja wie wahr!

Und mehr noch, - leistet man Widerstand ist nicht nur das Leid größer. Es kommt auch zur Wiederholung.
Erst wenn man den Schmerz beachtet und dann ziehen läßt, erst dann kommt er nicht wieder.

Aber klar, die natürliche Reaktion auf Schmerz ist Widerstand. Das ist so in uns drin ...
 
kann ich auch so bestätigen aus meiner erlebten erfahrung....widerstand bedeutet unwillkürliches festhalten. aber grade das will ja vermieden werden.

und schmerz ist ja im prinzip ein anzeichen das etwas....ob nun gedankenstruktur, muster ect nicht zu uns gehört. nur wenn das alte geht kann man sein eigenes freisetzen.
 
Letztlich gilt auch: ein gutes Mittel ist Ablenkung. Und sogar Verdrängung bewährt sich bei mir immer häufiger. Wichtig ist schließlich nur: der Schmerz muß weg. Ich will ihn nicht. So frei muß man sein, im Willen, daß man das für sich bestimmt und immer wieder ein für alle Male beschliesst: ich will den Schmerz nicht.

Natürlich :)
 
Ja wie wahr!

Und mehr noch, - leistet man Widerstand ist nicht nur das Leid größer. Es kommt auch zur Wiederholung.
Erst wenn man den Schmerz beachtet und dann ziehen läßt, erst dann kommt er nicht wieder.

Aber klar, die natürliche Reaktion auf Schmerz ist Widerstand. Das ist so in uns drin ...

Heil-Sein ist natürlich in uns drin ...
 
Salut Trixi Maus,

okay, ich stolperte ein wenig über das "der Schmerz muß weg.", finde aber Dein gesamter Vortrag enthält recht viel Anknüpfungspunkte.

Was den Schmerz betrifft, so ist ein bewährtes Mittel in der Achtsamkeitspraxis nicht das sich entgegen stemmen "muß weg" sondern im Gegenteil, das Ablegen der Widerstände dagegen. Widerstand erhöht das Leid oder potenziert ihn.

Leid = Schmerz x Widerstand

Reduziert man den Widerstand oder löst ihn auf, verändert sich die Wahrnehmung von Schmerz bis hin zur nicht Wahrnehmung oder Auflösung.

So die Sicht einiger, die das praktizieren.
Danke, Ja, die Sicht kenne ich. Ich tue im Grunde auch das, bin aber kein Buddhist. Ich habe nicht vor, mein Leid aus dem Leben zu vertreiben und stimme auch mit dem, was buddhistische Lehrer als Leid bezeichnen nicht immer überein. Wenn z.B. ein fernöstlicher Lehrer das Leid der westlichen Menschen betrachtet, hat er die Erfahrung der Individuation ja zumeist nicht in dem Maße, wie wir das hier im Westen erfahren. Der Weg der Individuation ist mir persönlich aber ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ich möchte sicher nicht "glücklich" werden, weil andere auch glücklich werden. Sondern ich möchte meinen Weg der Individuation gehen und der bedeutet auch Erfolge und Mißerfolg, Gewinn und Verlust, Gewinnen und Verlieren, Es-Schaffen und Versagen. Hügel und Täler, Schmerz und Glück. Und nicht nur das Freisein von Leid. Das ist ja sehr wenig, quasi überhaupt nix.

Ich habe mich eigentlich damit abgefunden, daß mein Schmerz sich zeitlebens nicht verabschieden wird, sondern daß er meiner ist und bleibt. Verschleiß geht nicht wieder weg, der bleibt erhalten. Daher ist eher die Frage, wie man mit dem Schmerz umgeht als wie man ihn wegbekommt. "Nicht mehr leiden" - für mich ist das nicht das Ziel des Menschseins, Wohlbefinden aber sehr wohl. Wohlbefinden muß nun nicht zwingend Schmerzfreiheit bedeuten, Wohlbefinden ist relativ. Und nach solchen "relativen" Wegen, den Schmerz weg zu bekommen im Moment, suche ich halt pragmatischerweise. Und nicht nach irgendeiner Erlösung oder Erleuchtung darüber, nicht nach einer Entfernung von mir und meinem Schmerz. Aber das Symptom, daß ich am Ende des Tages erschöpft bin weil ich den ganzen Tag starke körperliche Schmerzen hatte, benötige ich sicher nicht, um mich an irgendein anderes Leid zu erinnern. Darauf könnte ich also bestens verzichten.

"Dagegen" - diese Motivation, die durch das Dagegenvorgehen entsteht und die sie beinhaltet, möchte ich ebenfalls nicht missen. Tagtäglich bewege ich mich gegen Schmerzen. Es dauert morgens 3 Minuten und dann sind sie da und abends gehen sie 3 Minuten nachdem ich mich hinlege oft weg (mittlerweile, früher blieb es bis zum Nichteinschlafen, was ich dann mit Autogenem Training lösen konnte). Wenn ich nicht gegen den Schmerz ankämpfen würde und nicht das intensive Wunschgefühl nach Besserung hätte, dann wäre ich heute schief und krumm, würde Medikamente nehmen, mein Darm würde kaum funktionieren können und mein Asthma hätte ich vermutlich intensiver. Ich war krumm, als das mit den Schmerzen begann, und heute bin ich der aufrechteste Mensch dem ich täglich begegne. Das ging nur gegen Unmengen von Schmerzen und mit sehr viel Disziplin und Überwindung. Die gesamte Aufrichtung der Wirbelsäule war bei mir jetzt nicht Licht-und-Liebe-Geseiere und jegliche illusionäre Idee von Aufrichtung scheitert letztlich an meiner Wirbelsäule. Daher ist es bei mir der Wille, der letztlich nur sein Ziel erreichen kann. Und der Wille, der kann eben tatsächlich für sich wissen: eines Tages wird der Schmerz weggehen, ich muß nur so weitermachen wie ich es seit Jahren mache. Es wird ja immer besser, wenn auch intensiver, quälender teilweise und meine Ausdauer läßt phasenweise durchaus nach. Aber eins ist mir klar: der Schmerz wird vergehen. Ich melde mich, falls es vor dem körperlichen Tod erfolgt.

lg
 
Ich würde eher sagen, dass der Schmerz Ausdruck der Psyche ist. Man sollte auf den Körper hören und ihn achtsam behandeln, so wie die Seele auch.
 
Ja, das sagst Du so. "Den Schmerz will ich nicht haben" - ich deutete es im ersten Beitrag an, daß der Schmerz ja allzu oft teilweise auch das Leben bedeutet, weil es mit dem Leben verknüpft ist, was da schmerzt. Wir sind nicht nur rein körperliche Wesen, weiß die Medizin. Wir haben auch Geist und man glaubt hierzulande an Seele, deren sterblichen Teil man in der Psychologie behandelt. Und in der Verhaltenstherapie, die bei chronischen Schmerzen so wichtig ist. Und eben auch bei seelischem Leid, wie sich mehr und mehr herausstellt manches Mal besser hilft als Medikamente oder Gespräche. Der Mensch selber muß es heilen, Heilung kann von aussen letztlich nicht zugeführt werden, es sei denn es geschieht eine Wunder.

Wenn es also nicht um ein "Die-Stelle-da-wegmachen" gehen kann oder soll oder dürfte, dann ist das Leid, das zu heilen ist eher ein ganzheitliches, das die Seele erträgt und das der Geist erkennt und heilen kann. Zum Beispiel indem er den Körper dazu verwendet, Gesundendes zu tun. Man kann auch in alten Gewohnheiten gefangen sein - zum Beispiel in Achtsamkeitsübungen - und daher in der Hölle leben oder in der Vergangenheit oder Sünde - wie auch immer Du es nennen willst. Aber dann wird sich Heilung nur illusionär erschließen, aber eher nicht körperlich. Man wird mit Stützstrümpfen und Übergewicht als Diabetikerin vor dem PC sitzen und im Internet über Heilung schwafeln, oder so.

Man muß eben gerade auf diese Stelle aufmerksam werden, auf diese Stelle da, auf der man ist. Muß die Rolle begreifen, die man für sich selber und für andere spielt. Und muß diese Rolle ablegen und das Verhalten dauerhaft ändern.

Um das aber zu tun, liebe Vicky, muß ich akzeptieren, was mir widerfahren ist. Und das finde ich schwer. Und danach muß ich den Willen bilden, zwar nicht jemand anderer zu werden, aber doch ein Mensch zu sein, der das Leid in Erinnerung kennt, es aber nicht in sich trägt. Und das nicht nur vor Anderen - das gelingt mir - sondern vor mir selbst, auch in langen Zeiten des Alleineseins. Ich muß "glücklich" sein. Mit mir selber. In Erinnerung will ich gerne mal traurig sein, aber ich will wählen, wann ich traurig werde. Wer das kennt, der weiß, daß das ein sehr sehr feines, kaum wahrnehmbares Gefühl ist, das einfache Glück zu sein und "ich" sein zu dürfen, es also wahrnehmen zu können und noch besser: damit arbeiten zu können im Innen wie im Aussen. Schöpfer sein - das müsste ich werden, um das Alte nur noch in Erinnerung zu haben.

Tja. Aber was bin ich? Ausführender. Bürger. Steuerzahler. Ein Nichtsnutz in einem himmelblauen Twingo.
 
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In Erinnerung will ich gerne mal traurig sein, aber ich will wählen, wann ich traurig werde. Wer das kennt, der weiß, daß das ein sehr sehr feines, kaum wahrnehmbares Gefühl ist, das einfache Glück zu sein und "ich" sein zu dürfen, es also wahrnehmen zu können und noch besser: damit arbeiten zu können im Innen wie im Aussen. Schöpfer sein - das müsste ich werden, um das Alte nur noch in Erinnerung zu haben.

Trixi, es geht mir ähnlich wie Dir (bin auch Schmerzpatient). Das wäre auch mein Wunsch, aber ich spüre, dass ich den dahinterliegenden Gefühlen, die hinter dem Schmerz liegen, doch auch ein bisschen Raum geben muss, sonst geht nämlich mein Blutdruck hoch. Daran sehe ich, wann die Schmerzverdrängung in ungesunden Bahnen läuft. Mittlerweile sehe ich an meinem Blutdruck, was in mir abläuft, hat auch Vorteile, denn so kann ich bestimmte Methoden anwenden, um diesen zu senken und meinen Gefühlen ein Ventil zu geben, die ich sonst eher unter dem Deckel des Willens halten will.
 
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