Abschiede

FraHup

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Abschiede

Es herbstelt reichlich, der Regen klatscht kalt an mein Fenster.
Ich weiß nicht, wieviele - heute noch unvollendete - Abschiede ich noch finden werde, doch ich sehe noch kein Ende in der inneren Warteschlange. Kleine Projekte, die ich als Kind hatte, die ich nie betrauern durfte, weil ein Junge ja nicht weint und auch Kinder schon mit diesen Sprüchen wie »Es macht doch nichts.«, »Kannst Du doch immer wieder haben.« und ähnlichem Dummgeschwätz abgespeist werden. Vieles wollte nicht so sein, wie ich es mir als Kind vorgestellt habe: Im Gegensatz zu anderen Kindern wurde mein Geburtstag nie im Kindergarten oder der Schule gefeiert, weil er immer, wirklich immer, in den Ferien lag. Es waren auch nie besonders viele Kinder da, auch wenn wir selbst nie im Urlaub waren. Scheint ne Kleinigkeit, macht aber was.
Oder dass ich als Kind nie aufs Maul gefallen war und alles versuchte auszudrücken, verbal. Weder hatte ich jemals jemand gefunden, der meinem kindlichen Ausdruckdrang irgendeine Wertschätzung entgegenbrachte, nein, es war vielen sogar lästig und in der Schule wurde ich als Störenfried gebrandmarkt, weil ich ständig frug, erklärte und wissen wollte. Es war für mich nichts besonderes mehrere Lösungswege in Kindermathematik zu finden, aber für den Lehrer, der selbst nur einen Lösungsweg erinnerte, war ich lästig. Quirlige Lebendigkeit, Leichtigkeit und Wahlmöglichkeiten waren nicht erwünscht und wurden gebrandmarkt, totgestellt, abgewürgt, verhindert, ausgebremst. Nichteinmal eine Trauer konnte ich als Kind dazu finden. Ich kam mir vor, als lebte ich in ätzender Watte. Persönlicher Kontakt wurde verweigert, man hatte zu funtionieren, wie die bereits toten Erwachsenen es wollten, basta!
Als kleinem blonden freundlichen Jungen bleibt einem auch die für Mädchen zwar übliche, doch bei Jungs nicht ganz so häufige sexuelle Vergwaltigung durch abgedrehte geile Mannsbilder nicht erspart. Mit einem dadurch bis auf die Knochen verwirrten Kind, das ich danach war, wollte und konnte mal wieder niemand umgehen. Niemand verstand die Worte aus dem Kindermund, zu unangenehm wäre die Wahrheit gewesen, die man als Erwachsener hätte hören müssen. Es war ja nicht das einzige Mal, dass mir als Kind nichts, aber auch gar nichts geglaubt wurde - nein - ich kann nicht erinnern, dass man mir als Kind jemals, jemals etwas glaubte, tut mir leid, ich habe niemanden gefunden.
Das alles macht mich weinen. Macht mich traurig. Die Kapitelüberschriften stehen in der Warteschlange und die einzelnen Erlebnisse ebenso. Keines ist jemals betrauert, keines beweint, keines hat die liebende Fürsorge eines Abschiedes erlebt, nichts ist zu seinem natürlichen Ende gekommen, keine Wunde versorgt, geheilt, keine Behinderung anerkannt, kein Unvermögen benannt, und nirgendwo hatten das Entsetzen und die Panik Plätze, das alles, was in meinem kleinen Kinderkörper tobte und heute noch toben würde, wenn ich nicht wie alle Erwachsenen mich selbst zubetoniert hätte.
Nun habe ich den Beton abgekratzt. Ich hatte auf eine schöne Welt gehofft und doch gewußt, dass es Schmerz, Wahnsinn, Entsetzen, Schreck, Ekel und vieles andere war, das ich da in mir weggesperrt hatte, eingesargt, damit es mich als angepasster Bioroboter nicht im wiederholen der hirnlosen, herzlosen und leblosen Inhalte unserer Gesellschaft stört.
Ich war definitiv unbeliebt als Kind - wie jedes Kind!
Ich heile mit Weile und Eile.
Ich traure, mein Entsetzen heilt.
Ich weiß nicht, wohin mein Entsetzen heilt, was daraus wird.
Ich hatte mich völlig zurückgezogen, denn keine meiner - für mich menschlich normalen - Vorstellungen von einem Leben für eine glückliche, erfüllende Zukunft schien in irgendeiner Weise umsetzbar. Kinder in eine Welt zu setzen, in der sie - wortwörtlich bis zu heutigen Tag - zerstört, ermordet und vergewaltigt werden, weil lebendige, herzliche, selbstdenkende, unabhängige Menschen niemals gewollt wurden, nein, Kinder in eine solche Welt zu setzen, das wollte ich nicht. Wie gründlich wir waren, im Zerstören des natürlichen lebendigen Menschen, nun, das entsetzt mich bis auf den heutigen Tag. Das erste Mittel dagegen ist heilen. Heilung geschieht.
Dass etwas daraus wird, ist logisch.
Die Trauer ist zuende, wenn sie zuende sein wird.
Sie wird ausklingen.
Das ist natürlich.
Und logisch.
 
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In Würde das tragen, was geschehen oder nicht geschehen ist.
Das Hadern, Jammern und Wehklagen loslassen und abschneiden.
Aus Erfahrung klug werden führt schlußendlich zur Weisheit.
Niemand kann sagen, wie lange das dauert, doch meist gehts schnell.
Was nicht zusammen gehört trennt sich von alleine, wie Öl und Wasser.
Für alles gibt es einen Platz, auch wenn ich es nicht weiß, wo der ist.
Eine Zeit des Mangels, das Fehlen von ermöglicht die tiefere Wertschätzung.
So sind wir nicht geschlagen mit Dummheit, Fehlern und Hass, sondern
wissen aus Erfahrung um den Sinn der Liebe, der Weisheit und der Kraft.
Wir wissen darum, dass wir uns nur selbst verstehen können, doch genau
das können wir in jedem Menschen verstehen.
:)
 
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Ich verabschiede mich heute von Lügnern
und ihren eigenen Lügen, die mich tief verletzt haben,
mich runtergerissen haben, dass ich noch oder schon wieder eine Heilung bracuche.

So enttäuscht und entsetzt bin ich heute.

Ich trenne mich von Lügnern, Besserwisser, die nie wirklich das Ganze gesehen haben, nur ihre eigene kleine Welt erlebt haben.

Abschied und Trauer, zutiefst.

Ich heile mich in meiner eigenen Welt
Da, wo die Menschen sind, so wie ICH!

Da nur sie mich wirklich verstehen können.

Aus mit euren Spiel!!!
Und ihr wisst, wen ich meine!!

Eins möchte ich euch noch sagen:
so lange ihr so bleibt, wie ihr seid,
wird die Welt kein mm sich verändern.

Ich suche mir jetzt schon wieder eine Heilung
und weine, weine, weine.

Sagt nicht, ich habe mir das selbst angetan.
Ich wollte nur helfen, wo ich schon selbst geheilt wurde.

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Anonymous: wir vergeben alles, aber vergessen nie!
 
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