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Abraxas462
Guest
Hallo Abraxas,
....wem sagt Du das!!! Ist aber vielleicht auch ein Motor zum Austieg...
Dieser Satz hat mich neugierig gemacht. Magt Du dazu etwas mehr schreiben? Was ist heute "in gewisser Weise perfekt" in Deinem Leben? Klingt doch erst mal wie ein Widerspruch.
Hallo wonder
Es liest sich vielleicht wie ein Widerspruch, ist aber keiner.
Teile ich den Satz mal auf:
1) Mein Leben ist in gewisser Weise perfekt
2) ohne dabei selbst noch allzu perfektionistisch sein zu müssen
zu 2) Damit habe ich die negative Seite des Perfektionismus angesprochen. Der Perfektionismus hat ja auch seine guten Seiten. Immerhin hat der "Drang", immer mein Bestes geben zu wollen, dazu geführt, daß ich früher während meiner Schulzeit meist gute Noten hatte. Auch im Beruf wurde ich (anfangs) für meine gewissenhafte, präzise und qualitativ hochwertige Arbeitsweise gelobt.
Die negative Seite des Perfektionismus ist halt die krankhafte Angst, Fehler zu machen und zu versagen und sich deswegen der Kritik von übergeordneten Autoritäten (z.B. Chef, Vorgesetzter, Schullehrer) aussetzen zu müssen! Wer läßt sich schon gerne kritisieren? Diese Angst vor Kritik verstärkt dann noch das Verlangen nach Perfektion und kann zu einer regelrechten "Besessenheit" ausarten. Bloß keine Fehler machen! Noch viel vorsichtiger, gewissenhafter und präziser arbeiten!
Und dann ändern sich die Zeiten: Plötzlich ist eher Quantität als Qualität gefragt. Doch wie soll das funktionieren? Bei gleicher Arbeitszeit und gleichen Arbeitsbedingungen soll auf einmal mehr geleistet werden? Das kann doch nur auf Kosten der Qualität gehen! Und Qualitätseinbußen können für einen Perfektionisten nur eines bedeuten ----> Streß!!!
Schließlich kommt man jetzt in einen Gewissenskonflikt mit seinen innersten Überzeugungen: Auf der einen Seite der eigene Anspruch an sich selbst, qualitativ immer sein Bestes geben zu wollen und auf der anderen Seite der Umstand, durch den Zeitdruck bedingt nicht mehr sein qualitativ Bestes geben zu können.
zu 1) Wie ich schon erwähnte, wurde meinem Perfektionismus (zuletzt) die Anerkennung verweigert. Ich fühlte mich auf meiner Arbeitsstelle nicht mehr wohl. Ich war unzufrieden, unglücklich. Und ich war mir der Streßsituation durchaus bewußt, in der ich mich befand. Dennoch habe ich mich noch einige Jahre weiter so "durchgeschleppt". Bis das Schicksal dann zuschlug, und mir innerhalb von 3 Jahren meine beiden liebsten Menschen nahm. Dadurch bedingt hatte sich schlagartig etwas in mir verändert, gewandelt. Viele Dinge hatten plötzlich ihre Bedeutung für mich verloren bzw. einen anderen Sinn bekommen. Alle Problemchen (inclusive meines Perfektionismus) erschienen mir auf einmal geradezu lächerlich. Meine Arbeitsstelle hatte ich dann aufgegeben. Ich muß allerdings auch eingestehen, daß meine wirtschafliche Situation es mir erlaubt, nicht mehr unbedingt einer Arbeit nachgehen zu müssen. Dennoch habe ich eine andere Arbeit angenommen, die ich jetzt bequem und streßfrei von zu Hause erledigen kann.
Der "spirituelle" Weg, auf dem ich mich seit vielen Jahren befinde, hat sein Übriges dazu beigetragen, mir gewisse Erkenntnisse und Einsichten zu vermitteln. Kurzum: Meine Einstellung zum Leben hat sich verändert. Und zwar so, daß ich sagen kann, daß mein Leben jetzt in gewisser Weise perfekt ist. (Wobei die Betonung auf "in gewisser Weise" liegt.)
PS: Ich dürfte das hier eigentlich gar nicht, weil mein "Seelenstriptease" dann bis in die Kindheit reicht, aber Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie erleichert und glücklich ich bin, dass Du das hier geschrieben hast.
Die Vorstellung, dass ich in jemandes Augen einen "Fehler" gemacht, etwas "kritikwürdiges" anderen Menschen gegenüber getan hab, macht mich echt fertig. Als ich Deinen 1. Beitrag gelesen hab, hatte ich Angst "Jetzt hat mich keiner im Forum mehr lieb". (albern gemessen an der Realität, aber total real in meinem gefühlsmäßigen Erleben)
Meine Angst fühlt sich fast wie Vernichtung an, ein bißchen wie Sterben müssen. Nur weil ich das Gefühl hatte, jemand könnte "böse" auf mich sein.
Vielleicht bin ich auch deshalb Perfektionistin, weil etwas "falsch machen" bzw. andere unabsichtlich enttäuschen oder verletzen, sich für mich wie Sterben müssen anfühlt.
Ich kann dich sehr gut verstehen und deine Gefühle nachempfinden!
Liebe Grüße
Abraxas
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