Abschied vom Perfektionismus - Landen in der Leere!

Dein Perfektionismus muß dich ja wirklich sehr "belasten", wenn du für dein "Grundproblem" extra einen 2. Thread eröffnest, der sich mit dieser Thematik befaßt.

Waren dir die von den Forenmitgliedern in deinem 1. Thread gegebenen Antworten und erteilten Ratschläge nicht "perfekt" genug?

Hallo Abraxas,

ja, mein Perfektionismus belastet mich sehr, aber ich habe diesen Theard auch eröffnet, damit auch andere hier schreiben können, denen es vielleicht ähnlich geht. Vielleicht eröffne ich auch noch einen Thread zu den Gefühlen Langeweile, Leere, Einsamkeit und Traurigkeit, also zu den Gefühlen, die sich meiner Meinung nach hinter meinem Perfektionismus verbergen.
Wahrscheinlich spielst Du in Deiner Anwort auf den "Schattenseiten" Thread an, oder? Die Spitze ist angekommen, hat weh getan und mich noch lange beschäftigt. Ich habe gelernt, wenn mich etwas sehr beschäftigt, ist was dran an der Sache, ob ich es wahrhaben will oder nicht.
Ich würde es nur ein bißchen anders formulieren als Du. Im "Schattenseitenthread" bin ich sehr allgemein auf meine "negativen Seiten/Gefühle" eingegangen. Es wäre mein Wunsch, den einzelnen Gefühlen nochmal einen Extrathread zu widmen, um ihnen "differenzierter" bzw. "tiefer" (typisch Perfektionistin*grins*) auf den Grund gehen zu können.
Dieser Wunsch, meine Gefühle in einzelnen Threads "tiefer" beleuchten zu können, ist zunächst ganz unabhängig von den Antworten. Ich würde mir natürlich wünschen, dass viele die einzelnen Threads lesen (es liest ja eh nicht jeder alle, deshalb darf, finde ich, auch mal was doppelt sein - es besteht ja auch kein Lesezwang!) Das mein Perfektionismus Thread und damit vielleicht auch andere Threads von mir, auch so ankommen können, wie Du es schreibst, hat mich total erschreckt! Es hat mir aber auch verdeutlicht, dass mir oft nicht bewußt ist, wie mein Verhalten bei anderen ankommt/ankommen kann! Deshalb nochmal vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich möchte jedoch auch noch mal klar stellen, dass es absolut nicht meine Absicht war, die Beiträge im "Schattenseiten" Thread abzuwerten. Im Gegenteil: ich freu mich über jeden Beitrag und hoffe, dass einige aus meinen Threads auch etwas für sich selbst mitnehmen können.

Liebe Grüße
wonder
 
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schau mal nicht nach links und rechts um dich zu vergleichen, sondern schaue nach innen: was ist es, was mich zufriedenstellt? ich wette, da kommen ganz neue dinge ans tageslicht, die dich nun schmunzeln lassen, nicht wahr? tja, woher weiss ich das? weil ich vorgab, der größte perfektionist unter der sonne zu sein *lach. das unglück wohnt praktisch nicht in dir, sondern nur in dem fehler dich zu vergleichen.

Das ist auch ein interessanter Aspekt. Man kann ihn auch übertragen auf das "eigene Tempo": Was möchte ich schaffen und bewirken, was davon fühlt sich gut an in meinem eigenen Tempo, unter meinen Füßen?
Jeder lebt und ist in seinem, manche entwickeln sich in anderen Bereichen als du wahrnimmst dafür "langsamer" oder "schneller". Niemand kann etwas daran ändern oder mit dem "Tempo" des anderen überhaupt etwas zu tun haben. Und in seinem eigenen Tempo kann einen niemand schubsen oder vormachen, wie es richtiger geht. :) Für mich sagt es nur, was sich innerhalb eines Zeitraumes wie verändert und dabei innerlich-äußerlich im Einklang ist.

Perfektionismus ist auch irgendwo der Antrieb, all-umfassend zu sein. Man dehnt sich dabei unglaublich weit aus. (Vielleicht wird man als Perfektionist sogar schneller dick?) Man beobachtet von einer hohen, überblickenden Pespektive ausgiebig und nimmt viel synchron wahr. Aber das muss man dann - speziell in seiner Arbeit - erst mal wieder in "kleinere Mittel/Medien" übersetzen können. Das Quetschen ist das Mühsame daran. Und sich am Beobachten hindern, an seiner Perspektive, seinem Tempo zu hindern, geht auch nicht, denn man ist wie man ist.
Deshalb: Ja, ich bin mehr als perfekt. Ich bin so perfekt, dass es kein Ende nimmt. Deshalb ist es auch schon wieder wurscht, wenn ich den Perfektionismus nicht wegkriege oder etwas weglasse. Und nehme mir lieber mal folgendes Wort vor: Gründlichkeit.
Mir hat geholfen, dieses für "Perfektionismus" einzusetzen. Gründlichkeit erweitert, bereichert, findet, verbindet. Wenn man dabei nicht zwanghaft nach dem Letzten "sucht", stört einen auch nicht, dass gar kein Boden, kein Ende da ist. Man hört einfach auf, wenn man keine Lust mehr hat.

In der Gründlichkeit kann ich viel leichter und schneller entscheiden, wie tief ich tauche, wie hoch ich fliege, wie weit ich mich ausdehne und: wie komplex und langwierig deshalb die "Übersetzung" des Wahrgenommenen für die anderen/meinen Arbeitgeber/meinen Mitmenschen sein muss. Das Übersetzen sagt: Ich bin nicht zu groß für die Welt, sondern die Welt ist genauso groß wie ich. Denn ich kann innerlich nur das sein, was ich auch außen bin. Andere erkennen das schnell und entlarven es, indem sie nicht verstehen, was ich z.B. sage oder tue. Sie entlarven meine inneren Luftblasen, meine Blähungen.

Die Frage, wie lange diese Übersetzung meiner Gründlichkeit also dauert und wieviel Spaß mir das machen würde, fokussiert sehr gut. Wenn sich die Welt noch nicht groß genug für mich anfühlt, dann eben rumdrehen:
Ich bin zu groß für die Welt, aber die Welt ist noch viel größer als ich.
Also mal die Übersättigung an Endlosigkeit im Universum vergegenwärtigen. Es hört nicht auf ... Da, die kleinen grumpeligen oder deformierten Planeten! Und da hinten noch mehr, und dahinter auch wieder und überhaupt sowieso Millionen! Oh je, die kann ich nicht überblicken, ich bin unwichtig, also spielt es keine Rolle, ob ich jetzt da auch noch hingehe und wahrnehme oder nicht. :)

Also: Hier und Jetzt. Vor mir ist jetzt ein Brocken. Daneben liegt meine Kinokarte. Bis der Film anfängt, schaffe ich genau den einen Brocken, also reicht der. Und sollte ich länger verweilen, weil es mir Spaß macht, ist es Meditation. Punkt.
Es ist ja auch schon jeder kleinste Mikro-Brocken wieder ein Makro-Brocken. Man kann daher gar nichts vergessen oder weglassen oder verlieren. Man kann nicht gar unperfekt sein. ;)
 
ich freu mich über jeden Beitrag und hoffe, dass einige aus meinen Threads auch etwas für sich selbst mitnehmen können. [/B]

Und ich freu mich sehr, dass du diesen Thread eröffnet hast. Es ist das erste Mal, dass ich hier in deinen und den anderen Beiträgen mich in so vielen Aspekten wiedererkenne bzw. dass es so vielfältige Gedanken zu diesem Thema gibt. Es ist, wie eigentlich alles, nichts nur schwarz oder weiss.

Schön, wenn du wirklich weitere Threads über Leere, Langeweile, Einsamkeit und Traurigkeit startest. Ich könnte ergänzend dazu einen Angst-Thread einstellen, denn die Angst gehört meiner Meinung nach in diesen Reigen.

Mir ist noch eine eigentlich naheliegende Eigenschaft in Bezug auf Perfektionismus eingefallen: EHRGEIZ.
Er hat die Wirkung eines Katalysators, der beflügelt.
Aber ... der negativ besetzte Perfektionismus ist dann das Ergebnis von "krankhaftem Ehrgeiz"? :confused: Musste ich mir auch schon anhören.

LG
Daisy
 
Zitat Trixi Maus
Erst wenn ich innerlich weiß, daß Ich selber gut genug bin, der behördliche Partner gut genug ist und auch das System, in dem ich arbeite, gut genug ist um Gutes für Dritte zu tun, ist der Fall doch meist geritzt. Ich muß wissen: "es geht". Dann geht es....

schön, wenn es so wäre.... Aber in unserem gesellschaftlichen System fallen leider viele Menschen durch die Maschen (zB. arbeitslose, kinderreiche, alte und behinderte Menschen). Der Sachbearbeiter, mit seinen engen Gesetzes-Vorschriften, und der Sozialarbeiter (*ich*) müssen uns dann verrenken, um die Fehler im gesellschaftlichen System, für den Einzelnen (ein Sachbearbeiter hat es ja auch immer noch mit einer Masse an Einzelnen zu tun!) möglichst gut abzufedern.
An sich schon ein Ding der Unmöglichkeit, egal wie "perfekt" der Sachbearbeiter und ich sind. Es wird uns aber vorgegaukelt (zB. von der Politik) wir könnten es schaffen...Jeder, der in unserem System Hilfe braucht, bekommt sie angeblich auch. Also sind der Sachbearbeiter und ich einfach (noch) nicht perfekt genug...
Schön für das gesellschaftliche System das es Perfektionisten gibt.....

Die Frage ist: darf ich mich trauen einfach so, ohne die Vorbereitung einer sprachlichen Überzeugungskampagne, die ich stundenlang mir im Geist als Wortschlange gestresst erarbeite, zu meinem Gesprächspartner zu gehen? Darf ich ihm meine Gedanken ungefiltert mitteilen, die ich um meinen Klienten habe? ...

Um in unserem System etwas für Menschen zu erreichen, mußt Du ihre Bedürfnislage in Gesetzesvorschriften übersetzen: Jemand hat kein Geld mehr, seine Familie zu ernähren. Da sagt der Sachbearbeiter "Traurig. Mein Mitgefühl". Erst, wenn Du die Gesetzesvorschrift für die Bedürfnislage dieser Familie findest, gibt es evt. Geld (nachdem die Einkommmenverhältnisse naher Verwandter überprüft wurden). Der Sachbearbeiter kann dabei meist nur wenig helfen (oft wird er danach bewertet, dass er nicht zu "grroßzügig" ist). All das macht es anstrengend und für beide Seiten kaum möglich, "frei" und "ungefiltert" zu sprechen....

Oder muß ich den Herrn auf der anderen Seite des Schreibtisches von etwas überzeugen? Habe ich überhaupt schon mal in der Praxis überprüft, ob diese ganze gedankliche Vorbereitung überhaupt nötig ist?? Wo ist der Anlaß dafür, daß ich gedanklich mein Leben vorab durchspielen muß, ganz allgemein??

Ich bin nicht nur Perfektionistin, sondern auch ein Kontrolletti-Typ. Habe ziemliche Angst, dass wenn ich die Kontrolle (über mein Leben) verliere eine (nicht mehr in den Griff zu bekommende) Katrastrophe passiert.

Liebe Grüße
wonder

PS: An Trixi Maus: Du scheinst für Dich eine Möglichkeit gefunden zu haben, aus diesem zerstörerischen System auszusteigen (wenn ich Dich richtig verstanden habe). Darf ich fragen, womit Du Deinen Lebensunterhalt sicherst???
 
Perfektionismus ist auch irgendwo der Antrieb, all-umfassend zu sein. Man dehnt sich dabei unglaublich weit aus.....Man beobachtet von einer hohen, überblickenden Pespektive ausgiebig und nimmt viel synchron wahr. Aber das muss man dann - speziell in seiner Arbeit - erst mal wieder in "kleinere Mittel/Medien" übersetzen können.

Genau dabei werd ich manchmal fast wahnsinnig. Dieses "wie krieg ich die ( ach ja so komplexen *schmunzel*) Brocken klein?!" In meiner Psychoanalyse konnte ich manchmal gar nichts sagen, weil ich das komplexe Gewirr aus Gefühlen und Gedanken in meinem Kopf nicht in Worte gefasst bekam. Oder meine Diplomarbeit: Ich glaub, für manchen Satz hab ich ne halbe Stunde gebraucht, bis er die Komplexität widergespiegelt hat, die ich empfand und ausdrücken wollte. Ach herr je, ich muss noch 2 Hilfepläne schreiben. Manchmal weiß ich angesichts der Komplexität menschlicher Lebensverhältnisse gar nicht, wo ich mit dem Beschreiben anfangen soll. Dann sitz ich da vor dem weißen Blatt...
Oh heilige Komplexität, wie kann es denn seien, dass Dich nicht alle sehen??:ironie:
Denn ich kann innerlich nur das sein, was ich auch außen bin. Andere erkennen das schnell und entlarven es, indem sie nicht verstehen, was ich z.B. sage oder tue. Sie entlarven meine inneren Luftblasen, meine Blähungen.
Ja, manchmal sind meine komplexen Höhenflüge für andere nicht mehr als ein "Pups", um den ich viel Wind gemacht hab. Mit etwas Abstand zu meinen "Ergüssen" kann ich die Anderen immer öfter verstehen.
Scheinbar besteht noch Hoffnung für mich.
Über mich selbst lachen können:weihna1 , hilft mir inzwischen sehr, wenn ich mal wieder zu hoch geflogen bin.

Liebe Grüße
wonder

PS: Beide Zitate dankend entnommen aus dem Beitrag von Lionez
 
Hallo Abraxas,

ja, mein Perfektionismus belastet mich sehr, aber ich habe diesen Theard auch eröffnet, damit auch andere hier schreiben können, denen es vielleicht ähnlich geht. Vielleicht eröffne ich auch noch einen Thread zu den Gefühlen Langeweile, Leere, Einsamkeit und Traurigkeit, also zu den Gefühlen, die sich meiner Meinung nach hinter meinem Perfektionismus verbergen.
Wahrscheinlich spielst Du in Deiner Anwort auf den "Schattenseiten" Thread an, oder? Die Spitze ist angekommen, hat weh getan und mich noch lange beschäftigt. Ich habe gelernt, wenn mich etwas sehr beschäftigt, ist was dran an der Sache, ob ich es wahrhaben will oder nicht.
Ich würde es nur ein bißchen anders formulieren als Du. Im "Schattenseitenthread" bin ich sehr allgemein auf meine "negativen Seiten/Gefühle" eingegangen. Es wäre mein Wunsch, den einzelnen Gefühlen nochmal einen Extrathread zu widmen, um ihnen "differenzierter" bzw. "tiefer" (typisch Perfektionistin*grins*) auf den Grund gehen zu können.
Dieser Wunsch, meine Gefühle in einzelnen Threads "tiefer" beleuchten zu können, ist zunächst ganz unabhängig von den Antworten. Ich würde mir natürlich wünschen, dass viele die einzelnen Threads lesen (es liest ja eh nicht jeder alle, deshalb darf, finde ich, auch mal was doppelt sein - es besteht ja auch kein Lesezwang!) Das mein Perfektionismus Thread und damit vielleicht auch andere Threads von mir, auch so ankommen können, wie Du es schreibst, hat mich total erschreckt! Es hat mir aber auch verdeutlicht, dass mir oft nicht bewußt ist, wie mein Verhalten bei anderen ankommt/ankommen kann! Deshalb nochmal vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich möchte jedoch auch noch mal klar stellen, dass es absolut nicht meine Absicht war, die Beiträge im "Schattenseiten" Thread abzuwerten. Im Gegenteil: ich freu mich über jeden Beitrag und hoffe, dass einige aus meinen Threads auch etwas für sich selbst mitnehmen können.

Liebe Grüße
wonder



Hallo wonder,

ich danke dir für deine klarstellenden Worte. :)

Ich wollte dich natürlich nicht erschrecken, sondern dir lediglich dabei behilflich sein, deinen Fokus auf eine bestimmte Sache zu lenken. Deine Antwort zeigt mir, daß mir dies offenbar gelungen ist. Mehr wollte ich mit meinem Beitrag in diesem Thread auch nicht erreichen.

Mein eigener (übertriebener) Hang zur Perfektion hat mir früher schon einige leidvolle Erfahrungen beschert. Deshalb habe ich auch solchen Anteil an "deinem Problem" genommen, weil ich da gewisse Parallelen zu mir selbst gesehen habe. Ich habe aber letztendlich für mich selbst erkennen müssen, daß Perfektion nicht den Stellenwert für "andere" hat, wie er ihn für mich persönlich hatte. Auch erhielt ich nicht die "Anerkennung" von "anderen", die mein Perfektionismus (meiner Meinung und meiner Erwartung nach) eigentlich verdient gehabt hätte. Ich habe aus meinen Erfahrungen meine Lehren und meine Konsequenzen gezogen. Heute ist mein Leben in gewisser Weise perfekt, ohne daß ich selbst dabei noch allzu perfektionistisch sein muß.


Liebe Grüße :liebe1:
Abraxas

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Hallo Abraxas,

Ich habe aber letztendlich für mich selbst erkennen müssen, daß Perfektion nicht den Stellenwert für "andere" hat, wie er ihn für mich persönlich hatte. Auch erhielt ich nicht die "Anerkennung" von "anderen", die mein Perfektionismus (meiner Meinung und meiner Erwartung nach) eigentlich verdient gehabt hätte.

....wem sagt Du das!!! Ist aber vielleicht auch ein Motor zum Austieg...
Heute ist mein Leben in gewisser Weise perfekt, ohne daß ich selbst dabei noch allzu perfektionistisch sein muß.

Dieser Satz hat mich neugierig gemacht. Magt Du dazu etwas mehr schreiben? Was ist heute "in gewisser Weise perfekt" in Deinem Leben? Klingt doch erst mal wie ein Widerspruch.

Viele liebe Grüße
wonder

PS: Ich dürfte das hier eigentlich gar nicht, weil mein "Seelenstriptease" dann bis in die Kindheit reicht, aber Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie erleichert und glücklich ich bin, dass Du das hier geschrieben hast.
Die Vorstellung, dass ich in jemandes Augen einen "Fehler" gemacht, etwas "kritikwürdiges" anderen Menschen gegenüber getan hab, macht mich echt fertig. Als ich Deinen 1. Beitrag gelesen hab, hatte ich Angst "Jetzt hat mich keiner im Forum mehr lieb". (albern gemessen an der Realität, aber total real in meinem gefühlsmäßigen Erleben)
Meine Angst fühlt sich fast wie Vernichtung an, ein bißchen wie Sterben müssen. Nur weil ich das Gefühl hatte, jemand könnte "böse" auf mich sein.

Vielleicht bin ich auch deshalb Perfektionistin, weil etwas "falsch machen" bzw. andere unabsichtlich enttäuschen oder verletzen, sich für mich wie Sterben müssen anfühlt.
 
Vielleicht bin ich auch deshalb Perfektionistin, weil etwas "falsch machen" bzw. andere unabsichtlich enttäuschen oder verletzen, sich für mich wie Sterben müssen anfühlt.

Ist es genau das, was dich treibt, wonder?

Als du sehr, sehr klein warst, warst du darauf angewiesen, dass man dich mag, damit du überleben kannst. Es war also sehr wichtig. Dieses Muster ist jetzt allerdings soooo alt, dass es nicht mehr bewusst ist, es steckt dir sozusagen in Fleisch und Blut. Es wieder an die Oberfläche zu holen, kann ein echter Segen sein, um erkennen zu können, dass es heute nicht mehr angemessen ist.

Erlaube dir doch einfach einmal in einer "ungefährlichen" Umgebung, jemanden eventuell zu enttäuschen oder etwas zu tun oder zu sagen, wovon du meinst, dass es jemanden enttäuscht oder verletzt. Und dann schaue dir die Reaktion an. Es könnte sein, dass du sehr verblüfft über diese bist.

Alles Liebe
Rita
 
TrixiMaus
Oder muß ich den Herrn auf der anderen Seite des Schreibtisches von etwas überzeugen? Habe ich überhaupt schon mal in der Praxis überprüft, ob diese ganze gedankliche Vorbereitung überhaupt nötig ist??

Das würde ich nicht aus der Warte des Perfektionismus sehen, sondern eher ganz pragmatisch: Ja, oft bedarf es der Überzeugungsarbeit. Auch, um Argumente zu entkräften.
Wenn man gedanklich gut vorbereitet ist, dann wird man automatisch sicherer, was wiederum überzeugend wirkt ...


wonder
Habe ziemliche Angst, dass wenn ich die Kontrolle (über mein Leben) verliere eine (nicht mehr in den Griff zu bekommende) Katrastrophe passiert.

Das ist eine ziemlich diffuse Angst. Hast du schon mal versucht, sie in aller Konsequenz zu Ende zu denken? Was würde passieren, wenn du was genau nicht mehr kontrollieren könntest?
 
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Zitat Trixi Maus

schön, wenn es so wäre....

Aber in unserem gesellschaftlichen System fallen leider viele Menschen durch die Maschen (zB. arbeitslose, kinderreiche, alte und behinderte Menschen). Der Sachbearbeiter, mit seinen engen Gesetzes-Vorschriften, und der Sozialarbeiter (*ich*) müssen uns dann verrenken, um die Fehler im gesellschaftlichen System, für den Einzelnen (ein Sachbearbeiter hat es ja auch immer noch mit einer Masse an Einzelnen zu tun!) möglichst gut abzufedern.
An sich schon ein Ding der Unmöglichkeit, egal wie "perfekt" der Sachbearbeiter und ich sind. Es wird uns aber vorgegaukelt (zB. von der Politik) wir könnten es schaffen...Jeder, der in unserem System Hilfe braucht, bekommt sie angeblich auch. Also sind der Sachbearbeiter und ich einfach (noch) nicht perfekt genug...
Schön für das gesellschaftliche System das es Perfektionisten gibt.....
naja, ohne sich aufzureiben kann man diese Dinge doch vielleicht auch erledigen?

wonder schrieb:
Um in unserem System etwas für Menschen zu erreichen, mußt Du ihre Bedürfnislage in Gesetzesvorschriften übersetzen: Jemand hat kein Geld mehr, seine Familie zu ernähren. Da sagt der Sachbearbeiter "Traurig. Mein Mitgefühl". Erst, wenn Du die Gesetzesvorschrift für die Bedürfnislage dieser Familie findest, gibt es evt. Geld (nachdem die Einkommmenverhältnisse naher Verwandter überprüft wurden). Der Sachbearbeiter kann dabei meist nur wenig helfen (oft wird er danach bewertet, dass er nicht zu "grroßzügig" ist). All das macht es anstrengend und für beide Seiten kaum möglich, "frei" und "ungefiltert" zu sprechen....
das verstehe ich nicht so ganz, was hat das Eine mit dem anderen zu tun? Wie ich spreche, frei oder unfrei, das entscheidet man doch selber und nicht das System, in dem man steckt.

wonder schrieb:
Ich bin nicht nur Perfektionistin, sondern auch ein Kontrolletti-Typ. Habe ziemliche Angst, dass wenn ich die Kontrolle (über mein Leben) verliere eine (nicht mehr in den Griff zu bekommende) Katrastrophe passiert.

Liebe Grüße
wonder

PS: An Trixi Maus: Du scheinst für Dich eine Möglichkeit gefunden zu haben, aus diesem zerstörerischen System auszusteigen (wenn ich Dich richtig verstanden habe). Darf ich fragen, womit Du Deinen Lebensunterhalt sicherst???
mhm, ich arbeite a bisserl als Lehrer für Pflegewissenschaft und Pflegedokumentation und mache ansonsten Projekt-Design für den Gesundheitssektor, Ressourcenmanagement und so etwas. Ich gründe demnächst ein Institut- da bin ich dann mal gespannt, denn da machen wir dann mal ganz andere Sachen, als ich sie bisher gemacht habe. Da werde ich z.b. zum Studienschreiber und -durchführer, aber auch zum Gerätebauer und Spielemacher. Und Büchermacher nicht zu vergessen.
Was für mich einfach wichtig ist das ist, daß ich Spaß an meiner Arbeit habe und daß ich nicht Arbeit für andere Leute in ihren schizo-Systemen mache. Und daß ich mit Menschen zusammenarbeite, die ich ich kenne und mit denen ich einen Teil meiner Lebenszeit verbringe und nicht mit Kollegen, mit denen ich wegen irgendeiner dusseligen, nicht-selbst-gewählten Arbeit zusammenkomme.

Wenn man mal auf die Suche geht nach der wahren ureigenen Beschäftigung, innerlich, und dieses innere Potential mal entwickelt, dann kommt man über kurz oder lang auch im Aussen an Menschen vorbei, die so ganz anders sind als die Flachköppe, denen ich z.b. früher immer auf der Arbeit als Leitungsangestellter vor der Nase hatte. Lauter Leute, die nervlich davon überzeugt waren nicht das zu können,was sie machen sollen. Warum? Wenn Du mich fragst, weil sie nie mal selber ausgewählt haben, wo sie eigentlich ihre Lebens- und Arbeitszeit verbringen wollen und womit sie sich eigentlich beschäftigen wollen. Das hatte ich damals auch noch nicht, daher hatte ich auch ein insuffizientes Arbeitsumfeld. Heute schaffe ich mir das selbst- da bin ich dann letztlich selber schuld, wenn was nicht klappt und damit kann ich gut leben. Denn "Sicherung"-- die gibt es sowieso nicht im Leben, nie, das ist ein Illusion. Leben hat mit Sich-Trauen und Mut zu tun, wenigstens in mir, weil ich ein ängstlicher Typ bin. Und dann geht auch alles was man will, man muß nur vielleicht mal ins kalte Wasser springen. Auch wenn man tausenderlei Ausreden parat hat, warum das jetzt gerade nicht geht. Aber es geht immer, andere machen es ja auch und überleben das auch, also.

Weiter im Kranken hantieren oder mal was Eigenes, Gesundes machen. Da ist doch was Innendrin, das sich verwirklichen möchte, bei jedem. Nur keiner macht das heute mehr, was sein wahres Potential ist, das ist schade. Es wird uns aber auch schon in der Schule abgewöhnt, unser Potential zu entwickeln, damit wir dann später auf diese schizo-Arbeitsplätze passen, solange bis wir nervliche Wracks sind, einen Burn-Out haben und ersetzt werden.

aaach,es läuft alles ganz anders als man das so denkt. Weil man gar nicht selber denkt, sondern immer nur gegen Mauern denkt und sich rechtfertigt dafür, daß man sich selber und auch sonst nichts bewegt außer einem Hamsterrädchen. Aber das ist immer noch eine eigene Entscheidung. Man ist ersetzbar, jederzeit. Es ist in keiner Weise notwendig, eine Arbeit zu machen, die einem nicht liegt, sobald man weiß, was man gerne selber machen möchte.

uiuiui, hartes Broccoli...
 
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