Lieber Reinhard,
ich habe mich nun einige Tage zurück gehalten, um zu schauen, wie es sich hier entwickelt und ich möchte speziell auf deinen Beitrag noch antworten.
Lieber A.,
Vorweg : ich finde Deine Ausführungen SEHR informativ und wichtig.
Danke. Die Frage ist, wieso sie wichtig sind und was sich da in Bezug auf meine Voraussagen bzgl. der Behandlung der Helfenwollenden evtl. bestätigt hat.
1. Was ich nicht verstehe ist, warum Du Dich gerade bei Arielle und ihrem Thema SO heftig engagierst. Warum und für wen wirfst Du Dich mit solcher Vehemenz ins Zeug ? Ist das nur der "missachtete Vater" ? Wurde da bei Dir ein wunder Punkt berührt ? (Das sind jetzt ehrliche Fragen !!! - keine Behauptungen.) Beginnt da nicht plötzlich eine Rivalität : Wer ist der bessere Therapeut ? Wir sind doch alle nicht Arielle's TherapeutInnen ?!
Nein, Reinhard, ich werfe mich gar nicht ins Zeug - zumindest nicht für Arielle oder gar ihren Vater. Sie bietet allerdings eine Gelegenheit, hier eine neue Perspektive ihrer Geschichte aufzuzeigen. Da diese aber mehrheitlich nicht gewollt wird, sondern m.E. lediglich die üblichen Therapeutenspielchen, muss ich sie hier nicht weiter ausbreiten.
Die von dir bemerkte Vehemenz ergibt sich lediglich aus dem Hineinspüren in ihr System. Sie ist der in ihrer Familie ähnlich. Mehr nicht. Ich habe mich nur auf das System eingestellt. Wahrscheinlich sogar zu wenig.
Ich habe da viel weniger eigene Aktien drin, als du vermutest, Reinhard. Sonst hätte ich wahrscheinlich auch gleich wieder geschrieben und etwas zu Arielles Beitrag an mich gesagt. Ich habe mich aber lieber in die Mitte zurück gezogen und geschaut, was hier angemessen ist. Und das war dann: mich erst mal raus halten und nun dir antworten.
Das mit der "Rivalität" werde ich noch mal nachspüren in mir. Danke für den Hinweis. Und: als Therapeut zudem von Arielle sehe ich mich ganz und gar nicht.
2. Ist das nicht auch anmaßend, sich mit dem Vater zu verbünden ? Hat er das notwendig ? Schwächst Du ihn nicht dadurch, indem Du ihn zu jemanden machst, der Hilfe und Verbündete braucht ?
Nein. Der Vater hat das nicht notwendig, dass ich mich mit ihm "verbünde". Es ging gar nicht um ihn. Es ging um die Möglichkeiten, die ich evtl. Arielle hätte eröffnen können. Und da sie gefragt hat, nahm ich an, dass sie einen Anstoß wollte - was sich ja nun als irrig erwiesen hat. Insofern ist vielleicht das "Verbünden" eine schlechte Formulierung.
Aber wer einem helfen will, der einen anderen im System ausgeschließt oder verteufelt, der tut gut daran, sich derart zu "verbünden", damit eine neue Sicht möglich wird. Wer mit verteufelt - das ist eine ganz praktische Erfahrung - kann nicht mehr helfen oder Anstöße geben. Er ist gefangen im Netz, das auch den Fragenden umgibt.
Ich empfehle dir diesbezüglich die erhellende Lektüre von "Ordnungen des Helfens".
Nämlich : ich erlebe Dich gerade NICHT klar, sondern sehr emotionell aufgewühlt.
Das lass ich mit Blick auf meine o.g. Erklärung zur Vehemenz mal dahin gestellt.
Was ich wie Du sehe (und da wende ich mich an Arielle, da es in diesem Fall unhöflich wäre, sozusagen neben ihr über sie zu sprechen) : Ja, ich spüre wie A. in Deinen Worten viel Gefühl und Liebe zu Deinem Vater. Es ist analog zu einer Grundregel in der Paartherapie : solange gestritten wird, ist noch Liebe da.
NA ja. Wer streitet erhält die Bindung in blinder Liebe aufrecht, "ja" soweit.
Solange Kinder ihren Eltern Vorwürfe machen, kämpfen sie noch um Liebe.
Nein, ich habe die Erfahrung gemacht, es ist wie so oft umgekehrt,w ie dargestellt. Das ist eine m.E. hinderliche Annahme,d ass Kinder LIebe haben wollten von den Eltern. Viel mehr ist es genau anders: sie HABEN eine unendliche (und mitunter bis in den eigenen Tod reichende) Liebe für die Eltern. Kinder lieben aktiv! Sie sind Liebes
subjekte!
3. Bist Du sicher, dass zwischen Kind und Eltern IMMER Liebe da ist ? Was macht Dich da so sicher ? (Ist ebenfalls eine Frage !) Ich persönlich habe da einen viel zu kleinen Einblick, um da eine "allgemeingültige" Aussage zu treffen zu können.
Ich bin da sagen wir mal sehr sicher. Ich habe es noc nie anders erlebt, wenn ich in den Hintergrund geschaut habe. Nun darf man sich das nciht so vorstellen, dass diese Liebe etwas mit "liebhaben" und liebevollen Gefühlen zu tun haben muss und dass es bewusst wäre. Eher ist es zunächst (meistens blinde) Bindungsliebe.
Aufgabe des Aufstellen ist es daher m.E., eben diese Liebe ans Licht zu bringen. Aber nicht jeder ist bereit dazu. Man kann das an der Reaktion auf die von mir vorgeschlagene Übung sehen.
Was hier der Hintergrund meiner Erfahrung ist, kann und will ich hier nicht en Detail ausbreiten. Aber es geht um mehr als nur ein paar Fälle und es ist keine "Meinung", die ich mir einfach nur so gebildet hätte. Selbstverständlich bedarf sie der ständigen Prüfung im Einzelfall.
Was ich den Eltern so eines Kindes wie Arielle sagen würde, wenn die mich fragten, gehört zudem mit Rücksicht auf die Mechanismen, die ich weiter oben beschrieben habe, nicht hier her.
Aber was auch sie lesen darf ist: "Lieber Papa, was du getan hast werde ich dir nie verzeihen. Und du bist und bleibst mein lieber Papa."
A.