Ab wann quält man sich zu viel?!

Hallo Floridita,
mir ist in Bezug auf das, was DadalinSpa gesagt hat, noch was eingefallen. Ich hatte auch schon mal so eine Situation, ich hatte mich in der Schulzeit von meinem Vater überreden lassen, den Beruf Maskenbildnerin zu ergreifen, da er so theaterbegeistert ist und ich zu dem Zeitpunkt noch unsicher war, was ich tun soll. Die Voraussetzung für den Beruf ist eine dreijährige Friseurausbildung. Naja, nach der 10. Klasse fing ich also an, ausgerechnet bei "Klier", eine Friseurkette über ganz Deutschland, ob woanders auch, weiß ich jetzt nicht. Es war da echt schlimm, ich sollte mir die Haare nach der neuesten Mode machen, Dauerwelle oder färben, was ich eigentlich total ablehnte. Das Argument: sonst kann ich es doch dem Kunden nicht glaubhaft vermitteln, dass er jetzt eine Dauerwelle braucht. Ich habe dann meinen Widerstand irgendwann aufgegeben, weil ich mir einredete, dass diese drei Jahre auch rumgehen. Ich habe dann nach vier Monaten eine heftige Allergie bekommen und mußte aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Ich entschied mich ruckzuck, mein Abitur zu machen und mußte das Jahr auch nicht wiederholen. Ich war so froh, von da wegzugehen, da merkte ich erst, wie schwer die Last dieser Ausbildung war und die Allergie war einfach ein Zeichen. Die drei Jahre Abitur waren meine schönsten Schuljahre, habe ich genossen.
Deshalb, zwing Dich nicht und Du wirst sehen, Du fühlst Dich dann total leicht.
lg Siriuskind

*hihi* Wir hatten wohl ein ähnliches Schicksal. :D Hab auch nicht weitergemacht und eine Allergie war mein "Retter".
Sich zu was zwingen, wogegen sich alles sträubt, geht gar nicht. Ist auch nicht nötig. Wir leben ja nicht im Mittelalter (auch wenn sich in letzter Zeit manchmal andere Eindrücke aufdrängen).

LG! v-p ( Gastarbeiterin in A :D., der es nicht anders ging als der Threaderöffnerin - man gewöhnt sich an alles und du wirst sehen, irgendwas wirst du trotzdem in deinem Herzen behalten und aus der Zeit mitnehmen und wenn es die Tatsache ist, dass für dich Heimat am Wichtigsten ist).
 
Werbung:
Hallo!
Ich bin gerade total am Ende ... und frage mich schon seit längerem eine wichtige Frage: Ich bin kein Mensch, der schnell aufgibt und möchte darum auch oft in schwierigen Situationen immer durchhalten und mich nicht vorzeitig geschlagen geben. Aber, ab wann weiß man, dass man sich jetzt nur mehr quält? Bzw. ist es immer sinnvoll sich einreden zu wollen, dass man durchhalten soll?
Im Konkreten geht es um die Situation: Ich habe arbeite für ein Jahr als Sprachassistentin in den Niederlanden, 1100 km von meinem Heimatort entfernt. Von Anfang an (September 2009) haben so viele Dinge nicht gepasst, ich hatte kaum Unterstützung seitens meiner Schule, mein Mentor macht nur keep-smiling, ich komme mit der "oberflächlichen small-talk" mentalität nicht klar und das allerschlimmste: ich bin so einsam hier. Wohne in einem Dorf bei einer alten Dame in einem Dachbodenzimmer. Habe immer das Gefühl, dass sie mich mustert, bin ich weg, geht sie auch in mein Zimmer oder schickt mal ihre Putzfrau, obwohl ich alles selber putze. Seit Anfang an habe ich zu mir gesagt: Probier es, gibt dem ganzen eine Chance...aber ich merke, dass ich sehr oft wirklich so am Limit bin. Mir raubt das ganze sehr viel Energie und ich weiß einfach nciht, wie ich bis Juni noch durchhalten soll.

Ich weiß auch nicht, ob das hier irgendwen interessiert, aber ich wäre dankbar für Antworten. Ich brauch einfach jemanden zum Reden. Danke.

Hi Floridita,

Du beschreibst sehr plastisch Deine Situation, ich kanns förmlich Deinen Pein fühlen, spüren. Bis Juni ist aber nicht mehr weit!
Außer telephonieren, mailen, Foren, sporteln, jetzt kommt Frühling - also Natur da draussen, hast du noch eine Möglichkeit: schreibe alles nieder, was und wen Du erlebst, siehst, erleidest, die ganze Palette unmittelbar erlebt - jetzt schüttelst Dus ab, später einmal hast Du Stoff, fürs Schreiben, für andere Inhalte: das, was für Dich im (diesen langen) Moment Deines Lebens Qual ist, wird zum Erfahrungsschatz, den Schatz meine nicht einmal ironisch. Die längere Strecke hast Du ohnehin hinter Dir. Also mein Kommentar - Spiess umdrehen, von gepeinigter zu Jägerin, im Sinne von Recherche, mit einem cheese-Lächeln drauf. Kopf hoch und halte durch, ich halte Dir Daumen :umarmen:

P.S. ich kenne dieses Gefühl, das in Dir in Niederlanden hochkommt, aus einem anderen Land.
 
@siriuskind: ja, bin ich auch der meinung, dass der körper zeigt, wenn er absolut dagegen ist. ich habe hier sehr viele probleme mit der verdauung und eisenmangel. eine bekannte von mir (kinesologin) hat gemeint, dass man eisenmangel auch so auffassen kann:
eisen = die essenz des lebens, also lebensenergie. wenn man keine energie mehr hat, wenn man sich an nichts erfreuen kann, dann kann es auch zu eisenmangel kommen....

@Xchen: Danke, du siehst es wieder von einer ganz anderen seite. das habe ich die letzten monate versucht...ich wollte schon anfangs wieder gehen, habe aber gedacht, ich hol das beste raus....versucht dem ganzen positiv gegenüber zu stehen. aber ich denke, dass mittlerweile so viel negatives in meinem kopf ist, dass ich es einfach nicht mehr will.

ich hab nun wirklich lange nachgedacht und ich hab mich dazu entschlossen mit dem direktor zu reden und dann aufzuhören. es ist nicht leicht, aber ich bin überzeugt, dass es mir danach um einiges besser gehen wird!
 
Das hast Du toll gesagt, genau so ist es! Aber ich denke, in bestimmten Ländern kann man schneller Kontakt mit Menschen schließen, da sind die Menschen offener und gastfreundlicher. In den Niederlanden könnte es ähnlich wie in Deutschland sein, man bleibt doch sehr auf sich gestellt. Die vielbesprochene Integration hier in Deutschland scheitert meist daran, dass man Angst vor dem Fremden hat, anstatt neugierig und offen auf denjenigen zuzugehen.
lg Siriuskind

Hallo Siriuskind,

Die Menschen in China sind nicht unbedingt offener und neugierig --- obwohl? ...neugireig ja, wenn ich die gaffenden Blicke bedenke. Die aber nicht immer ein tolles Gefühl hervorheben --- zumindest weiß ich jetzt, wie sich die ersten Neger in Deutschland gefühlt haben müssen, als wir sie so angegafft haben.
In China ist da auch noch das Problem der Sprache und der Schrift. In Europa, Spanien, Holland, Frankreich --- egal wo (war ich schon überall) kann ich lesen was da steht und die Sprache so leichter erlernen und eben lesen.
In China ... gibt es etwa insgesamt 60.000 Schriftzeichen (alte Schrift, neue Schrift usw) von denen ich jetzt vielleicht hundert "Lesen" kann, das heiß ich erkenne sie unter all den anderen --- aber Sprache? Englisch geht nur im Businessbereich. Von tausend Mitarbeitern einer Firma können nur 5 englisch sprechen - und auf der Strasse, im Kaufhaus? Niemand!

Wie ich schon sagte, pures Abenteuer, selbst nach 5 Jahren China und 10 Jahren Auslandserfahrung in Europa.
Es macht Spaß trotz der Schwierigkeiten etwas über die Menschen, das Land und dessen Kultur zu lernen --- ich liebe es!

Aber ich bin jedes Mal froh wenn ich wieder in der Heimat ankomme.

Bei einem gebe ich Dir Recht --- die Chinesen sind gastfreunlich - sehr gastfreundlich! Und wenn sie dich einmal ins Herz geschlossen haben ... dann gehörst du dazu.
Davon könnten wir uns 10 Scheiben abschneiden. Wir sind alle Ausländer - fast überall!
 
Hallo Siriuskind,

Die Menschen in China sind nicht unbedingt offener und neugierig --- obwohl? ...neugireig ja, wenn ich die gaffenden Blicke bedenke. Die aber nicht immer ein tolles Gefühl hervorheben --- zumindest weiß ich jetzt, wie sich die ersten Neger in Deutschland gefühlt haben müssen, als wir sie so angegafft haben.
In China ist da auch noch das Problem der Sprache und der Schrift. In Europa, Spanien, Holland, Frankreich --- egal wo (war ich schon überall) kann ich lesen was da steht und die Sprache so leichter erlernen und eben lesen.
In China ... gibt es etwa insgesamt 60.000 Schriftzeichen (alte Schrift, neue Schrift usw) von denen ich jetzt vielleicht hundert "Lesen" kann, das heiß ich erkenne sie unter all den anderen --- aber Sprache? Englisch geht nur im Businessbereich. Von tausend Mitarbeitern einer Firma können nur 5 englisch sprechen - und auf der Strasse, im Kaufhaus? Niemand!

Wie ich schon sagte, pures Abenteuer, selbst nach 5 Jahren China und 10 Jahren Auslandserfahrung in Europa.
Es macht Spaß trotz der Schwierigkeiten etwas über die Menschen, das Land und dessen Kultur zu lernen --- ich liebe es!

Aber ich bin jedes Mal froh wenn ich wieder in der Heimat ankomme.

Bei einem gebe ich Dir Recht --- die Chinesen sind gastfreunlich - sehr gastfreundlich! Und wenn sie dich einmal ins Herz geschlossen haben ... dann gehörst du dazu.
Davon könnten wir uns 10 Scheiben abschneiden. Wir sind alle Ausländer - fast überall!


Ja, ich habe nun die Erfahrung im Iran, mein Mann kommt von dort und wir fliegen jedes Jahr dorthin. Ich fühle mich in diesem Land, in dieser Mentalität sehr wohl und ich kann mir gut vorstellen, da zu leben. Da schauen die Leute freundlich neugierig, während mein Mann hier in Deutschland noch nie freundlich neugierig betrachtet wurde. Wie Du schon sagtest, man könnte sich 10 Scheiben davon abschneiden, von der Gastfreundschaft, von der Offenheit, von der Fröhlichkeit ( vor allem der ärmeren Leute, trotzdem Frohsinn, während doch hier auch Leute jammern, die es eigentlich gar nicht nötig haben ).
Ich finde Deine Erfahrung wirklich ganz toll, es ist eine Superbereicherung für Dich, trotz der Schwierigkeiten *einwenigneidischguck*:D.
liebe Grüße in den fernen Osten, Siriuskind
 
@Lifthrasir: Ich verstehe voll und ganz was du schreibst...dass man es als Bereicherung sehen kann und dass man offen auf die Unterschiede zugehen soll.
Mein Aufenthalt in Holland ist nicht mein erster Auslandsaufenthalt, aber ich habe diese Gefühle noch nie so stark verspürt wie jetzt. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Holländer in gewisser Weise von Menschen aus anderen Ländern "gesättigt" sind. Das soll nicht negativ gemeint sein, aber für sie ist es nichts neues. Sie begrüßen dich nett, machen nett small talk mit dir, aber das wars. Ich war zB auch in der Türkei und die herzliche Art, wie man dort empfangen wird und wie mit einem umgegangen wird, ist einfach komplett anders.
Natürlich bemühe ich mich, offen zu sein und auch wenn ich Unterschiede feststelle, dann sehe ich das nicht nur negativ, sondern kann somit auch über meine eigene Herkunft reflektieren. Aber ich denke trotzdem, dass man sich in manchen "Gegenden" wohler fühlt als in anderen, auch wenn man noch so offen ist und auf andere zugeht.
 
Werbung:
@Lifthrasir: Ich verstehe voll und ganz was du schreibst...dass man es als Bereicherung sehen kann und dass man offen auf die Unterschiede zugehen soll.
Mein Aufenthalt in Holland ist nicht mein erster Auslandsaufenthalt, aber ich habe diese Gefühle noch nie so stark verspürt wie jetzt. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Holländer in gewisser Weise von Menschen aus anderen Ländern "gesättigt" sind. Das soll nicht negativ gemeint sein, aber für sie ist es nichts neues. Sie begrüßen dich nett, machen nett small talk mit dir, aber das wars. Ich war zB auch in der Türkei und die herzliche Art, wie man dort empfangen wird und wie mit einem umgegangen wird, ist einfach komplett anders.
Natürlich bemühe ich mich, offen zu sein und auch wenn ich Unterschiede feststelle, dann sehe ich das nicht nur negativ, sondern kann somit auch über meine eigene Herkunft reflektieren. Aber ich denke trotzdem, dass man sich in manchen "Gegenden" wohler fühlt als in anderen, auch wenn man noch so offen ist und auf andere zugeht.

Hallo Floridita,

Ich war auch schon öfters in Holland, ich denke Holland können wir nicht wirklich als "Ausland" bezeichnen. Die holländische Sprache zum Beispiel ähnelt sehr der Sprache die im Mittelalter in Deutschland gesprochen wurde. Meine Oma aus Norddeutschland konnte die Holländer sehr gut verstehen, da ihr Plattdeutsch dem Holländisch sehr ähnlich war.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, das es Provinzen in Holland gibt, in denen wir Deutsche nicht so beliebt sind und in anderen wiederum sind wir beliebt.

Ich denke, wenn ich Deine Beiträge lese, das Dich einfach die Situation fertig macht, das Du nicht mit der Art der Menschen umgehen kannst --- und das ist nach Deinen Ausführungen verständlich.

Mit meinen Beiträgen möchte ich auch nicht nur unbedingt auf die vielleicht wertvollen Erfahrungen hinweisen, die Menschen im Ausland machen können. Selbst in einer anderen Region im eigenen Land kann der Mensch angenehme und unangenehme Erfahrungen machen --- doch jede dieser Erfahrungen bringt Dich weiter auf Deinem Weg.

Lass Dich nicht in den Trübsinn treiben, sondern öffne Deine Augen und Dein Herz - auch für scheinbar negative Ereignisse, denn an ihnen lernst Du und --- nein, "entwickeln" will ich nicht sagen und "reifen" auch nicht, aber Du veränderst Dich und Dein Horizont erweitert sich - wenn Du es zulässt.

Hadere nicht! Wenn Du es satt hast in der Situation zu leben, dann ändere die Situation und mach etwas anderes. Fühl Dich nicht "schlecht" sondern sei froh solch eine Erfahrung gemacht zu haben. Nicht nur die schönen Erfahrungen bereichern uns, sondern gerade die negativen Erfahrungen lassen uns doch erkennen, was wir nicht wollen!

Menschen können sehr einfach definieren, was sie möchten. Doch ich habe meinen eigenen Weg aus einer Situation heraus gefunden, in der ich nur definieren konnte was ich nicht wollte --- aus solch einer Position sind wir für alles andere offen.
Wenn Du nur definieren kannst, was Du möchtest, bist Du für alle anderen Wege verschlossen. So sehe ich das, das sind meine Erfahrungen.

Du machst Deinen Weg, vertraue auf Dich! Wenn nicht in Holland, wenn nicht in der Heimat --- hmmm... die Welt ist groß für denjenigen, der Mut hat hinaus zu gehen.

In diesem Sinne sende ich Dir einen sonnigen Gruß aus dem Land der Mitte! Lifthrasir
 
Zurück
Oben