"600 Minuten"

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10. Dezember 2009
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„600 Minuten“

Eine Zeit wie eine Ewigkeit. „Minuten der Hoffnung und des Nervenkitzels“, mit der Angst im Nacken zurückzublicken. Ein kleiner Junge mit blonden Haaren, roten Backen und einem breiten Grinsen wohnte mit seiner Mutter und Großmutter neben einem alten Fußballstadion. Von seinem Fenster aus konnte er die Tribüne des Stadions erblicken. Die baufällige Holztribüne mit schwarz lackierten Holzbrettern und den Scheinwerfern, die an die Zeit der Weltkriege erinnerte, verursachte in dem kleinem Jungen ein Gefühl von Gänsehaut. Der Junge, der auf den Namen Christian hörte, begann mit sechs Jahren leidenschaftlich Fußball zu spielen. Christian träumte von einer Karriere als Fußballprofi. Seine Augen funkelten, wenn er den grünen kurz geschnittenen Rasen betrat. Das Fußballstadion lag mitten in einem Fabriksviertel und war umspannt mit einem alten Maschendrahtzaun, der durch die angrenzenden Hochöfen rot eingefärbt war. Kein Hindernis für Christian und seine Freunde, wenn es darum ging, sich auf den Platz zu schleichen und Fußball zu spielen. Gefühle der Freude und des Glücks erfüllten seinen Geist, wenn er zum Training rannte. Der Junge war bei jedem Training der Erste in der Umkleidekabine und der letzte, der sie verließ. So zogen die Jahre ins Land und aus dem kleinen Jungen wurde ein Jugendlicher. Durch einen Wink des Schicksals wurde Christian wie aus heiterem Himmel vom Feldspieler zum Tormann erkoren. Ein Schritt, den er schweren Herzens antrat. Christian liebte es, als Feldspieler übers Feld zu laufen und Tore zu schießen. Voller Stolz und Begeisterung führte er als Kapitän seine Jugendmannschaft aufs Spielfeld. Seine Trainer sahen sofort, was für ein Potenzial in dem jungen Tormann steckte. Voller Hingabe und Liebe lehrten sie ihm alles, was er lernen musste. Christian lebte für den Fußball und war mit voller Begeisterung bei der Sache und insgeheim wusste er, welchen Auftrag das Leben für ihn hatte. Die Jugendzeit zog vorüber und mit siebzehn Jahren schaffte es Christian in die Kampfmannschaft. Er begann, seinem Traum zu folgen. Der Grundstein als Fußballprofi war gelegt. Christian fühlte eine starke Verbundenheit und Dankbarkeit zu seinem Jugendverein, die ihn noch bis heute begleiten. Drei Jahre später wurde ihm ein Wechsel in die Landeshauptstadt zu den „roten Teufeln“ angeboten. Eine Entscheidung mit großer Bedeutung und Tragweite. Die Konkurrenz war übermächtig, doch der junge Mann wagte den Schritt, um zu lernen und zu wachsen. Motivation und Begeisterung waren seine ständigen Gefährten. Ein Jahr voller Schweiß und Wachstum flog in Windeseile vorüber und der junge aufstrebende Tormann wechselte zu den „Blackys“, dem Stadtrivalen. Die Zeit des Warten und Hoffen war zu Ende. Mit der Aufregung im Nacken feierte Christian ein eindrucksvolles Debüt in der ersten obersten österreichischen Spielklasse und hielt seinen Kasten im ersten Bundesligaspiel sauber. Das Schicksal meinte es jedoch/aber… nicht gut mit ihm. Eine schwere Verletzung suchte ihn sechs Wochen nach seinem Debüt außer Gefecht. Seine Gedanken wurden überflutet von Gefühlen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine Verletzung mit ungewissem Ausgang. Die Welt brach für einen Moment in ihm zusammen, doch Verletzungen kommen und gehen, dachte sich Christian und verfolgte weiter zielstrebig mit dem Herz eines Löwen seinen Traum, mit der Hoffnung auf rasche Genesung. Die Zeit heilte die Wunden und sechzehn Monate später konnte er ein eindrucksvolles Debüt feiern. Christian war gezwungen, weitere drei Jahre unfreiwillig auf der Ersatzbank Platz zu nehmen, doch er hielt eisern und beharrlich an seinem Traum, Stammspieler zu werden, fest. Der talentierte Torhüter wurde durch seine außergewöhnlichen Stärken von seinem Trainer zum Stammtormann gekrönt. Der Nationalteamchef wurde durch Christians brillante Paraden auf ihn aufmerksam und berief ihn ins Nationalteam. Voller Nervosität und Begeisterung bestritt er sein erstes Länderspiel, in dem er seine Stärken unterstrich.
600 Minuten ohne Bundesligagegentor und jetzt, der Griff zurück. Ein Griff, der von Wut und Enttäuschung begleitet wurde, aber auch ein Griff, der ohne seinen starken Willen und dem Verlangen, seinen Traum zu leben, nicht möglich gewesen wäre.

Tom
 
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