Zeugen Jehovas (u.ähnl.): das Reinkommen, das Loslassen und der Sinn der "Übung"

Seelenfluegel

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Ich fänds schön, hier zu erörtern, was jemanden dazu bringt, ein solches oder ähnliches Glaubenskonstrukt wie das der ZJ anzunehmen. Oder wie man Betroffenen und Sektenausteigern helfen kann, den ganzen "Psycho" zu verarbeiten und zu erlösen, in dem man als Betroffener drinsteckt oder dringesteckt haben. Wie gehen sei mit den eingebleuten Doktrinen um?

Interessant wäre es vielleicht Betroffene darüber sprechen zu lassen, wie sie es geschafft haben; ihr "Leben danach".


Grüsse
Christian
 
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Seelenfluegel schrieb:
Ich fänds schön, hier zu erörtern, was jemanden dazu bringt, ein solches oder ähnliches Glaubenskonstrukt wie das der ZJ anzunehmen. Oder wie man Betroffenen und Sektenausteigern helfen kann, den ganzen "Psycho" zu verarbeiten und zu erlösen, in dem man als Betroffener drinsteckt oder dringesteckt haben. Wie gehen sei mit den eingebleuten Doktrinen um?

Interessant wäre es vielleicht Betroffene darüber sprechen zu lassen, wie sie es geschafft haben; ihr "Leben danach".

Grüsse Christian

Die Hinwendung zur Religion ganz allgemein hat dieselben Ursachen. Dies trifft nicht nur auf die Zeugen Jehovas oder irgendwelcher anderen Sekten zu, sondern ebenso auf den christlichen, den islamischen, den hunduistischen und alle anderen Glaubensgemeinschaften zu.
 
Die Hinwendung zur Religion ganz allgemein hat dieselben Ursachen.

Jo. Die Frage des Menschen, wer er ist, woher er kommt und wohin er geht.

Sich einzig richtig Denkweisen anzuschließen, die alles andere ausschließen, wenn nicht gar verdammen, ist allerdings tatsächlich ein Ausdruck der Wahnsinnsangst, ansonsten "verloren" gehen zu können..

Gruß von RitaMaria
 
Interessant wäre es vielleicht Betroffene darüber sprechen zu lassen, wie sie es geschafft haben; ihr "Leben danach".

Kann da nicht wirklich mitreden, bei den ZJ war ich nie...

Was ich wohl war - in einem Klosterorden bis knapp vor den ewigen Gelübden. Herausgetrieben hat mich die Forderung nach Liebe einerseits und die Verweigerung von Liebe andererseits...

Irgendwie war dann alles in Frage gestellt, was lange verdrängt wurde - bis es nimmer ging.

Ich wurde kritischer, fing an, mehr zu hinterfragen und irgendwann machte der ganze Katholizismus für mich nicht mehr viel Sinn - das Wesen des " so gelebten " Christentums folgte..

Es war ein harter Kampf - den ich immer wieder gerne vergleiche mit dem Vogel im sicheren Käfig. Er wird versorgt, umhegt, es ist für alles gesorgt. Alles prima, wenn die Gitter nicht wären..
Eines Tages enschied ich mich, zu fliegen - den Käfig zu verlassen. Allen möglichen Gefahren zum Trotz. Und die Kreise wurden immer größer - die Versuchung, in die sichere Geborgenheit zurückzukehren, immer seltener.

Ich lernte durch längere Aufenthalte in Indien und Sri Lanka andere Sichtweisen kennen und akzeptieren. Nicht als Ersatz, sondern als "anders"... vieles sagte mir zu, manches nicht.

Heute lasse ich als Erscheinungsform der EINEN Wahrheit, die wir alle nicht zu packen haben, alle AN-Sichten zu, teile als einzig wahre Sichtweise aber keine von ihnen. Alle haben Recht - so ein bisschen...

Ich brauche keine menschlichen Sichtweisen mehr, die einzig und zweifellos richtig sind. Ich lasse Wachsen und Reifen zu und gehe meinen eigenen Weg, ohne mich an vordefinierten Wegen auszurichten.
Und - mit ein wenig Abstand betrachtet - die Entscheidung, ALLEINE zu gehen, das war die beste meines Lebens:zauberer1


Gruß von
RitaMaria
 
Hallo RitaMaria

Durch dein Zeugnis kann ich deine Beiträge besser verstehen.

Ich erlebte das Umgekehrte. Früher ging ich meinen eigenen Weg und lebte so wie ich es richtig fand.

Das folgende Gedicht drückt sehr gut aus, was ich nun in Jesus gefunden haben. Es ermutigt mich auch von Jesus Christus zu reden und ihn bei allen Gelegenheiten zu bezeugen.

Gefunden

Ich hab Ihn gefunden, der mich schon ewig liebt,
hab tief im Herz empfunden, dass Er nur Frieden gibt.

Fahrt hin denn, Welt und Sünden, fahr hin, du eitles Ich!
Gott lies mich Besseres finden, Gott zog zu Christus mich.

Ich lag so lang gefangen in Satans Joch und Macht,
bin lang genug gegangen verirrt in dunkler Nacht.

Nun will ich Jesus erheben, der mich errettet hat,
für Christus nur noch leben, der starb an meiner Statt.

Nun möchte ich mich üben, im Kleinsten treu zu sein,
und nie Ihn mehr betrüben, der jetzt auf ewig mein.

Auf ewig nun sein Eigen, O Glück, wie bist du gross!
Wie könnte ich verschweigen solch herrlich, selig Los!

(Verfasser unbekannt)
 
Durch dein Zeugnis kann ich deine Beiträge besser verstehen.

Ich staune, dass du sie überhaupt liest...

Ich erlebte das Umgekehrte. Früher ging ich meinen eigenen Weg und lebte so wie ich es richtig fand.

Gott geht mit jedem einen ganz eigenen und nicht übertragbaren Weg.

Das folgende Gedicht drückt sehr gut aus, was ich nun in Jesus gefunden haben. Es ermutigt mich auch von Jesus Christus zu reden und ihn bei allen Gelegenheiten zu bezeugen.

Schön, wenn es dir weiterhilft.

Gruß von RitaMaria
 
@opti,

ja, es stimmt schon, man kann dieses Thema auf alle institutionalen Religionen ausweiten...aber es etwas auf den kleinerern Kreis zu reduzieren, kann durchaus ganz dienlich sein. Ich selbst habe ja aufgrund meiner Eigenerfahrung grosse Bewusstseinssprünge gemacht und Texte wie Gott und Religionen und Krieg und Frieden verfasst. Sie sind Beispiele. Ergebnisse und Einsichten, die ich bekommen habe, weil ich mich mit religiösen Themen tiefer auseindergesetzt habe.


@RitaMaria

danke für Deine Reflektionen. Du ja auch aus einem religiösen Bereich Erfahrungen mitgebracht; Aspekte wie Belohnung/Bestrafung, Verdammung etc. und hast am eigenen Leibe gespürt wie das ist, wenn man diesen Aspekten ausgesetzt ist, welchem psychischen Druck man das ausgesetzt ist, weil man ja nicht verloren sein will, geliebt werden will und alles dafür tut und gleichzeitig setzt uns die Dualität dieser Erfahrungsebene zu, wenn wir uns in den einseitigen Pendelausschlag bewegen, was von den meissten religiösen Ansichten sehr schnell "versatanisiert" wird.


@Boerni

Jesus ist ein Weg, so wie jeder Weg ein Weg ist. Freut mich, wenn Du Deinen Weg gefunden hast. Auch mein Weg ist ein anderer Weg. Es gibt keinen besseren oder schlechteren Weg.


@Crowley

Sicher, es gibt alles Mögliche und Vielfache im Netz. Aber irgendwo ist es doch interessant, hier und da etwas Fokusierung anzusetzen (siehe meine bisherigen Kommentare zu diesem Thema).


Grüsse
Christian
 
Hi Seelenflügel,

ich kannte mal nen jungen Mann, dessen Eltern ZJ waren - er daher so aufgezogen wurde. Mit knapp 18 flüchtete er aus dieser Geborgenheit - und kippte in den Satanismus - für mich war es ein ähnliche Muster.

Und erst, als er sich aus dem Muster befreite, brauchte er auch beiderlei Richtungen nicht mehr.

Bei ihm stimmte das auch, was sich immer wieder in Aufstellungen in Bezug auf Mitglieder in sektenähnliche Vereinigungen zeigt - es ist eine Sehn-Sucht - meist nach dem Vater.

Wobei es sehr oft nicht mal unbedingt die eigene Sehn-Sucht ist - sondern oftmals auch die Sehn-Sucht eines Elternteils, welches übernommen wurde - oder auch nachgelebt wird.

Andererseits habe ich persönlich auch festgestellt, dass auch absolute Gegner derartiger Vereinigungen oftmals exakt das gleiche Muster fahren wie diejenigen, welche sie bekämpfen.

Und rauskommen ist wie das rauskommen aus jeglicher Sucht - eingestehen der Sucht - und der Wille, es zu ver-ändern.

Der Sinn der Übung ist für mich eindeutig *Zugehörigkeit*, welche in der eigenen Familie nicht gefunden werden konnte - also sucht man sie in externen Organisationen.

Für mich persönlich stellt sich auch die Frage, ob Parteizugehörigkeiten oder Vereinszugehörigkeiten nicht oft auch aus den gleichen Gründen geschehen - diese sind dann zwar nicht so offensichtlich wie bei sektenähnlichen Institutionen, aber die Tendenz ist möglicherweise genauso vorhanden.

Auch gemeinsames Eisstockschiessen oder Kegeln oder was auch immer ist die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft - zu einem System. Und manche behaupten ja sogar, die Registrierung in einem Forum sei der Zugehörigkeit zu einer Sekte gleich zu setzen.

Wie gesagt, für mich sind die Muster manchmal nicht unterscheidbar - zwischen denen, welche sich einer Sekte *mit Haut und Haaren verkaufen* - und jenen, die sich *mit Händen und Füssen* gegen Sekten zu wehren glauben zu müssen.

Eines hat sich in meiner persönlichen Erfahrung mit der Thematik gezeigt, dass Menschen aus einem ausgeglichenen Familiensystem selten bis nie *Opfer von Sekten* werden - aber auch nicht Angst davor haben, es jemals werden zu können.
 
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In der Hinwendung zur Religion oder zu Gott sehe ich den Ausdruck einer kindlichen Haltung. Es sind Menschen, die in einer kindlichen Rolle stecken geblieben sind, die irgendwo auf der Suche nach Mama und Papa sind, die ihnen das Leid abnehmen sollen, unter dem sie zu leiden haben. Statt der realen Eltern ist nun allerdings der Übervater, der liebe Gott, getreten. Sie versuchen sich in die Geborgenheit Gottes zu kuscheln, um der realen Auseinandersetzung mit ihren Problemen zu entgehen.

Dahinter steckt im wesentlichen Unwissenheit und eine riesige Lebensangst. Natürlich haben wir alle sehr viel negatives erfahren. Wir sind sehr oft an unserer Seele verletzt worden. Und was noch hinzukommt, wir sind alle sehr sexualfeindlich erzogen worden. Diese Erfahrungen führten dazu, dass unser Leben von der Angst beherrscht wird. Die Angst ist oftmals die stärkste Komponente in unserem Leben.

Unsere Angst hindert uns daran, uns mit unseren seelischen Verletzungen auseinander zu setzen. Die Angst diktiert gewissermaßen unser Leben. Wir sind Gefangene unserer Angst. Unsere Angst hat um uns eine Mauer gebaut. Und sobald wir es wagen, diese unsichtbare Mauer zu übersteigen, überkommt uns eine unsägliche Angst. Um dieser Angst zu entgehen, findet unser Leben innerhalb dieser Mauern statt. Dadurch aber berauben wir uns unserer Lebensfreude.

Um diese Lebensfreude zurückzugewinnen, müssen wir uns mit unseren Verletzungen auseinander setzen. Wir müssen uns der Wut, des Hasses, der Trauer und unserer innersten sinnlichen Sehnsucht gewahr werden. Diese Auseinandersetzung aber ist ein äußerst schmerzhafter Prozess und er bedarf eines großen Mutes, den aber die meisten Menschen nicht besitzen.

Und weil sie diese Auseinandersetzung scheuen, flüchten die Menschen sich in Religionen oder wenden sich an Gott, in der Hoffnung, dort Hilfe zu finden. Dort aber werden sie keine Hilfe finden. Man braucht sich doch nur einmal diese vermeintlich frommen Menschen anzusehen. Schaut man einmal hinter ihre Fassade, dann entdeckt man dort statt all der Liebe, von der sie immer reden, genau das Gegenteil.
 
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