28 Jahre deutsche Einheit - eine Bilanz

Amant

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Moin Forum und Leser!

Heute am 03.10.18 jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands nun um 28. Mal. Den ganzen Tag ist Thementag, es gibt sehr interessante Sendungen, in denen Bilanz gezogen wird und die Menschen vor Ort interviewt werden.

Eure Meinung:

Was ist gelungen?

Was ist mißlungen, schief gelaufen?

Bin auf die Sichtweisen gespannt.

:morgen:
 
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Hm, also meine Sicht von Aussen ist, dass man sich die einzelnen Ebenen anschauen muss, und sie einzeln bewerten.

Rein politisch war die Wiedervereinigung ein Erfolg. Die Regierung hat dafür viele Lorbeeren kassiert, viele Stimmen gewonnen, weil ein Herzenswunsch beiden Reichshälften erfüllt worden ist.

Sowohl US-strategisch ist es auch ein Erfolg. Die lästige russische Besatzung ist weg von Innereuropa. Und durch die Osterweiterung der EU hat sich die "Bedrohung" durch die Russen weiter verringert.

Europastrategisch es es eher zwiegespalten. Wir sind zwar die Russen los, Wetdeutschland und mittlerweile auch andere Gebiete sind aber über die NATO US-Besatzungszone geworden. Etwas, das sich Europa eigentlich nicht gefallen lassen dürfte, wenn es als "global Player" auftreten will.

Wirtschaftlich für die Industrie war die Wiedervereinigung sicherlich halbwegs ein Erfolg. Allerdings nicht so sehr wie erhofft. Denn es gibt zwar viele billige Arbeitskräfte, billige Industriegründe und viel Arbeit ... aber so ganz war der Erfolg nicht da, da es mittlerweile in Europa billigere Arbeitskräfte mit gleicher Qualifikation gibt. Dafür gibt es aber nach wie vor sehr viele Infrastrukturprojekte in Ostdeutschland.

Wirtschaftlich für den Staat konnten natürlich auf jeden Fall viele Regionalförderungen der EU lukriert werden. Allerdings halt mit dem Wermuststropfen, dass auch sehr viele Förderungen notwendig sind damit viel Steuergeld nach Ostdeutschland fließt.

Für das Volk selber sehe ich eigentlich eher einen menschlichen Misserfolg. Abgesehen davon, dass die Deutschen wieder ihre Verwandten besuchen können, hat die Wiedervereinigung die Solidaritätsabgabe gebracht, und Hartz IV. Beides Dinge die Westdeutschland doch ziemlich hart getroffen haben, und vor allem die Menschen doch relativ stark. Und noch immer treffen, denn nach wie vor geht halt sehr viel Sozialbudget für die arbeitslosen Ostdeutschen aus den strukturschwachen Regionen drauf.
Gebracht hat es einige Arbeitsplätze.

In Summe ... gut saniert haben sich (wie üblich) die Politiker und die Industrie, das Volk ist eher auf der Strecke geblieben und leidet halt teilweise noch immer (Hartz IV noch immer ein riesen Thema quer über DE).
 
Inzwischen sind es ja mehr als 28 Jahre her.

Können wir die Bilanz fortführen?

Ich selber bin weiterhin SEHR für die Deutsche Einheit.
Es war ein Glücksfall der Geschichte!

Wie Brandt damals sehr richtig sagte "Nun wächst zusammen, was zusammengehört!" :)
 
Moin Forum und Leser!

Heute am 03.10.18 jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands nun um 28. Mal. Den ganzen Tag ist Thementag, es gibt sehr interessante Sendungen, in denen Bilanz gezogen wird und die Menschen vor Ort interviewt werden.

Eure Meinung:

Was ist gelungen?

Was ist mißlungen, schief gelaufen?

Bin auf die Sichtweisen gespannt.

:morgen:


Führen wir dieses Thema doch ruhig mal fort! :)
 
Ich denke, es war ein Fehler, dass die Gewerkschaften das neue Gebiet integriert haben.
Wenn die Löhne im Osten nicht so viel gestiegen wären, hätte sich der Osten schneller entwickelt und es wären mehr Menschen dort geblieben. (Lohndumping, Niedriglohnsektor)

So sind viele Menschen abgewandert. Vielleicht macht das aber auch Sinn - und in ein paar Jahrzehnten wird es en Vogue wieder im Osten zu wohnen?
 
Ich denke, es war ein Fehler, dass die Gewerkschaften das neue Gebiet integriert haben.
Wenn die Löhne im Osten nicht so viel gestiegen wären, hätte sich der Osten schneller entwickelt und es wären mehr Menschen dort geblieben.

Ist es nicht umgekehrt?
Wenn die Löhne NICHT gestiegen wären, so wären noch mehr Menschen abgewandert.
 
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Ich denke nicht. Denn dann hätte sich der Niedriglohnsektor dort breit gemacht.
So gab es fast gar keine Arbeitsplätze.

Na ja, was die Arbeitsplätze betrifft, war die Problemstellung eine ganz andere.
Die deutsche Politik wird ja zu einem sehr grossen Teil durch die Automobilindustrie getrieben. Und diese hatte sich in Ostdeutschland billige Arbeitskräfte erhofft. Nur ... innerhalb der Zeitspanne die der Eingliderungsprozess gedauert hat, haben sich auch in der Industrie die Prämissen geändert. Bei Ostdeutschland war abzusehen, dass sich die niedrigen Löhne und die leicht erpressbaren Arbeitnehmer nicht lange halten werden. Dadurch waren andere Standorte, Polen, Rumänien, teilweise ex Yugoslawien längerfristig attraktiver um etwas aufzubauen.
Der Endeffekt war, dass die Westdeutschen brav für die deutsche Einheit bezahlt haben, die Ostdeutschen aber nur wenig Chance bekommen haben überhaupt etwas aufzubauen. Dadurch dann auch Hartz IV, weil das Sozialbudget nie gereicht hätte um die Arbeitslosen in Ostdeutschland durchzufüttern.

Letztendlich hat die chaotische EIngliederung der Oststaaten in die EU (das gleiche Problem gab's ja nicht nur bei der DDR sondern genauso bei Tschechien, Slowakei, zum Teil Ungarn (wobei die vorher bereits westoffener waren) genauso.
Man hätte die Staaten einmal separat und sich selber überlassen müssen, vor allem ohne Euro, um die Staaten einmal in sich zu stabilisieren und fit für die EU zu machen.
Und bei der DDR ist hat der Wunsch der Deutschen nach Vereinigung, der Widerherstellung der einstigen Größe und Macht ja nicht nur ein Wunsch des Volkes gewesen, sondern sicher auch von den USA politisch getrieben.
 
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