Der Briefe schreibende Paulus

anadi

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Erlangen
von Prof. Dr. Volker Stolle

Auf dem Büchermarkt erregt erneut ein Buch Aufmerksamkeit, das ein biblisches Thema behandelt (FOCUS 5/1995 widmete ihm 3 Seiten): Hermann Detering: Der gefälschte Paulus, Patmos Verlag Düsseldorf 1995, 245 Seiten.

Durch die Tatsache, daß die späteren Paulusbriefe, die voraussetzen,
daß Paulus nach seiner römischen Gefangenschaft (Ende der Apostelgeschichte) noch einmal freikommen und eine weitere Schaffensphase entfalten konnte, von der Mehrzahl der Forscher nicht mehr der Verfasserschaft des Apostels zugerechnet werden, laßt sich Detering nun dazu verleiten, alle Paulusbriefe als unecht zu erklären und sie damit
als Quelle für das frühe Christentum um die Mitte des ersten Jahrhunderts zu streichen.

Damit fällt auch die Gestalt des Apostels, wie er uns in diesen Briefen entgegentritt, für die frühe christliche Geschichte aus, zumal auch dem Paulusbild der Apostelgeschichte jeder geschichtliche Bezug zur Anfangszeit bestritten wird.

Die Paulusbriefe, - an welche im einzelnen zu denken wäre, bleibt offen - habe mit großer Wahrscheinlichkeit der Häretiker Marcion, der 144 aus der Gemeinde in Rom ausgeschlossen wurde, unter dem Namen eines legendären Paulus verfaßt, freilich nicht in der uns vorliegenden Form; dies sei vielmehr eine Überarbeitung, die katholische Redaktoren vorgenommen hätten, um den marcionitischen "Paulus" mit dem kirchlichen Glauben in Einklang zu bringen. Demzufolge wären die fiktiven Paulusbriefe Kampfschriften aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts, als sich in einer Auseinandersetzung zwischen einer juden-christlich-katholischen und einer gnostisch "heidenchristlichen" Richtung das Christentum herausbildete.
 
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OK, dann spielen wir etwas zur Auflockerung.

Wie wäre es mit:

„Stein – Papier – Schere“.

Also ich habe „Schere!“



und ein :lachen:
 
Und ein weiterer Hinweis auf das ganze Ausmaß der verlogenen Geschichte.
Danke fürs Mitteilen, anadi.

Es geht schön weiter.

Statt der gängig angenommenen historischen Abfolge:
historischer Paulus mit seinen Briefen, Deuteropaulinen, Apostelgeschichte, apokryphe Apostelakten
und Marcions manipulierende Aufnahme der Paulusbriefe,
ergäbe sich nun die Abfolge:
historischer "Erzketzer" Simon/Paulus, Paulusakten, Apostelgeschichte, marcionitische Paulusbriefe
und schließlich die heutigen, überarbeiteten Paulusbriefe.

Dies bedeutet: Das eigentliche Christentum ist erst Mitte des zweiten Jahrhunderts
als "eine Art gnostischer Häresie" durch Vereinnahmung eines marcionitischen "Paulus" entstanden.

Detering will von seinen Lesern jedoch zunächst gar nicht als Theologe,
sondern als kritischer Historiker verstanden sein.

Die Echtheit der für authentisch gehaltenen Paulusbriefe (Römer, 1./2. Korinther, Galater, Philipper, 1. Thessalonicher, Philemon) wird
neben den Ungereimtheiten (bekannte Probleme werden angeführt, die zum großen Teil einfach in der Briefform als halbiertem Gespräch liegen)
mit dem Hinweis auf manche wunderhaften und legendärischen Züge,
die sie mit der Apostelgeschichte (aus der selben Autoren des "Lukas" Evangelium ) teilten
und sie als historische Quelle unbrauchbar machten,
und mit dem Fehlen zeitgenössischer außerchristlicher Zeugnisse damit bestritten.
 
Jetzt kommt es noch so weit, neben der Beschneidungsfrage
– Juden beschnitten, Christen unbeschnitten –
wird die Fälschung des 1. Petrusbriefes in der 2. vorliegenden Fassung als 2. Petrusbrief,
in dem sich Paulus einen Persilschein verpasste,
vielleicht gar noch als großartige Strategie bezeichnet,
mit der sich Paulus als Paulus legitimiert hat.

Warum hat er den 1. Petrusbrief nicht verschwinden lassen, der Paulus?

Die Briefe wurden abgeschrieben (kopiert) und an andere Gemeinden weitergegeben, egal ob die andere Gemeinde Korinth hieß oder Kreta oder sonst irgendwie.

Nur durch die Weitergabe nach dem erneuten Abschreiben konnte der 1. Petrusbrief durch den 2. gefälschten Petrusbrief überlagert werden.

Etwa so:

"Der neue Petrusbrief ist da!" oder
"Kennst Du schon den 2. Petrusbrief?"

Freilich hat ein fremder Fälscher in einer Zeit danach ganz ähnliche Voraussetzungen gehabt.
Nur will es mir nicht in den Kopf wie ein Fälscher aus seinem Werk in der Vergangenheit eine Massenaussendung gemacht haben könnte?

Was sagen die Kritiker dazu?


und ein :weihna2
 
Was soll an diesem Gedanken so revolutionär neu sein – das wird doch schon lange nicht bestritten, dass nicht alle Paulusbriefe von ihm selbst sein können. Interessant ist, dass von Anadi gerade Marcon als Verfasser dieser Schriften ins Feld geführt wird. Schon vergessen, dass es auch von ihm keine Schriftstücke mehr gibt, mit denen seine Gedanken belegt werden könnten? Das bedeutet nun aber nicht, dass ich an einem historischen Marcon und seiner Rolle zweifle – denn viele Dinge erklären sich durch den Zusammenhang mit anderen Erkenntnissen.

Wer so vehement Zeugnisse einfordert, sollt auch so konsequent sein und das ganze Konstrukt unserer Zeitrechnung in Frage stellen, in der diese Dinge eingebunden sind. Diese setzt sich ja auch nur aus einem Geflecht von einzelnen Partikeln geschichtlicher Ereignissen zusammen. Wir wissen ja nicht einmal, wann Jesus tatsächlich geboren wurde und das Jahr Null fand aus verständlichen Gründen auch nicht statt.

Zudem wurde das Geburtsjahr Jesus als Grundlage für unsere Zeitrechnung erst 525 n.Chr. durch den Mönch Exiguus errechnet. Was ist also mit den Jahren zuvor, ist das alles auch nur eine Lüge einer geheimnisvollen Verschwörung? Jeder, der sich schon mit konkreten Daten aus jener Zeit beschäftigt hat, weiß, wie schwierig es ist, diese aus einem Wirrwarr von zusammenhangslosen Zeitrechnungen herauszufiltern. Soll ich damit aber an dem historischen Ereignis zweifeln, nur weil ich es nicht verbindlich festlegen kann?

Paulus war ein gebildeter Mensch, warum sollte er also nicht in der Lage gewesen sein, Briefe an seine Gemeinden zu schreiben? Gerade mit seinen ausgedehnten Missionierungen macht das Briefeschreiben doch Sinn, wie sonst hätte er eine solche ausgedehnte und revolutionäre Gemeinschaft aufbauen und erhalten können. Der Kern der Briefe zählt zu den ältesten Aufzeichnungen zum Neuen Testament und wurden noch vor den den Evangelien verfasst.

Es gibt eine Menge Bücher, mit denen alles Mögliche in Frage gestellt wird – aber da lohnt es sich auch, noch andere Bücher zum gleichen Thema zu lesen.



Merlin
 
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In der Biblische Enzyklopädie (vier Bänder; Adam & Charles Black, London lace, 1899; American Reprint, The Macmillan Co., New York, 1914) es ist geschrieben:

”Es ist wahr, dass damals unter dem Namen eines anderen üblich war, Briefe wie in dem Fall Paulus und Erzählungen wie in dem Fall derer die in Evangelien über Jesus angegeben sind, zu verfassen.
Man schrieb diese Briefe und Erzählungen unter dem Namen von Personen (wie die Apostel) um dem Leser zu imponieren."
(Biblische Enzyklopädie iii, 3481.)

Timotheusbrief, der angebliche „private“ Brief ist einstimmig als Fälschung betrachtet,
denn er ist eine sehr späte Erfindung die mit den anderen so genannte Briefe zu … niemanden oder Briefe zu … „ den Kirchen!“nicht passt.

Die so genannten „unbestrittenen“ Briefe (7 an der Zahl) stammen wie auch die sogenannten Evangelien erst Ende des 2en Jahrhundert,
und sind wie die Evangelien spätere Erfindungen der katholischen Christlichen Sekte, Mitte-Ende des 2en Jahrhundert.
Dies sind keine Briefe einer Person sondern Propagandatexte.

Allgemein wird es behauptet, dass die frühesten Christliche Schriften, die Epistel
Paulus wären, und von der Christlichen Propaganda in der 1. Hälfte des 1. Jahrhundert (nCR) datiert.
Dabei wird der berühmte Cheste beatty Papyrus P46 als Beweis angeführt.

„F.G. Kenyon schlug zuerst das dritte Jahrhundert (nach Christilicher
Rechnung) vor.
Nachher datierte Ulrich Wilcken das Dokument zum cca. 200 (nCR).
Vor kurzem, schlug Young Kyu Kim ein provozierend frühes Datum zur
Herrschaft von Domitian in 81-96 (nCR) vor.

Jedoch die meisten haben den Vorschlag Kims nicht als überzeugend gefunden.
Comfort und Barrett sind in ihrem Urteil nüchterner, dennoch datierten den
Papyrus ziemlich früh, zur Mitte des zweiten Jahrhunderts.

Bruce-Greif, in einer ausführlichen Antwort zur Kims Datierung, hat angeboten,
was der wahrscheinlichste Vorschlag, cca. 175-225 (nCR) scheint.
Metzger stimmt zu einer Datierung um die 200 (nach Christilicher Rechnung).“

http://www.csntm.org/Blog/Archive/20...CorpusPaulinum

Alles zeigt, dass die Griechisch-Katholische Christliche Propaganda Ende des 2. Jahrhundert
die meisten Werke, die später in dem NT in einer mehr oder weniger geänderten
Form eingebunden waren, verfasst haben soll.

Alle sind Propaganda -Kampftexte die teilweise das gnostisch-christliche Auditorium einschüchtert und mit ihm nach Christlicher Art schimpft:

„Ihr, törichten Galater! wer hat euch bezaubert? Sogar vor euren Augen war JC eindeutig als gekreuzigt GEMALT (was auch immer das bedeutet).“ (Galater 3.1)

"You foolish Galatians! Who has bewitched you? Before your very eyes Jesus Christ was clearly portrayed as crucified."
– Galatians 3.1.

Manche deutsche Übersetzungen versuchen es die Härte der Botschaft zu vertuschen… um die Einschüchterung- und Schimpftaktik zu verschleirn.
 
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