iPad und Selbstmord

Bulldackel

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In Shenzhen, wo Foxconn Apples iPad zusammenschrauben lässt, häufen sich die Selbstmorde:

Die Selbstmorde lösten eine heftige Diskussion über die Arbeitsbedingungen bei dem taiwanesischen Hersteller aus. Experten wiesen auch auf starken Arbeitsdruck und die Isolation vieler Wanderarbeiter hin. In einem Abschiedsbrief schrieb der 19 Jahre alte Mitarbeiter laut Xinhua: „Ich habe keine Fähigkeiten. Ich bekomme, was ich verdiene.“ Es tue ihm leid, dass er nicht mehr länger für seinen Vater sorgen könne, schrieb er vor seinem Freitod.

...

„Das Unternehmen muss eine gründliche Untersuchung des Lebens an seinen Produktionslinien einleiten - nicht nur noch mehr oberflächliche, kurzfristige Reparaturen vornehmen“, forderte hingegen die in New York ansässige Organisation China Labor Watch, die schon länger Probleme bei Foxconn anprangert und Arbeiter zu den Selbstmorden befragt hat. „Wir sind extrem müde, haben ungeheuren Druck“, berichteten sie. „Wir beenden einen Arbeitsvorgang alle sieben Sekunden.“ Dafür sei Konzentration nötig. „In jeder Schicht (zehn Stunden) fertigen wir 4000 Dell-Computer - alles im Stehen.“
http://www.fazfinance.net/Aktuell/Boerse-und-Anlage/Selbstmordserie-in-der-iPad-Fabrik-5306.html
 
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Arbeiter schlafen in Sälen mit bis zu hundert Menschen in Etagenbetten. Sechs Tage in der Woche arbeiten sie...

Das sind Bedingungen, die denen im Arbeitslager in nichts nachstehen. Wer soll so etwas aushalten?

Ich hoffe auf ein flächendeckendes Boykott, anders ist so einer Menschenverachtung wohl nicht beizukommen.
 
oh je. In den USA wurden schon 1 Mio. Stück verkauft. Das juckt dort niemand, von ein paar Aktivisten der Menschlichkeit abgesehen. Apple hat Microsoft überholt. Das zählt. Also schnell das Aktiendepot umschichten. :D
 
oh je. In den USA wurden schon 1 Mio. Stück verkauft. Das juckt dort niemand, von ein paar Aktivisten der Menschlichkeit abgesehen.
Wobei man fairerweise sagen muss, dass es kaum einer wusste.

Egal. Für das Spielzeug von Apple würd' ich eh kein Geld ausgeben.

Interessant finde ich aber, dass man daran wieder sieht, warum es in China möglich ist, zu derart billigen Konditionen zu produzieren. Diese Konditionen sind schlecht für die Chinesen. Und sie sind schlecht für uns ("unfairer Wettbewerb"). Im Gegensatz zu anderen historischen Epochen besteht diesmal unser Interesse nicht darin, die Chinesen zu unterdrücken, sondern nichts wäre uns willkommener als die Angleichung der chinesischen Arbeitsverhältnisse an europäische Vorstellungen, die sicherlich weitaus humaner sind. Dann müssten nämlich auch dort anständige Löhne gezahlt und menschengerechte Arbeitsbedingungen beachtet werden. Und dadurch wiederum wären europäische oder amerikanische Regierungen weniger von der Wirtschaft erpressbar, beispielsweise soziale Errungenschaften ständig zurückzubauen.

So red' ich's mir zumindest ein.
 
Wobei man fairerweise sagen muss, dass es kaum einer wusste.

Egal. Für das Spielzeug von Apple würd' ich eh kein Geld ausgeben.

Interessant finde ich aber, dass man daran wieder sieht, warum es in China möglich ist, zu derart billigen Konditionen zu produzieren. Diese Konditionen sind schlecht für die Chinesen. Und sie sind schlecht für uns ("unfairer Wettbewerb"). Im Gegensatz zu anderen historischen Epochen besteht diesmal unser Interesse nicht darin, die Chinesen zu unterdrücken, sondern nichts wäre uns willkommener als die Angleichung der chinesischen Arbeitsverhältnisse an europäische Vorstellungen, die sicherlich weitaus humaner sind. Dann müssten nämlich auch dort anständige Löhne gezahlt und menschengerechte Arbeitsbedingungen beachtet werden. Und dadurch wiederum wären europäische oder amerikanische Regierungen weniger von der Wirtschaft erpressbar, beispielsweise soziale Errungenschaften ständig zurückzubauen.

So red' ich's mir zumindest ein.

"Unser" Interesse besteht sicher nicht in Unterdrückung... und WIR machen auch keinen wirklichen Profit daraus, außer dass wir als Bevölkerung natürlich manches deutlich preiswerter bekommen. Aber die Interessen sind und bleiben Profit. Und hier wie dort sind die wirklichen Profiteure einige Wenige. Es geht hier wie dort weder um die chinesische Bevölkerung noch um die deutsche oder die der USA. Ausbeutung hat eine Funktion und ist nun mal effektiv... bzw. effizient. Und jede Wette: Die Chinesen, sagen wir mal es sind 100, die davon profitieren, haben kein Interesse daran irgendetwas zu verändern und gleichzeitig die Macht es genau so zu erhalten.
 
ich lese ja grad noch das buch "angriff aus asien" * (...hat überhaupt einiges interessante seiten - fast mal scannen)
... china erscheint mir dabei immer mehr wie ein konzentriertes abbild der restlichen (westlichen) wirtschaftswelt
...wie, wenn: sich selbiges "wirtschaftwunder" welches wir hier "kennen" nochmal abspielt ...komprimiert ... irgendwie
 
Jedes einzelne Teil, das wir hier verkonsumieren - - drückt natürlich auf den Rücken von einem unterbezahlten, armen Menschen.
 
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Jedes einzelne Teil, das wir hier verkonsumieren - - drückt natürlich auf den Rücken von einem unterbezahlten, armen Menschen.

das ist doch nicht wirklich so, Schooko. Dass die Löhne dort ein Skandal sind ist klar, aber das sind sie hierzulande, in Relation zu den Lebenshaltungskosten gesehen, doch auch längst. Der eigentliche Skandal ist doch der: Steve Jobs entwickelt in den USA dieses Ding, lässt es in Fernost für geschätzte 30$ fertigen und verhökert es dann seinen Landsleuten für 1000$. Und die stehen auch noch mitten in der NAcht auf, um ihr Gerät aus der Nullserie :)D) möglichst bald in Händen halten zu können. Ihr Trieb, immer das neueste und imageträchtigste Teil zu besitzen, hat den einst belächelten Rivalen Microsoft inzwischen überholen lassen. Mit lauter überflüssigem Equipment, das niemand wirklich braucht.

Ich kaufe mir, falls ich es für sinnvoll halte, so ein Teil erst dann, wenn es mehrere Modelle oder Nachfolgetypen gibt. Und dieses Ding brauche ich definitiv nicht.
 
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