Weißt du was das Problem mit den Religionen ist, egal welcher Art? Das Denken in Gut und Böse. Die "Guten" glauben erstens einmal immer im recht zu sein, und vor allem sind sie was besseres als die "Bösen". Dieses Denken, wir sind die Guten und die da sind die Bösen, führt zu all diesen Konflikten die wir in der Welt haben, hier haben wir den Ursprung und die Wurzel des Rassismuses. Jeder der Glaubt, im Recht zu sein, die einzig wahre Religion, oder den einzig wahren Glauben zu besitzen, glaubt irgendwann auch einmal, dass er Gewalt, gegen die Andersdenkenden, gegen die "Bösen", die "Bedrohung" anwenden muss. Und was machen wir hier in Europa gerade? Wir erklären uns zu den "Guten" und den Islam zum "Bösen". Als Deutschland das mit den Juden gemacht hatte, führte dass wohin? Und jetzt machen wir es schon wieder?
Religion ist auch in meinen Augen ein großer haufen Scheiße, und das gilt für mich sogar für den Buddhismus, aber sich jetzt über die Religionen zu stellen, oder zu verlangen, dass diese sich von ihm Abkehren müssen, ist auch nichts anderes, als das, was jeder Gläubige "Gute" macht. Und am Ende führt das immer zu Mord und Totschlag!
Ich kann nur für mich sprechen, weil was andere denken, sagen, machen, wie sie mit derartigen Problemen umgehen und was sie dabei "wirklich" empfinden, dass weiß ich nicht, auch wenn hier noch so viel geschrieben wird.
Wir die Guten und die Moslems die Bösen... nein, so seh ich das nicht. Das institutionalisierte Christentum, was der Mensch draus gemacht hat, das ist nicht besser als der Islam, es ist nur anders schlecht. Mit der Kirche von heute will ich ebenso nichts mehr zu tun haben. Die können als historische Gebäude denkmalgeschützt stehen bleiben oder auch nicht, das ist mir egal.
Ich wollte nur erwähnt haben, dass "womöglich" die Gründer dieser beiden Religionen ein anderes Verhältnis zu Gewalt hatten. Von dem einen sind Predigten von der Nächstenliebe bis hin zur Feindesliebe überliefert und wenn man dem Glauben schenkt, ist könnte man fast vermuten, dass der Herr außer seinem Zimmermannshobel nie ein scharfes Werkzeug in der Hand hatte und selbst das Brot nur zärtlich brach, während der andere ANGEBLICH als millitärischer Führer aktiv war und auch seine Kritiker ermorden ließ, der erste wiederum von seinen Kritikern an ein Holzkreuz genagelt wurde. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht bitte!!! Und ich werds nie wirklich wissen, drum ist`s mir auch egal. Beides gut, beides okay, weil lange vergangen.
Ich fordere nichts, ich verlange nichts, ich wünsche nur. Ich wünsche mir, dass das Objekt, der Grund des Streites verschwindet. Die institutionalisierte, organisierte Religion, die sich an verstaubten Büchern orientiert und deren Anhänger ihr Leben nach überlieferten Versen ausrichten und andere, die nicht so denken können heimlich oder offen verurteilen und manchmal sogar zum Tode verurteilen. Das ist nur ein frommer Wunsch von mir.
Das Problem, das ich momentan habe ist folgendes. Ich habe mich immer bemüht, anders denkenden, auch religiös anders orientierten mit Respekt zu begegnen. Und ich hab auch einige Muslime getroffen, die sehr gebildet, weltoffen und ehrlich freundlich waren. Im letzten Kurs hatte ein türkischer Kollege ein Saz mit, ein Österreicher nahm eine Gitarre mit, ein Kurde kam mit einer Tarbuka daher, eine Inderin brachte Essen mit und das jeden Freitag und von religiösen oder kulturellen Konflikten und Problemen war nirgendwo etwas zu spüren.
Und jetzt geht seit einer Woche ein Wandel in mir vor. Ich weiß nicht mehr, wie ich den Menschen im Alltag begegnen soll und bin so misstrauisch geworden, wie ich es nie zuvor war.