Wie ich in der DDR für einen Geheimagenten gehalten wurde

Meine Überlegungen gehen so:

Offenbar wollte die Frau diese Botschaft rüberbringen:
"Dieser Hotelgast ist doch ein Tourist aus dem Westen! Also wird er ja wohl kaum von der Stasi sein!"

Sie sagte nun aber nicht: "der Mann ist aus doch aus dem Westen!"
Oder: "der Mann ist doch aus der BRD!"
Oder gar: "der Mann ist doch aus dem kapitalistischen Ausland!"

Sie sagte ausdrücklich: "der Mann ist doch aus Hessen!"

Das hat für mich einen anderen und irgendwie besseren Klang.
Was meint ihr dazu?
 
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Meine Überlegungen gehen so:

Offenbar wollte die Frau diese Botschaft rüberbringen:
"Dieser Hotelgast ist doch ein Tourist aus dem Westen! Also wird er ja wohl kaum von der Stasi sein!"

Sie sagte nun aber nicht: "der Mann ist aus doch aus dem Westen!"
Oder: "der Mann ist doch aus der BRD!"
Oder gar: "der Mann ist doch aus dem kapitalistischen Ausland!"

Sie sagte ausdrücklich: "der Mann ist doch aus Hessen!"

Das hat für mich einen anderen und irgendwie besseren Klang.
Was meint ihr dazu?

Hessen muß also in Thüringen, zumindest in Erfurt, und im Besonderen bei dieser Frau positiv besetzt gewesen sein; vielleicht deshalb, weil Hessen und Thüringen einmal zusammengehört haben (im Mittelalter).
 
Und jetzt habe ich noch herausgefunden, daß Elisabeth von Thüringen die Position der Landesheiligen sowohl in Thüringen als auch in Hessen besetzt.

Spätestens jetzt wundert mich ihr Verhalten Dir gegenüber natürlich nicht :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hessen muß also in Thüringen, zumindest in Erfurt, und im Besonderen bei dieser Frau positiv besetzt gewesen sein; vielleicht deshalb, weil Hessen und Thüringen einmal zusammengehört haben (im Mittelalter).

So ähnlich denke und dachte ich auch.
Unausgesprochen konnte man jenen Satz auch so verstehen:
"Der Mann ist doch aus Hessen! Er ist wie ein guter Nachbar! Der tut uns nix!" :)
 
Und jetzt habe ich noch herausgefunden, daß Elisabeth von Thüringen die Position der Landesheiligen sowohl in Thüringen als auch in Hessen besetzt.

Spätestens jetzt wundert mich ihr Verhalten Dir gegenüber natürlich nicht :D

Und schau mal die Landeswappen von Hessen und von Thüringen an!
Fast identisch! Der gleiche Löwe, nur etwas anders dekoriert! :)
 
Wir haben also nun established, dass Hessen und Thüringen eine besondere Beziehung zueinander haben.

Bleibt die Frage: Warum sah die Frau mich als einen Hessen an?
Ich habe in Erfurt ja nun nicht hessisch gesprochen.
Vielleicht hat die Frau mein süddeutsch gefärbtes Hochdeutsch als hessisch einsortiert.
Womit sie gar nicht so falsch lag, denn in meiner Heimatregion geht das Alemannische fließend ins Pfälzische und Hessische über.
Jedenfalls kam ich nicht aus Hamburg.

Und auch in einem anderen Sinne hatte die Frau recht:
Ich war über einen hessisch-thüringischen Grenz-Übergang eingereist.
So konnte man im Wortsinne sagen: "Der Mann kommt doch aus Hessen!"
 
Nun fällt mir aber eine neue Frage ein, die ich mir bisher so noch nie gestellt habe:
Wo kam jene nette Frau denn selber her?
Ihr Gruppe war also auf einem Betriebsausflug - falls jener misstrauische Mann in diesem Punkte die Wahrheit gesagt hatte.
Einen Betriebsausflug macht man ja gewöhnlich nicht von Erfurt aus ausgerechnet nach Erfurt.
Die Frau konnte also theoretisch von überall-her aus der DDR stammen - mit Ausnahme von Erfurt.

Aber nehmen wird doch mal an, dass sie jedenfalls Thüringerin war, der Theorie von der ewigen hessisch-thüringischen Freundschaft zuliebe. :)
 
Bei meiner ersten Einreise nach Russland waren die Grenzbeamten alles Frauen mit eindrucksvollen Uniformen und riesigen militärischen Hüten - wie frisch aus einem Kriegsfilm. Und sie guckten alle sehr ernst. Mir war klar, dass sie dienstlich ernst gucken mussten, aber in echt wohl durchaus nette Menschen waren.
Nein, die waren richtig Scharfe Hunde. Eine Freundin erzählte, dass gekaufter Kaviar im Hotel gegessen werden durfte, es wurde sogar extra weißes Brot für die Touristen gebacken. Es war aber verboten ihn auszuführen. Dazu gab es Sekt von der Krim.

Eben diese Freundin hat dann versucht bei der Ausreise eine Dose ins Flugzeug zu schmuggeln, sie war Schweitzerin, da marschierten zwei der Damen auf nahmen sie in die Mitte und-führten sie ab.

Sie bekam ein Standpredigt gehalten, dass Flugzeug durfte wegen ihr nicht starten. Musste dann 500 Franken spenden, dann durfte sie ins Flugzeug einsteigen und nach hause fliegen.
 
Nein, die waren richtig Scharfe Hunde. Eine Freundin erzählte, dass gekaufter Kaviar im Hotel gegessen werden durfte, es wurde sogar extra weißes Brot für die Touristen gebacken. Es war aber verboten ihn auszuführen. Dazu gab es Sekt von der Krim.

Eben diese Freundin hat dann versucht bei der Ausreise eine Dose ins Flugzeug zu schmuggeln, sie war Schweitzerin, da marschierten zwei der Damen auf nahmen sie in die Mitte und-führten sie ab.

Sie bekam ein Standpredigt gehalten, dass Flugzeug durfte wegen ihr nicht starten. Musste dann 500 Franken spenden, dann durfte sie ins Flugzeug einsteigen und nach hause fliegen.

Eben gelesen.
Hier geht es ja nun um russische Grenzer, nicht um DDR-Grenzer.
Dazu könnte ich mal was erzählen - von einem netten Lächeln bei der Pass-Kontrolle an einem der beiden Moskauer Flughäfen.

Da erschien mir die russische Grenzkontrolle angenehmer und menschlicher als die US-Grenzkontrolle. :)
 
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