Kleine Geschichten und Gedichte

Ritual


Einsam - ganz für Dich,
warst Du hier am Feuer,
warst so fremd für mich
und mir nicht geheuer.

Doch etwas in Dir drin,
sprach mich an sofort,
zog mich zu Dir hin,
hier an diesen Ort.

Bist mein Führer heute,
für die eine Reise,
sind noch andre Leute,
stellst mich vor ganz leise.

Wollen uns erkennen,
unseren ganzen Clan,
uns beim Namen nennen,
jeden alten Ahn'.


7c3zvz1jpva.jpg


Wirklichkeit verschwimmt bald,
Traumwelt übernimmt,
Tageswelt erlischt kalt,
real nun nichts mehr stimmt.

Warm wallt er herüber,
der Nebel andrer Zeiten,
stülpt mir Wissen über,
wird die Sinne weiten.

Dann stimmst Du den Tanz an,
erhebst Dein weises Haupt,
tust, was nur ein Mann kann,
der an die Natur noch glaubt.



Bringst alles zusammen,
steht nun hinter mir,
Kraft ist hier beisammen,
trommelnd sitz ich hier.​

H.A. hier genannt Tolkien
 
Werbung:
Schutz


Die erste Zeit recht wohl behütet,
entdeckst Du Deine kleine Welt,
die Kindheit wird Dir wohl vergütet,
der Sinn steht nicht nach Ruhm und Geld.

So viele kleine Tippelschritte,
erweitern Deine eigene Welt,
sie tragen Dich in Deine Mitte
und manchmal auch ins Himmelszelt.

Du schaust mich an, bist ganz erschrocken,
mit Kulleraugen gross und blau,
Du bist so süss, lässt mich frohlocken,
machst mich so froh, wenn ich Dich schau'.

In meiner Hand, die ich Dir biete,
bist Du ein Leben lang geschützt,
denn sie verschenkt Liebe und Güte,
hat vielen Leben schon genützt.

Gerate wohl, mein Kleiner,
ich lass' Dich nun wieder los,
der neue Tag ist Deiner
und bald schon bist Du gross.

hu64q00qt2z.jpg



H.A. - hier genannt Tolkien
 
Worte


Grosse Kraft wohnt innen drin,
wenn man sie denn spricht,
sagt man sie nur leicht dahin,
wirken sie dann oftmals nicht.

Gepaart mit einem strengen Blick,
aus kalten Augen abgeschossen,
treffen sie uns dann ins Genick
und manche Träne wird vergossen.

Am Boden liegt dann das Gemüte,
fühlt sich an wie strenger Frost,
verwelkt scheint Deine Lebensblüte,
bei so einer harten Kost.

Kommen wieder bessere Tage,
heben Deine Laune dann,
sonniger ist nun die Lage,
dass Dein Herz aufatmen kann.

Gesprochen Wort, es regt Dich an,
gepaart mit einem Lächeln zart,
führt es Dich hoch die Leiter dann,
hier oben ist nun nichts mehr hart.

Dein Herz geht auf geschwind,
ein liebes Wort hat voll getroffen,
bist glücklich wie ein kleines Kind
und schwebst fast wie besoffen.



H.A. - hier genannt Tolkien
 
@Tolkien, herrlich leichtfüßig und sensibel ausgedrückt! Ich dachte beinahe an Ringelnatz...

Dazu fällt mir eine kleine Erzählung ein, die ich von einer russischen Schullehrerin kenne:

Einem armen Elternpaar lag sein einziges Kind krank und heftig fiebernd darnieder. Für einen Arzt hatte es aber kein Geld, und so ließ es den Dorfweisen kommen, denn dieser wusste manche wundersame Arznei. Der Dorfweise trat sachte zu dem Kinde herzu und betrachtete es sorgsam. Doch was tat er dann? Weder holte er eine Medizin hervor noch ordnete er der Mutter eine Kur an - nein, er setzte sich zu dem Kinde an das Bett, strich ihm sanft über das lockige Haar und sprach mit sanfter liebevoller Stimme: "Herr der Welt, segne und beschütze dieses Kind!" Und siehe da, schon wurde das Kind ruhig und schlief selig ein. Dann tröstete er die Eltern und versicherte ihnen: "So der Himmel es will, wird euer Kind in zwei Tagen wieder gesund sein!" Darüber war die Mutter sehr froh und dankte ihm herzlich, und soeben wollte sie ihn aus dem Hause geleiten, als der Vater ihm spottete und ihn verlachte: "Ha! Mit frommen Sprüchen wollt ihr ein Kind heilen? Ihr seid doch nichts besseres als ein Quacksalber und Pfuscher!" Da blickte der Dorfweise dem hämisch grinsenden Manne gerade und scharf in die Augen und entgegnete ihm erbost: "Mann, du bist ein alter gottloser Narr!" Darüber allerdings wurde nun der Gescholtene überaus zornig, seine Halsadern schwollen an, sein Gesicht errötete, die Augen quollen hervor, er bebte und ballte seine Fäuste, und hätte ihn seine Frau nicht mit einiger Mühe zurückgehalten, er wäre dem Dorfweisen wohl an die Kehle gesprungen. "Nun, siehe selbst", sagte da dieser gemahnend zu dem Vater, "welche Macht bloße Worte innehaben: Denn gerade so, wie meine Worte dich bis in deine Leiblichkeit hinein in einen wütenden Teufel verwandelt haben, so vermögen meine Worte zu dem Kinde, es wiederum gesund zu machen." - Und in der Tat: Zwei Tage später schon spielte das Kind gesund und munter mit seinem Hündchen auf der blühenden Frühlingswiese.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Tolkien, herrlich leichtfüßig und sensibel ausgedrückt! Ich dachte beinahe an Ringelnatz...

Dazu fällt mir eine kleine Erzählung ein, die ich von einer russischen Schullehrerin kenne:

Einem armen Elternpaar lag sein einziges Kind krank und heftig fiebernd darnieder. Für einen Arzt hatte es aber kein Geld, und so ließ es den Dorfweisen kommen, denn dieser wusste manche wundersame Arznei. Der Dorfweise trat sachte zu dem Kinde herzu und betrachtete es sorgsam. Doch was tat er dann? Weder holte er eine Medizin hervor noch ordnete er der Mutter eine Kur an - nein, er setzte sich zu dem Kinde an das Bett, strich ihm sanft über das lockige Haar und sprach mit sanfter liebevoller Stimme: "Herr der Welt, segne und beschütze dieses Kind!" Und siehe da, schon wurde das Kind ruhig und schlief selig ein. Dann tröstete er die Eltern und versicherte ihnen: "So der Himmel es will, wird euer Kind in zwei Tagen wieder gesund sein!" Darüber war die Mutter sehr froh und dankte ihm herzlich, und soeben wollte sie ihn aus dem Hause geleiten, als der Vater ihm spottete und ihn verlachte: "Ha! Mit frommen Sprüchen wollt ihr ein Kind heilen? Ihr seid doch nichts besseres als ein Quacksalber und Pfuscher!" Da blickte der Dorfweise dem hämisch grinsenden Manne gerade und scharf in die Augen und entgegnete ihm erbost: "Mann, du bist ein alter gottloser Narr!" Darüber allerdings wurde nun der Gescholtene überaus zornig, seine Halsadern schwollen an, sein Gesicht errötete, die Augen quollen hervor, er bebte und ballte seine Fäuste, und hätte ihn seine Frau nicht mit einiger Mühe zurückgehalten, er wäre dem Dorfweisen wohl an die Kehle gesprungen. "Nun, siehe selbst", sagte da dieser gemahnend zu dem Vater, "welche Macht bloße Worte innehaben: Denn gerade so, wie meine Worte dich bis in deine Leiblichkeit hinein in einen wütenden Teufel verwandelt haben, so vermögen meine Worte zu dem Kinde, es wiederum gesund zu machen."

@Werdender, Du hebst mich ja in Gefilde..... aber danke für die Blumen.;)

Eine wirklich sehr sehr schöne Geschichte, die wie "die Faust auf's Auge" passt und eine wunderbare Ergänzung ist. Sie unterstreicht den Sinn des Gedichtes wunderbar.
Vielen Dank dafür!:)
 
Ritual


Einsam - ganz für Dich,
warst Du hier am Feuer,
warst so fremd für mich
und mir nicht geheuer.

Doch etwas in Dir drin,
sprach mich an sofort,
zog mich zu Dir hin,
hier an diesen Ort.

Bist mein Führer heute,
für die eine Reise,
sind noch andre Leute,
stellst mich vor ganz leise.

Wollen uns erkennen,
unseren ganzen Clan,
uns beim Namen nennen,
jeden alten Ahn'.


7c3zvz1jpva.jpg


Wirklichkeit verschwimmt bald,
Traumwelt übernimmt,
Tageswelt erlischt kalt,
real nun nichts mehr stimmt.

Warm wallt er herüber,
der Nebel andrer Zeiten,
stülpt mir Wissen über,
wird die Sinne weiten.

Dann stimmst Du den Tanz an,
erhebst Dein weises Haupt,
tust, was nur ein Mann kann,
der an die Natur noch glaubt.



Bringst alles zusammen,
steht nun hinter mir,
Kraft ist hier beisammen,
trommelnd sitz ich hier.​

H.A. hier genannt Tolkien


wunderschön geschrieben
danke für alles (y)
 
Werbung:
Zurück
Oben