nein, ich interpretiere hier gar nichts, sondern lese einfach nur das, was da steht. Da steht in der Genesis nichts von einem Christus, sondern davon, dass dieser Schöpfergott YHWH Himmel und Erde erschaffen habe. Es steht da auch, dass zunächst nur der Geist dieses Gottes über dem Wasser schwebte. Im hebräischen Text steht an dieser Stelle das Wort „ruch (רוּח)“, dass in der griechischen Septuaginta völlig richtig als „anapnoi (αναπνοή)“, also der Atem übersetzt wird. Von einem Wort oder Logos ist da also zunächst keine Rede.
Lieber Merlin,
Folgendes steht geschrieben (Johannes 1):
"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht ......"
Hier ist von Gott die Rede und vom Wort, das bei Gott ist - ganz klar zwei verschiedene Wesen. Dann lesen wir weiter dass dieses Wort - eben DASSELBE - im Anfang bei Gott war: wir erkennen, dass das Wort - ganz im Gegensatz zu Gott, der schon ewig ist - einen Anfang hat. Dann lesen wir auch noch, dass eben DASSELBE Wort alles erschaffen hat!
Das bei Johannes mit "Wort" umschriebene Wesen erkennen wir heute als den Sohn Gottes, Christus - im AT oftmals als Jahwe benannt. Also nicht Gott, sondern Christus hat erschaffen, was hier mit "allen Dingen" umschrieben wird.
Du interpretierst hier, das 'Wort' Als Schöpfergott. Wenn Du wirklich liest, was da steht, erkennst Du, dass nicht Gott Schöpfer aller Dinge ist - sondern Christus - der NICHT Gott ist, denn hier ganz klar mit einem Anfang ausgestattet wird und somit nicht Gott sein kann.
Einige Jahrhunderte später hatte sich dann Jesus in Galiläa aufgemacht, um das Wort Gottes von einer besseren Welt zu verkünden. Er trat damit in die jüdische Tradition der Propheten, die auch von einer besseren Welt für das geknechtete Volk Israels träumten. Sie banden ihre Hoffnung auf das Wiederkommen des in den Himmel entrückten Propheten Elias, der den Weg zu einem Reich YHWH auf Erden bereiten sollte:
Jesaja 40[1] Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott; [2] redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass die Dienstbarkeiten ... [3] Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, eine ebene Bahn unserm Gott.
Die Aufgabe Jesu Christi war die Erlösung - dadurch unterschied er sich klar von den vorangegangenen Propheten. Elias Wiedergeburt wurde nicht oder erst zu spät erkannt - Johannes der Täufer. Allerdings ist hier nicht von einem Reich Gottes auf Erden die Rede. Die Seele ist geistiger Natur und wird in das geistige Reich Gottes eingehen - sobald sie das Rad der Wiedergeburten durchbrochen haben wird - wenn alle Untugenden abetragen sind.
Auch bei Maleachi 3[1] spricht Gott davon, dass er einen Engel eines neuen Bundes senden werde, der ihm den Weg bereiten soll. Genau diese Verse findest Du auch in den Evangelien zu Beginn der Mission Jesus:
Markus 1[2] Wie geschrieben steht in den Propheten: „Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da bereitet deinen Weg vor dir“ [3] „Es ist die Stimme deines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Stiege richtig.
Auch hier sehen wir den Hinweis auf Johannes den Täufer, der in der Wüste auf das Kommen des Erlösers hinwies.
Das Evangelium nach Johannes ist das jüngste der Evangelien und da wird der Wandel von Jesus hin zu einem Christus schon sehr deutlicher, die dann auch letztlich zum Gedanken der christlichen Trinität führt. Eine Entwicklung, die man auch schon in Zusammenhang mit Markus und den Evangelien von Lukas und Matthäus erkennen kann.
Christus ist der Sohn Gottes. ER nahm eine Inkarnation auf sich und trug auf Erden den Namen Jesus. Wie hätte er alle Dinge im Himmel und auf Erden erschaffen können, hätte es IHN vor der Zeit Jesu nicht gegeben? Schliesslich gab es ihn schon vor Abraham - es muss ihn doch vor der Entstehung des materiellen Kosmos schon gegeben haben.
Die Trinität ist eine Erfindung von Menschen und ergibt keinen Sinn. Dass Christus nicht Gott ist haben wir oben gesehen und "den heiligen Geist" gibt es in der Form nicht. Es gibt sehr wohl 'die heiligen Geister' - damit sind alle Gott treu gebliebenen Engel gemeint. Einige von ihnen traten dann später als Geister der Wahrheit auf, um das Wort Gottes zu verkünden.
Dies geschieht heute noch.
Entscheidend beim Evangelium nach Johannes ist aber der Vers [35] in dem Johannes der Täufer in Jesus das Lamm erkennt. Damit wird deutlich, dass es nicht um Gott selbst geht, sondern das Lamm, das geopfert werden muss - also der Knecht Gottes, der hinwegnimmt die Sünden der Welt.
Wobei entscheidend ist, dass die Erde damals, also noch vor der Erlösungstat, gänzlich im Machtbereich Luzifers stand. Mit "der Sünde der Welt" war somit die Schuld aller Wesen gemeint, die zum Abfall von Gott führte:
eben die Sünde der Welt!
Fälschlicherweise nehmen viele Menschen an, damit seien ihre Sünden gemeint, die dadurch vergeben wurden. Wie hätte Gott oder Christus wissen sollen, wer was sündigt. Es wiederspräche dem freien Willen. Auch hätte das Menschenleben keinen Sinn mehr - denn es dient dem Ablegen der Untugenden, die die Wesen nach dem Geisterfall angenommen hatten.
Ich weiß nicht, ob es wirklich gelingen kann, Dein Weltbild mit der Welt der Bibel zu sanktionieren? Erst unlängst hatte von den messianischen Juden und ihren Problemen in Israel gelesen. Es sind Juden, die nach den jüdischen Religionsgesetzen leben und dennoch an Jesus als den Messias glauben. Wenn man so will, eine Neuauflage der Judenchristen.
Was heisst hier sanktionieren? Dass Du die Bibel teilweise recht eigenwillig auslegst, haben wir dargestellt. Dem Leben und Sterben Jesu Christi muss ein vernünftiger Sinn zugeordnet werden.
Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass sündige Menschen erschaffen wurden, damit Gott seinen Sohn qualvoll quälen lässt für eben diese Sünden - dies ergibt keinen Sinn.
Was da in Bezug zu den orthodoxen Juden geschieht, erinnert mich sehr stark an die unversöhnlichen Erzählungen aus den Evangelien und der Apostelgeschichte. Wenn ich dazu noch Deine Vorstellungen gegenüberstelle, wird die Kluft zwischen den Juden, Judenchristen Christen und Dir noch deutlicher.
Ich weiss nicht, welche unversönlichen Erzählungen Du hier ansprichst. Wenn Du hier jene Menschen als Christen bezeichnest, die an ein Reich Gottes auf Erden glauben - etwa im Sinne des Glaubens der ZJ - dann haben wir in der Tat etwelche Unterschiede. Allerdings gibt es auch Christen, die an die Reinkarnation, den Engelsturz alsUrsache und die Erlösung durch Jesus Christus von der Sünde des Abfalls glauben und an Christus, den König der Geisterwelt Gottes.
lg
Syrius