Wege der Poesie

Die Frage

Was sind wir für Wesen, so stellt sich die Frage,
wenn man nur ein wenig am Werdegang rührt.
Genauer besehen ergibt sich die Lage,
dass eigentlich nichts unser Herkommen ziert.

Zwar sehen wir uns als von Gott her geschaffen
und stellen den Anspruch auf Obrigkeit,
doch sieht man sich um so stehen die Affen
oft höher als manche in unserer Zeit.

Denn sicher verloren, in tausenden Jahren,
wir was uns gegeben durch göttliche Pracht
und zeigen gar manche nur mehr ein Gebaren,
das einstmals, in der Form, für uns nicht gemacht.

Doch sieht man sich weiter als Krone des Lebens
und dazu als Mensch, welch' Hohn an der Welt.
Nur, was uns einst ehrte das sucht man vergebens,
es floh vor der Gier um Macht und um Geld.

Die Werte von einst, die menschlich sich nennen,
wie Wahrheit, wie Ehre, ja selbst das Gefühl,
sie kann man im Heute wohl kaum noch erkennen,
im Lärm dieser Zeit gilt ein anderes Ziel.

So stellt sich die Frage ob denn noch gegeben
was Menschen einst wirklich zu Menschen gemacht,
ob Liebe, ob Träume, ob Tränen im Leben
noch Sinne berühren, wie einst es gedacht.

H. G. W.
 
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Rosen des Herzens

Rot
wie die Rose
war jener Tropfen Blut,
auf den wir
unsere Liebe schworen.

Gelb
wie die Rose
ist meine Verzweiflung,
nachdem du
alles gebrochen hast.

Und erst jetzt
wird mir klar,
dass auch die Rosen
des Herzens
Dornen tragen.

H. G. W.
 
Und mancher sagt, und das ist sicher nicht ganz ohne,
Liebe ist nur eine chem. REaktion, es sind nur die Hormone....

Ein Mensch
(nach Eugen Roth)

Ein Mensch, als solcher hormonell,
zielt scharf, wie einst auch Wilhelm Tell,
nach einem Weibe Namens Frieda,
da diese wohlgestellt und bieder.

Im Banne seiner Liebesdrüsen
sieht man ihn ständig zu ihr düsen
um endlich, so vom Drang gefangen,
bei ihr ans Ziel halt zu gelangen.

So schenkt er ihr die schönsten Rosen
damit bereit sie zum Liebkosen,
nur scheint er, trotz der Liebesgaben,
kaum ins Kontor damit zu schlagen.

Im Sturme seiner Heißgefühle
entgeht ihm nämlich ihre Kühle,
und merkt er nicht, wie soll man sagen,
dass transvestitisch ihr Gehaben.

Doch als er, was ihn gleich zerdrückte,
dann beim Rasieren noch erblickte,
als heimlich er durchs Fenster sah,
war er dem Herzinfarkt fast nah.

Auf jeden Fall, des Menschleins Glut,
sie war dahin, wie all sein Mut,
denn was Hormone ihm gebracht,
das hat ein Bart zur Sau gemacht.

H. G. W.
 
Ihr bleibt vereint, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.


Der Tag wird kommen


Ganz sicher wird auch jener Tag sich zeigen,
an dem es an das Abschiednehmen geht
und wo, was jedem Leben eigen,
wohl auch das Ende aller Dinge steht.

Zumindest jene die zwei Körper finden,
die Haut an Haut und voller Lust erglüht.
Nichts wird mehr Sinne leidenschaftlich binden,
sobald das Fühlen mit dem Tode flieht.

Denn nichts kann diesen auch bezwingen,
zumindest nichts was durch den Atem lebt.
Der große Abschied kann Zäsur nur bringen,
selbst wenn danach wohl keiner von uns strebt.

Doch eines kann er sicherlich nicht wenden,
dass Liebe dann auch weiterhin besteht.
Sie lebt oft stärker auf wenn Leben enden,
bis sie dann selbst den Weg ins Jenseits geht.

H. G. W.
 
Dann werden wir uns wiedersehen,
du kannst dich ja kümmern, wenn du willst,
dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint -
dass die Sonne scheint, dass sie wieder scheint.

Songtext Die toten Hosen


Holt mich der Tod

Holt mich der Tod so weine nicht.
Bleib nicht in Trauer hangen.
Sieh, unser Weg er trennt sich nicht,
bin nur vorausgegangen.

Vorausgegangen in ein Land
das noch kein Lebender geseh'n.
Das uns so gänzlich unbekannt.
Ich denke, es ist es trotzdem schön.

Doch du verharre nicht im Leid.
Verdirb dir nicht dein Leben.
Auch tiefste Wunden heilt die Zeit,
zum Glück ist’s so gegeben.

Sieh immer nur das stille Glück.
Die wunderbaren Stunden.
Denk an die schöne Zeit zurück
in der wir uns gefunden.

Und führt dein Weg auch dich einst fort,
bis in den Todesgarten,
hab keine Angst ich werde dort
ganz sicher auf dich warten.

H. G. W.
 
denn dein Wert ist unendlich für diese Welt.

© Fee Osa Greif

Unser Wert für die Welt

Nein, diese Welt sie braucht uns nicht,
sie kommt auch ohne uns zurecht,
denn unser Wert ist Menschensicht,
doch wirklich sind wir für sie schlecht.

Alleine wie wir auf ihr leben
ist für die Umwelt steter Graus,
als würde es keine Ende geben,
so toben wir uns auf ihr aus.

Oh nein, die wilde Menschenherde,
hat keinen Verständnis für die Welt,
sie bringt Verdammnis auf die Erde
in ihrem Kampf um Macht und Geld.

Denn diese sind allein ihr wichtig,
geht damit auch der Globus flöten,
was für sie gut wär das ist nichtig,
man rafft, muss man dafür auch töten.

Sie hat für aller Zukunft Sorgen
nicht einen Blick, das lohnt wohl nicht,
was zählt denn schon die Welt von morgen,
wenn sie dem Heute nur entspricht.

Nur lange wird es nicht mehr dauern
und diese Erde schlägt zurück,
selbst wenn wir in Beton uns mauern
holt sie von uns sich Stück für Stück.

Und letztlich, so viel steht wohl fest,
verschlingt sie uns mit Haut und Haaren,
wird alles, bis zum letzten Rest,
mit Sicherheit zur Hölle fahren.

H. G. W.
 
Lasst mich leben.

Lasst mich leben! Lasst mich leben!
Warum quält ihr mich so sehr?
Hab’ doch alles euch gegeben,
lange trag’ ich’s nimmermehr.

War doch immer wohlgesonnen.
Hab’ auch ständig vorgesorgt.
Als einst eure Zeit begonnen,
gab ich einen guten Hort.

Wo ist nun der Dank für alles?
Seht ihr nicht, was ich getan!
Selbst im besten Fall des Falles,
lebt ihr doch im Größenwahn.

Nichts ist nämlich zu erkennen
was noch gut man deuten mag.
Wie man Ratten weiß zu nennen,
seit ihr einzig nur noch Plag’.

Eure Taten, die gegeben,
sind für mich der reinste Frust.
Ist Gewalt, Zerstörungsleben,
wirklich eure größte Lust?

Ich wollt’ stets in Frieden leben,
ohne Ärger, ohne Harm.
Hab’ den Finger euch gegeben,
doch ihr nahmt den ganzen Arm.

Nun ist mir die Kaft genommen
und ich fühle, dass ich sterbe.
Kommt, lasst mich nicht so verkommen;
ich bin’s, euer Freund - die Erde.

H. G. W.
 
Narrenspiel

Helau, die Narren schreien wieder
und sind auch überall präsent,
ja plärren ihre Schunkellieder
wie man das von den Brüdern kennt.

Alaaf, wie gut dass es das gibt
so Tage voller Tollerei,
die bei den Leuten so beliebt
weshalb die Masse gleich dabei.

Lei Lei, jetzt heißt es Faxen machen,
ist's angebracht, dass man verrückt,
ja lässt man es gleich richtig krachen
damit der Alltag nicht so drückt.

Meh Meh, wenn hoch die Beine fliegen
da zeigt sich endlich was man kann,
und stimmt, im Hirn schon Krämpfe kriegend,
zum x-ten Mal den Schlachtruf an.

Muh Muh, ist das nicht wunderbar
die Narretei treibt‘s mit Musik,
damit, wie ja in jedem Jahr,
sie nicht so mächtig offen liegt.

Allein, verklingt der letzte Ton
verändern sich nur die Gestalten.
Ist auch die Stimmung dann davon,
bleiben die Narren uns erhalten.

H. G. W.

Zum allgemeinem Verständnis, aus der Mundart in die Schriftsprache übersetzt.
 
Das Alter

Alter ist, so will ich sagen,
zählbar nicht nach Jahr und Tagen,
denn ob alt wer oder jung,
hier zählt wohl einzig nur der Schwung.

Da zeigt ein Mensch, der viel an Jahren,
dadurch geläutert und erfahren,
oft mehr Elan als junges Leben,
mit Internet und Nullbockstreben.

Und umgekehrt, ein junger Spund,
zeigt träge sich aus manchem Grund,
obwohl er längst nicht so verbraucht,
die Jahre etwa ihn geschlaucht.

So glaube ich, dass alt erst wird,
wer Interessen halt verliert,
denn Neugier und mit Freude streben,
verhindern ein verkalktes Leben.

H. G. W.
 
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Dann hat die Gegenwart noch Zukunft

© Jutta Schulte
(*1961), deutsche Dichterin und Aphoristikerin


Zukunftsahnen

Für die Zukunft, und das Leben,
läutet längst schon der Alarm,
denn, statt positiv zu Streben
leben wir, dass Gott erbarm'.

Leben wir, als wär es möglich
was wir wollen zu erschaffen,
zeigen wir uns unerträglich,
so wie wir uns wichtig machen.

Fehlt es uns, und das schon lange,
an den Werten die einst galten,
stehen wir nur noch im Drange
auszubeuten, zu verwalten.

Bleibt damit auch auf der Strecke
was einst unter Freiheit stand,
wo man nicht an jeder Ecke
Repressalien noch fand.

Ist das Leben, das wir leben,
nur der Abklatsch seiner statt,
das, wie es uns vorgegeben,
nichts in sich von Leben hat.

Sind wir ja nur eine Herde
die von anderen getrieben,
ist, damit gedacht nicht werde,
uns nichts menschliches geblieben.

Trotten wir ja nur mehr willig
nach dem Takt der Obrigkeit,
während diese, dazu billig,
der Ergebenheit sich freut.

Und allein aus diesem Grunde
nie der Mensch die Zukunft ziert,
eher geht er vor die Hunde,
da er zur Maschine wird.

H. G. W.
 
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