"Ausbildung" und "Studium" sind gut, wenn derjenige sie gerne und Begeisterung macht. Ansonsten macht man das Spiel des Kapitalismus und des "Wettbewerbs" mit, was bedeutet, wenn einer schneller rennt (= "bessere Ausbildung") auch alle anderen schneller rennen müssen. Im Endeffekt hetzen wir uns so alle ab und kommen kein Stück vorwärts. Selbst wenn wir Materiell erfolgreich sein sollten, macht uns das innerlich kein Stück fröhlicher.
Man sollte hier auch unterschieden zwischen "Zwängen" und "Faulheit" was eine Gegenreaktion auf die Zwänge ist. Kinder lernen mit Begeisterung und wenn sie hinfallen dann stehen sie wieder auf. Je größer man wird, desto mehr "lernen" wir Zwänge kennen. In der Schule erhalten wir schlechte Noten, wenn wir nicht das lernen was gerade verlangt wird und wenn man mit macht wir man "belohnt". Doch lernt man während seiner Schulzeit weniger als in den ersten 6 Lebensjahren! Wissen, das unter Zwang erworben wird ist gefühllos / nutzlos.
Das was wichtig ist, ist die Begeisterung der Kinder aufrecht zu erhalten und sie mit dem zu füttern was sie wirklich brauchen. Es gibt Menschen, die lernen Sprachen in wenigen Monaten. Ihr Erfolgsrezept ist ihr Wille es zu tun und ihre Freude daran es zu benutzen! Bei Mathematik ist es ähnlich, wenn jemand mit Begeisterung mit Zahlen umgeht, der versteht es viel leichter. Doch warum soll man jemanden, der gerade von der Mathematik begeistert ist dazu zwingen jetzt Englisch oder Latein zu lernen?! Nur weil es andere wollen oder meinen besser zu wissen was für einen selbst das Beste ist?
Das Problem ist, dass Kinder irgendwann ihre Begeisterung verlieren, was eben daran liegt, dass sie nicht dazu animiert wurden das zu tun was sie wirklich wollen. Kinder in der 1. Klasse spielen noch, aber sie lernen noch, wenn man sie lässt, auf ihre Art sehr schnell. In der 3./4. Klasse schon sind viele Kinder soweit, dass sie nichts mehr selbstständig lernen. Warum auch, sie werden ja auch nur belohnt wenn sie das lernen, was man ihnen sagt. Entweder machen sie mit oder sie rebellieren, was sich in "Faulhaut" und der Flucht in Drogen und Computerspielen äußert. Aber selbstständiges Lernen wird fast komplett "aberzogen".
Das System, wie es gerade noch vorherrscht wird zusammenbrechen, weil es Disharmonien hervorruft, die ständig stärker werden.
"Wirklich brauchen" und "wirklich wollen" sind nun sehr dehnbare Begriffe.
Ich denke, der Grundgedanke dahinter ist nicht besonders sinnvoll - letztendlich lernen Kinder am Modell (und das sind bei kleineren Kindern in aller Regel die Eltern).
Was ihnen vorgelebt wird "wollen" sie auch.
"Die Begeisterung verlieren" tun sie in der Regel in der Pubertät und das ist auch ein ziemlich normaler Prozess und besonders da gilt es "durchzuhalten" (und auch das will gelernt sein).
Spätestens seit 1965 (Rosenthal Experiment) weiß man, dass Motivation, Leistung, Freude am Lernen, Selbstbild usw. allein mit den (sogar falschen) Annahmen eines einzigen Lehrers zusammenhängen können.
"Selbständiges Lernen" ist auch so ein Begriff mit einem hohen Interpretationsspielraum - sicherlich war der damalige Frontalunterricht nicht die beste Methode, zum Lernen zu motivieren.
Dein Beispiel, dass man in den ersten sechs Lebensjahren am meisten lernt, ist so einfach nicht: es gibt große Unterschiede beim Lernen - manches ist einfach nur Prägung, vieles entwicklungsphysiologisch bedingt (das lernt so gut wie jeder nebenher), etliches läuft rein auf der kognitiven Ebene ab und manche Prozesse lernen manche nie (und merken das auch in der Regel lebenslang nicht).
In der Regel baut eines auf dem anderen auf.
Ich habe damals noch das Abitur mit 19 (G9) gemacht und ich werde nie vergessen, dass bei mir "der Groschen" so richtig erst in der 11. Klasse fiel - ab da machte das Lernen total Spaß, ich begriff, welchen Sinn es machte, erlebte, wie gut man sein Gehirn "autonom" nutzen kann und ich war tieftraurig, als die Schule mit der 13. Klasse endete.
Auch Lernen braucht so etwas wie "Lebenserfahrung" oder gar "Reife", bestimmte Prozesse kann man nicht "vorverlegen" und ich sehe G8 extrem kritisch. Einige Kinder werden kaum in den Genuss kommen, diese Erfahrung zu machen und für diese wird Lernen vielleicht immer leicht aversiv behaftet sein - sehr schade.